Keinerlei Erwähnung findet hier im WGF diese Röhre, eine der zuletzt gefertigten Röhren von Telefunken und Philips, die aber recht interessant ist:
Eine rauscharme Triode hoher Verstärkung bis 1 GHz
Diese Poströhre findet sich auch in diversen R&S-, Wandel & Goltermann Mess- geräten u.ä. Eigentlicher Entwicklungszweck waren Verstärker- und Oszillator- anwendungen bis 1 GHz.
Erste Quellen erwähnen diese Röhrenentwicklung schon 1963. Sie wurde von 1968 bis 1976 hergestellt und ist der amerikanischen 8556 äquivalent.
Poströhren dieser Baureihe wiesen folgende Merkmale auf:
- Ausfallwahrscheinlichkeit 1,5 Promille je 1000 Stunden Betrieb - Gemittelte Lebensdauer von 10.000 Stunden über 100 Röhren - Engere Toleranzen vergleichen mit Rundfunkröhren - Vibrationsfestigkeit von 2,5G bei 50 Hz - Stossfestigkeit kurzzeitig bis zu 500G Beschleunigung
Vermutlich gab es eine Arbeitsteilung zwischen Telefunken (EC8020) und Philips/Valvo (EC8010). Ungestempete Exemplare gingen nach Siemens, Bosch und zu Firmen ins Ausland.
Die Röhre hat neben ihrer ursprünglichen Verwendung in Gitterbasisschaltung als z.B. rauschärmster Breitbandverstärker weitere bemerkenswerte Eigenschaften:
- grosse Steilheit 28mA/V (EC8020: 60mA/V!) - hohe Ausgangsleistung im Wattbereich (max. Anodenverlustleistung 4,2W) - praktisch keine Mikrofonie
Besonders der letzte Punkt rief die Audiophilisten auf den Plan, die den Markt der "grossen Schwester" EC8020 leerkauften und Fantasiepreise um 1000 Euro/Stück bezahl(t)en.
Das kleine pinkompatible Exemplar EC8010 ist dagegen noch zu vernünftigen Preisen erhältlich. Bilder der einzigartig kleinen und robusten Konstruktion kann man bei Thomas Mayer einsehen:
Das Steuergitter (Spanngitter) ist so fein, dass es optisch nur mit einer 30-fachen Vergrösserung sichtbar ist.
Die Bezeichung Gabl., die man auf der Rückseite der Röhre vorfindet, bedeutet übrigens Garantieablösung. Die Deutsche Bundespost kaufte die Röhre in 100-er Packungen mit Rabatt und übernahm im Fernmeldezentralzeugamt Göttingen in einem eigenen Röhrenprüffeld stichprobenweise die Prüfung dieser Röhren. Man verzichtete im Schadensfall, der sehr selten eintrat, auf jegliche Garantie.
Natürlich hat mich auch interessiert, wie sich eine EC8010 in meinem Versuchsaudion schlägt. Mit einem Wort: garnicht! Die hohe Grenzfrequenz und Steilheit der Röhre macht einen sinnvollen Betrieb wegen der Instabilitäten ohne besondere Schwingschutz- Massnahmen unmöglich. Schliesslich war sie für Gitterbasisbetrieb in UHF-Verstärkern konzipiert. Selbst bei einer Unterheizung und nur 10V Anodenspannung gab es zeitweise wilde Schwingungen.
Im Funke W19 Röhrenprüfgerät habe ich folgende Anodenströme für Ug=0 ermitelt:
100 V - 22,5 mA 60 V - 9,75 mA 30 V - 4,75 mA 10 V - 1,25 mA
Gruss Walter
Nachtrag: Die Kathodenbeschichtung war so gestaltet, dass längerer Heizbetrieb ohne Anodenstrom nicht zu einer Reduzierung der Emission führen konnte.
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Die Anodenspannungen bei dem W19 sind nicht stabil bei Belastung. Ausgenommen sind die 150V, wenn Glimmstabi leuchtet.
Daher bitte kontrollieren, welcher tatsächlicher Wert gemessen wird und dann vergleichen mit den angegebenen Strömen im Kennlinienfeld.
Bekanntlich muss man bei diesen steilen Röhren mit Selbsterregung rechnen. Funke hat da nichts vorgesehen, um das zu verhindern, oder irre ich mich da?
man kann an vielen Stellen im Netz nachlesen und nachvollziehen, dass der Funke W19 kein wirkliches Messgerät, sondern ein Prüfgerät ist. Daher sind in erster Linie nicht die Kennlinienfelder des Herstellers, sondern die Prüfkarte des Prüfgeräts interessant:
Wolfgang hat mit seinem Hinweis völlig Recht, dass das Gerät nur bei 150V einigermassen plausible Anodenströme anzeigt, allerdings sinkt die Spannung bei 30mA Belastung bereits um fast 10 Volt ab. Der Glimmstabi ist nicht ideal, auf ihm basieren aber die Prüfkarten, sodass eine Modifikation nicht sinnvoll erscheint.
In seltenen Fällen kommt es vor, dass Röhren im Funke Selbsterregung zeigen. Dann sind die angezeigten Werte meistens zu hoch und ändern sich, wenn man die Röhre mit der Hand umfasst. Bei der EC8010 trat das aber nicht auf. Abblock-Kondensatoren an den Fassungen sind nicht zu erkennen, allerdings dürften die Kabelbäume in ihrer Führung hilfreich sein:
Ich habe die Röhre im Funke kurzzeitig mit 150 und 200 Volt belastet und bekam die Anzeige 50 und 80 mA. Es ist durchaus möglich, dass die Röhre ihre 10.000 Stunden schon gebrannt hat. Es war damals gängige Praxis, die Röhren nach genau einem Jahr auszutauschen, wenn sie im Dauerbetrieb waren.
so weit fällt die Spannung zwar nicht zusammen, aber fast:
Mit einer -2V-Gittervorspannung fällt die Anzeige auf Null (-> Steilheit!):
Um überhaupt etwas abzulesen, hier mit FS=1mA:
Dieses Ergebnis wird den einen oder anderen schockieren (mich eingeschlossen), aber man darf nicht übersehen, dass
1. nur wenige Röhren mit <= 100 Volt und so hohen DC-Strömen gemessen werden 2. Röhren mit wirklich hohem Stromkonsum im Wechselstrom-Modus geprüft werden.
Danke für dein "Nachharken", ich wäre wahrscheinlich sonst zu faul gewesen die Sapnnungen zu messen. Inzwischen habe ich zwei weitere Röhren dieses Typs gemessen, eine mit etwas geringerem Strom und die andere mit etwas höherem Strom (21/25mA).
hier in der Bucht werden gerade 2x EC8020 als Festpreis angeboten. Auktionsnummer 254524610597 (Findet man so, indem man rechts auf "Erweitert" klickt, Nummer eingeben und ganz unten klicken).
Da liegst du mit 1000€/Stück aber total daneben? Ist ja schlimmer als bei VF14?
Ich habe meinen Schuricht Katalog von 1992 gerade verlegt, sonst wüsst ich was damals ihr realer Preis war. Oder kannst du geschwind mal nachsehen?
ja, dieser Laden fällt mir regelmässig mit 400%-ig überteuerten Preisen auf. Für mich sind das aber absolute Mondpreise. Einer der Gründe ist diese Firma, die (vor Corona) in Fernost ausstellte und zuvor den Markt leergekauft hat:
Leider habe ich einen alten Schuricht Katalog nicht zur Hand. Soweit ich mich aber erinnern kann, gehörten Privatkunden nicht zu der Käuferschicht einer EC8020. Mehr als einen Hunderter hat die Post damals nicht bezahlt.
Die kleine "Schwester" EC8010 ist aber nicht annähernd so selten und hochpreisig.
ich hab ihn gefunden - meinen Schuricht Katalog von 1992. So, der Preis war damals 81,70 DM o.Mwst. Mehrwertsteuer war damals noch 14% = 11,43 DM. Bruttopreis also 93,13 DM das Stück!. *> bedeutet Hersteller Auslauftyp. Damit ist wohl gemeint das Schuricht die nicht mehr beim Vertrieb der Hersteller beziehen kann.