hier die Vorstellung eines kleinen, einfachen Superhets der Schweizer Firma Paillard aus Sainte Croix. Das Gerätchen stammt aus dem Jahr 1952 und hat noch kein UKW. Die Schaltung ist konventionell mit den Rimlock-Röhren ECH42, EF41, EBC41, EL41 und AZ41 und der EM34. Es hat noch keine Ferritantenne, ist aber für kurze Antennen sehr empfindlich, mit einem Meter Draht gab es ganz ordentlichen Empfang auf LW (natürlich mit Störungen), und mit der Aussenantenne gibt es hervorragenden KW-Empfang. Die Schwundregelung arbeitet sehr gut, hier wurde die Regelspannung mit einer separaten Diode erzeugt und nicht das NF-Signal angezapft. Für die verzögerte Regelung wurde in die Minus-Leitung ein Widerstand eingefügt, um eine negative Hilfsspannung zu erzeugen, welche die Diode negativ vorspannt, so dass die Regelung erst ab einer Mindest-Signalstärke anspricht.
Das Gerät ist in einem sehr guten Zustand, nur das Lautstärke-Poti muss repariert oder ersetzt werden, es hat Wackelkontakt und der Netzschalter, der auf dem Poti sitzt, geht ebenfalls nicht. Da es ein ganz normales Poti ist, kann es problemlos ersetzt werden. Die Elkos sind in Ordnung und haben kaum Leckstrom, und die übrigen Kondensatoren sind von guter Qualität (keine Teer- oder Papierkondensatoren), die kritischen habe ich überprüft, sie hatten keinen messbaren Leckstrom. Notwendig war aber eine Reinigung, neben Staub wimmelte es von Spinnennetzen, siehe Bild:
Das Magische Auge ist wie zu erwarten fast blind, ansonsten funktioniert alles. Der Klang ist für die Gehäusegrösse gut, der Bass ist logischerweise eher schwach, aber das kann man ja mit einem Zusatzlautsprecher verbessern.
Das Gehäuse sieht ebenfalls gut aus, hier reicht eine kleine Auffrischung oder Reinigung.
Hier noch das Chassis, der Drehko ist sehr gross und hat recht dicke Platten und grosse Plattenabstände. Eine Besonderheit: Die Schallwand ist fix am Chassis montiert und nicht am Gehäuse wie sonst üblich.
Die Rückwand: Hier fällt die Zuführung der Netzspannung auf. Zwischen der Rückwand und dem Chassis hat es eine Steckverbindung (die beiden Stifte am Chassis), so dass das Chassis beim Entfernen der Rückwand automatisch spannungslos wird. Ist zwar sicher, aber für Abgleicharbeiten nicht gerade praktisch.
@Rainer: Selbstverständlich darfst du dieses Gerät in das Museum aufnehmen, hier noch Daten:
Hersteller: Paillard AG Schweiz, Typ 4305 Baujahr: 1952
Empfangsprinzip: Superhet, 6 Kreise
Röhren: 6 (ECH42. EF41, EBC41, EL41, AZ41, EM34)
Wellenbereiche: LW, MW, KW
Lautsprecher: dynamisch
Abmessungen: 39*25*17cm
Gewicht: ca. 5kg
Besonderheiten: sehr kompaktes Gerät, keine Ferritantenne
!!!
Fotos, Grafiken nur über die
Upload-Option des Forums, KEINE FREMD-LINKS auf externe Fotos.
 Â
!!! Keine
Komplett-Schaltbilder, keine Fotos, keine Grafiken, auf denen
Urheberrechte Anderer (auch WEB-Seiten oder Foren) liegen! Solche Uploads werden wegen der Rechtslage kommentarlos gelöscht!
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
Vielen Dank für die Gerätevorstellung und für das Bildmaterial.
Die mechanische Kopplung von Netzstecker und Rückwand gab es bei Importgeräten bis Anfang der achtziger Jahre. Die Anforderungen an die technische Sicherheit der Geräte ging soweit, dass auch Fernsehgeräte eine Netztrennung haben mussten. Wechselstromgeräte ohne Netztrennung gab es nicht. Deshalb hatte ich bei solchen Reparaturen stets eine Anschlussschnur dabei, um mir die Demontage zu ersparen.
ob Paillard gross exportiert hat, weiss ich nicht. Jedenfalls schien das mit der Netztrennung in der Schweiz damals und vor dem 2. Weltkrieg Mode gewesen zu sein. Ich habe mir noch einen Biennophone von 1937 ergattert (ebenfalls ein Schweizer Hersteller), da ist es genauso, ebenfalls bei einem Philips 736 aus dieser Zeit, der hatte auf der Rückseite den unübersehbaren Hinweis "Nur für Export in die Schweiz". Die neueren Geräte ab etwa 1958 in der Schweiz hatten diese Trennung nicht mehr. Allstromgeräte gab es aber schon früher in der Schweiz.
Ich habe mich auf Geräte bezogen, bei denen die Netzzuleitung an der Rückwand montiert war und die aus der UdSSR in die DDR exportiert wurden. Deshalb auch der Verweis auf Fernsehgeräte, die ebenfalls galvanisch netzgetrennt sein mussten. Ich habe mich nicht auf die Firma Paillard bezogen.
Auch wenn sich die Kondensatoren unauffällig zeigen: es sind normale Papier-Kondensatoren.
Paillard hat exportiert. Vor allem in der Nachkriegszeit bis in die frühen 50iger-Jahre nach Deutschland. Dort kamen auch Geräte mit UKW-Vorsetzern in den Handel. In Geräten, die in der Schweiz verkauft wurden, habe ich das nie gesehen.
Was ich vergass - Wolle hat es auch angetönt mit "Deshalb hatte ich bei solchen Reparaturen stets eine Anschlussschnur dabei, um mir die Demontage zu ersparen.": Die Anschluss-Stifte am Chassis haben Abstand und Dimension so, dass eine normale Netzkupplung darauf passt.
zum Netzanschluss: gefühlsmässig dachte ich auch, dass eine normale alte Netzkupplung passen sollte (ist aber z.B. bei meinem Biennophone-Oldtimer nicht der Fall). Bis jetzt stellte sich das Problem wegen des defekten Netzschalters nicht, da habe ich provisorisch einfach eine Strippe direkt am Trafo angelötet. Für später wäre aber ein ganz 'normales' Verlängerungskabel die ideale Wahl, hat dann auch den Vorteil, dass kein Kabel am Chassis hängt, wenn man daran arbeitet.
Zu UKW: Nach meinen Kenntnissen hatte Paillard keine Geräte mit UKW gebaut, dieses hier ist daher auch eines der letzten Geräte, danach stellte die Firma die Produktion ein. Vermutlich war ihr der Aufwand für den Einstieg in die UKW-Technik zu gross, dazu begannen in dieser Zeit die Preise zu (zer)fallen.
Noch wegen Kondensatoren: Ich denke bei Papierkondensatoren immer an die ERO-Kondensatoren, die z.B. von Nordmende verbaut wurden und keinerlei Schutz vor Feuchtigkeit haben und zudem noch die Vergussmasse an den Stirnseiten zerbröselt, so dass die Feuchtigkeit ungehindert in den Kondensator eindringen kann und so für Leckstrom und zusammen mit hoher Spannung für elektrolytische Korrosion sorgt. Solange sie nie feucht werden, funktionieren sie ganz gut, aber einen längeren Aufenthalt im Keller oder ähnlichen Orten überleben sie meistens nicht. Die hier verbauten Kondensatoren sind dagegen imprägniert, so dass sie dicht sind, und zudem ist der Verguss auf den Stirnseiten sauber und nicht brüchig. Es gab (und gibt) auch andere 'gute' Papierkondensatoren, welche durch geeignete Massnahmen gegen Feuchtigkeit geschützt sind. Ich habe gerade mit der Restauration eines 80-jährigen Biennophone begonnen, und der hat auch einige wachsgetränkte Papierkondensatoren, und die sind noch alle gut.
das Gehäuse hat nun ein paar Streicheleinheiten bekommen: Reinigung, anschleifen, Farbe ausbessern und ein paar Schichten Lack. Jetzt glänzt es wieder fast wie neu und die Gebrauchsspuren sind (fast) verschwunden. Bei dieser Gelegenheit hat es auch ein neues, stilechtes (stoffummanteltes) Netzkabel bekommen.
Der Empfang ist nicht schlecht, aber an die Superhets mit Vorstufe kommt er nicht ran, auch der Philips 736A ist empfindlicher. Aber auf KW reicht die Empfindlichkeit gut und da macht er richtig Spass.
für das Museum noch ein Bild vom Inneren mit staubfreien Röhren und ohne Spinnennetze:
Zu den Daten noch eine Ergänzung: Netzspannung 110..250V Wechselstrom
Wenn ich richtig gesehen habe, ist das der erste Paillard in deinem Museum. Für ein *(N)*es Röhrengerät (mit Gleichrichterröhre) ist es enorm klein geraten, für meine kleine Sammlung eine sehr gute Eigenschaft. Trotzdem wird es im Inneren nicht heiss.