mir ist ein Nordmende Mambo aus dem Jahr 1960 zugelaufen. Äusserlich unterscheidet es sich von dem Modell aus dem Jahr 1962, das weniger Rundungen aufwies und modernere Transistoren verwendete, wesentlich. Aus heutiger Sicht ist das alte Modell besser, weil es wegen der Zinkproblematik unanfälliger ist. Hier das letzte Modell vor Einführung des "Transita" mit UKW:
In der Einstiegsversion plazierten die Designer von Nordmende den Schriftzug oberhalb des Lautsprechergitters.
Beschreibung
Einfaches Transistor-Kofferradio ohne UKW-Bereich. Bedingt durch das große Holzgehäuse warmer Klang
Technische Daten Schaltung: Superhet Transistoren: 7 (OC613, 2*OC612, 2*OC71, 2*OC74) Kreise: 7 Frequenzen: LW, MW Lautsprecher: 1 (1 Watt Endstufe) Spannungen: 9 Volt (2 x 4,5) Mittlerer Stromverbrauch: 20 mA Gehäuse: Holz Kunstleder-Bezug (rot, grün, blau, schwarz, sandfarben) Skala: Kreisskala, kombiniert mit Drehko-Bedienung Abstimmung: Drehko Komfort: Ferrit-Antenne, Autoantennen-Anschluß, Tragegriff abnehmbar, Klangtaste Gewicht: 1,5 kg Maße: 23 x 16,5 x 7 cm Bemerkung 1: damaliger Preis 189,-- DM
Nachtrag zum Nordmende-Mambo (250.000 ab April 1958 produzierte Exemplare):
Firmenchef Martin Mende nahm den Mambo-Prototyp in seine Villa zu Testzwecken. In der abendlichen Ruhe störte ihn das Restrauschen (nicht das der Ferritantenne!), sondern das des OC71 bei kleiner Lautstärkeeinstellung des Potis, welches in dem Lärm der Fabrik nicht auffiel. Die in wenigen Tagen entwickelte Gegenkopplung führte zu der Nordmende Patent- und Gebrauchsmuster-Hilfsanmeldung vom 8.Mai 1958 (speziell für basteljero-Jens): Zitat: "Schaltungsanordnung zur Unterdrückung von wiedergabe-störenden Spannungsanteilen, vorzugsweise Rauschspannungen, an mehrstufigen und vor der ersten Stufe regelbaren NF-Verstärkern mit Transistoren, dadurch gekennzeichnet, dass dem Verstärkungsregler (3) eine Gegenkopplungsspannung zugeführt wird, die aus dem Emitterkreis des Transistors, der ersten Verstärkerstufe folgenden Stufe, vorzugsweise der zweiten Verstärkerstufe (6), entnommen ist (siehe Schaltungsausschnitt der Patentanmeldung, Fig.1). Schaltungsanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Gegenkopplungsschaltung an einem Fusspunktwiderstand (5) oder an einen in der unteren Hälfte der Widerstandsbahn liegenden Anzapfpunkt des Verstärkerreglers (3) gelegt ist (Achtung: "Restlautstärke")." Zitat Ende.
Diese und weitere Dinge sind dem Buch des Entwicklers Jürgen F. Hemme DL3LM "Rote Röhren, grüne Spulen" zu entnehmen, das aber leider vergriffen ist.
Nordmende stoppte die Entwicklung eines Kofferradios mit Röhren, das im NF-Teil aber schon die Transistoren OC71 und OC74 enthielt. Der junge Ingenieur Hemme präsentierte sofort einen Brettaufbau mit OC612 aus privater Basteltätigkeit. Er bekam den Auftrag zur Entwicklung des Mambo.
Trotz des deutlich sichtbaren Gebrauchs musste ich bislang technisch nicht eingreifen. Keinen Elkotausch, der Klang ist rund, das Poti kratzt nach 60 Jahren nicht.
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bei diesem Radio fällt mir ein Erlebnis aus meiner Lehrzeit ein: 1965 kamen einige Mambo-Empfänger innerhalb von wenigen Wochen in den Sommermonaten in die Werkstatt. Einige davon zerrten zeitweise oder waren sogar tot. Als Ursache stellt sich in fünf Fällen heraus, dass der NTC im Basiszweig der Gegentaktendstufe hochohmig war.
Meine damalige Lehrfirma hatte zuvor 10 Stück des Mambo erworben und an Kunden verkauft. Die fünf NTCs hatten wohl einen Serienfehler.
Eigentlich musste ich in Jahrzehnten ansonsten kaum NTCs in Transistor-NF-Stufen ersetzen.
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
das müsste aber dann bedeuten, dass einige Transistoren "hoch" gelaufen sind und sich zerstört haben. Die Transistoren in den Exemplaren in eurer Werkstatt mit den Verzerrungen hatten robustere Transistoren, vermutlich durch Exemparstreuung oder abweichende Einstellung des Trimmers. Die Abgleichvorschrift unter Verwendung neuer Batterien und zugedrehtem NF-Poti sah eine Messung mit einem mA-Meter nach Auftrennen der Verbindung a-b vor. Der Strom sollte 4 mA betragen.
Hemme schreibt in seinem Buch dazu:
Zitat Seite 195 "Zähmung des Transistor ZF-Verstärkers": "Uns hilft Telefunken durch Sortieren der OC612 in Gruppen mit gleicher Rückwirkungskapazität und ermöglichte so unserer Fertigung optimale Neutralisationskondensatoren einzubauen. Der dreistufige NF-Teil (OC71, OC71, 2xOC72) mit zwei Gegenkopplungspfaden war bereits Stand der Technik. Germaniumtransistoren waren damals berüchtigt für thermisches Weglaufen und Selbstzerstörung. Bei 9 Volt Betriebsspannung und wenigen Hundert Milliwatt Lautsprecherleistung reichen aber Kühlfahnen und ein kleiner Heissleiter im Basisspannungsteiler zur Stabilisierung des Arbeitspunkts bei Temperaturanstieg. Am 11.Juni 1957 gibt "Mambo", wie er später heissen wird, den ersten Ton von sich." Zitat Ende.
ja so war es. Meiner Erinnerung nach waren aber bei den Geräten, wo Transistoren defekt waren, aber immer nur jeweils einer der beiden Endstufen-Trasis hinüber. Ich weiß noch, dass unser Meister mit Nordmende telefoniert hatte. Das Gesprächsergebnis war, dass die Reparaturkosten für die Kunden übernommen wurden.
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
hast Du das Buch jetzt bekommen? Weil, Du zeigst das Schaltbild und unten in rot dein Zusatz das es aus dem Buch sei. Ich habe das Buch seit 2008, aber ich finde es leider gerade nicht.
Nach ein paar Tagen Betrieb stellten sich dann doch Instabilitäten ein, sodass die Elkos getauscht wurden. Das war dann auch die Gelegenheit zu einer gründlichen Reinigung. Das Fertigungsdatum kam auch zum Vorschein: 29.April 1960, obwohl die Platine von senem Aufbau gemäss RM.org eher dem Jahr 1959 zuzuordnen wäre.
vielen Dank! Seit heute ist der Mambo "alltagstauglich", es war am Ende doch ein Kondensatortausch und Neuabgleich erforderlich. Es gibt weiter oben auch ein Bild der ausgebauten Platine, vielleicht weckt das Erinnerungen an die Lehrzeit?! Es hat eine Weile gedauert, bis ich die dritte Mutter der Drehko-Befestigung und einen passenden Steckschlüssel gefunden habe.
Gruss Walter
Nachtrag vom 22.12.2020: Erster (!) Batterietausch nach 5 Wochen und täglich stundenlanger Nutzung. Ein Lautstärkerückgang (weil schleichend) war nicht zu bemerken. Am Ende setzte der Oszillator bei einer gesamten Batteriespannung unter 5 Volt aus.
Nachtrag vom 22.03.2022: Zweiter Batterietausch nach gelegentlicher Nutzung. Diesmal fielen leise und verzerrte Wiedergabe auf. Eine Batterie mass 0,5, die andere 2,5V, in der Summe also 3 Volt. Der Benutzer konnte sich damals also Zeit lassen, einen neuen Batteriesatz zu besorgen.
Nachtrag vom 01.02.2024: Der Entwickler des MAMBO Jürgen F. Hemme ist im Alter von 94 Jahren in Meilen/Schweiz verstorben. Zu seinem Gedenken lief das Radio den ganzen Tag ohne Probleme.