ich habe mich die letzte Woche mit einem Neuzugang beschäftigt. Wie jedes neue Radio muss es gegenüber dem Gerätebestand ein klares Alleinstellungs- merkmal also eine Besonderheit haben. Das ist eine Selbstbeschränkung, damit die Sache nicht aus dem Ruder läuft und auch die Ehefrau damit leben kann. Im vorliegenden Fall ist es ein Frequenzbereich ab 2,2 MHz, also dem 120m Tropenband. Dort findet sich zwar nur noch selten eine Rundfunkaussendung, aber dafür ist das 75m-Band gleich mit abgedeckt, das in den allermeisten Radios fehlt und wegen der Bedingungen im Sonnenfleckenminimum rege genutzt wird. Zwar wird dieses Band auch von diversen Amateurfunkgeräten hier abgedeckt, aber die Klangqualität reicht in keiner Weise an den RCA-Apparat, einer Auftragsarbeit an Graetz in der britischen Zone aus dem Jahr 1956. Genauere Hintergründe habe ich nicht in Erfahrung bringen können.
Zu dem raren Gerät, das auch im Radiomuseum.org fehlte und erst angelegt werden musste, fehlt auch ein passendes Schaltbild. Es könnte schon sein, dass ich angesichts der momentanen Lage ein Schaltbild selber zeichne, aber es dürfte ungefähr dem französischen Armee-Empfänger RR49A entsprechen, wenn man sich Vorstufe und BFO wegdenkt.
Das Radio ist ein Einfachsuperhet mit einer ZF von 460 kHz und umfasst 3 AM-Frequenzbereiche. Das Gerät, das nur eine Kondensatorkur verpasst bekam, wird daher unter der Rubrik "Analoge Radios, Bilder-Galerie Radio" vorgestellt. Interessant ist vor allem der verwendete Dreifach-Elko, ein derartiger Typ ist mir bislang noch nicht unter die Pupille gekommen:
Drei 33µF/350V Radialelkos (105°C) habe ich im Original-Elkogehäuse versteckt! Ursprünglich waren auch "Malzbonbons" verbaut, die glücklicherweise schon mein Vorgänger ersetzt hat.
@wumpus: Das Gerät hat folgende Daten (für die Welt der Radios): Admin:Danke, aufgenommen.
Modell: RCA (67 QR 53W) Fa. Graetz / Radio Fernseh Elektro GmbH Herstellungsjahr: 1956
Beschreibung:
Das Gerät war für den Export bestimmt und beeinhaltet das Tropenband 120m Es gibt keinen Erdanschluss, die Antenne ist eine hochohmige Wurfantenne
Technische Daten:
Schaltung: Superhet Röhren/Halbl.: 5 (6BE6, 6BA6, 6AV6, 6AK6,6X4) Kreise: 6 AM Frequenzen: MW, 2xKW Bereich A = 520 - 1650 kHz Bereich B = 2,2 - 7 MHz Bereich C = 7 - 22 MHz Lautsprecher: 2 (13cm und Hochtöner) Spannungen: 110-127-150-180-220 Volt Wechselstrom Gehäuse: Holz mit Wallnussfurnier Skala: rechteckig, mittig Abstimmung: 2-fach-Dehkondensator Komfort: Gute Empfindlichkeit, Klangregler, Lupe für KW2 Gewicht: 7,3 kg Maße: 40,6 x 33 x 25,4 cm
Bis auf die NF-Endröhre gibt es deutsche Vergleichsröhren: EK90 Eingang/Mischer, EF93 ZF, EBC91 Demodulation/NF, EZ90 Gleichrichter
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Wer bei wem geistige Anleihe genommen hat, ist schwer zu sagen, denn alles spielte sich zwischen 1955 und 1957 ab. Wahrscheinlich werden die Franzosen aber die Hauptarbeit geleistet haben.
Danke für die Vorstellung dieses interessanten Gerätes!
Nachdem ich schon seit Jahren von diesen Graetz-Geräten für RCA Kenntnis habe, war ich überrascht, dass die normalerweise erfolgbringende Schaltplansuche in Sam's erfolglos verlief. Auch Beitmans kennt das Gerät nicht.
Damit und auf grund der fehlenden Netztrennung bei Entfernen der Rückwand, die damals Standard für Geräte zum Vertrieb in den USA war, scheint mir dieses Gerät für einen anderen Zielmarkt gebaut zu sein. Die Tropen- bzw. Fischereibänder könnten da ein Hinweis sein.
Ist etwas von der Geschichte dieses Gerätes bekannt - z.B. Reimport von....?
es ist natürlich nicht auszuschliessen, dass so mancher Besitzer damit auch den Seefunk abgehört hat. Für die komplette Grenzwelle fehlen aber gut 500 kHz an Abstimmbereich.
Ich habe definitiv nur 2 Quellen überhaupt gefunden:
Eine Reklame von RCA im Augustheft des Foreign Service Journal 1956:
Selbst Jens Dehne kann auf seiner Graetz-Seite kein Frontbild dieses Empfängers vorweisen! Aus einem amerikanischen Blog ging ein Besitzer aus Peru hervor.