Guten Abend an alle. Das Thema ist bei seltenen und oder teueren Exemplaren sicher heute noch relevant, Anleitungen sogar aus den zwanziger Jahren sind im Netz zu finden. Wie äußert sich die Abnahme der Emission? Nicht jeder hat ein Röhrenprüfgerät, um das zu testen. Ich nehme an, wenn eine Röhre bei normaler Heiz- und Anodenspannung deutlich an Anodenstrom verloren hat.
Dann soll man z.B. ganz kurzzeitig die Anodenspannung auf 600 Volt setzen bis die Anode rot glüht und dann das ganze eine Viertel Stunde abkühlen lassen. Was ist davon zu halten und wie geht man bei einer Endpentode vor, die ihre Leistung nicht mehr hat (g1 und Bremsgitter an minus, Schirmgitter mit Widerstand und Anode an Plus)?
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Re: Alte Röhren regenerieren oder lieber Finger weg?
Hallo Jan!
Hab mich bis jetzt nur in der Theorie damit beschäftigt. Ich meine das man bevor mit Regenerierversuchen beginnt feststellen sollte ob die Röhre überhaupt sich noch regenerieren lässt. Vergiftete Katoden lassen sich nicht mehr heilen. Dann ist es so das man das genaue Rezept des Katodenmaterials nicht kennt. Ein zu starke Überheizung der Katode kann auch wiederum schädlich wirken, auch wenn der Heizfaden noch nicht durchbrennt. Die wenn auch kurzzeitige Überlastung kann auch Katodenmaterial auf anderen Elektroden bis zur Anode zur Folge haben. Eine Prüfung in einem Röhrenprüfgerät wäre vorher anzuraten. Eine Überheizung der Katode kann auch durch zu hohen Anodenstrom entstehen. Im Grunde wird bei solcher Vorgehensweise versucht einen Produktionstechnischen Vorgang, eine Art Formierung zu wiederholen. Aber der Unterschied ist das bei der Herstellung eine noch nicht abgeschlossener chemisch - physikalischer Prozess durch das Formieren bei Überheizung und andere Schritte zum Abschluss gebracht wird. Aber probieren geht über studieren.
Re: Alte Röhren regenerieren oder lieber Finger weg?
Hallo Jan
Nobby hat es ja auf den Punkt gebracht. Ist die Röhre betriebsstundenbedingt emissionsschwach oder hat sie noch weitere Elektrodenschäden? Ob es Sinn macht, verschlissenen Röhren durch eine Art "Rosskur" aufzupeppen, ist Ansichtssache, wenn man dabei auch die Risiken bedenkt. Soll oder kann ein Gerät ohne Ersatzröhren oder "Heilbehandlung" wieder "spielen"oder restauriert und reinigt man es ansehlich als Sammlerstück für das Regal oder die Vitrine? Mir erscheint die Methode der Röhrenheilung durch massive Überhöhung der Anodenspannung bzw. Betriebsdaten als echte Holzhammerkur zu riskant und technisch auf Gutglück fast "Harakiri". Da droht der Totalverlust, bestenfalls funktioniert sie relativ kurzlebig mit verbesserten Daten weiter. Unterschiede gibt es natürlich auch dabei. Speziell E- und P-Röhren der 80er Serie, besonders TV-Röhren, die in der damaligen DDR häufig durch Netzunterspannung litten und schlechte Werte hatten, konnte ich nach Erfahrungsberichten damaliger Fachliteratur, nach ca. 2 bis 3 Minuten mit 20-30%iger Überheizung, unter Beibehaltung der anderen normalen Bertiebswerte nachhaltig wieder bis gut und besser aufarbeiten. Es gelang nicht in jedem Fall, aber doch oft. Da sah man an den Anoden auch keine rote Backen oder gar "Funkenflug" im System. Ich finde es besser, bei Bedarf, Ersatzröhren zu besorgen, was sicher nicht billig ist. Wer aus Hobby oder Liebe am Beruf Röhrenradios baut oder pflegt, wird auch diese Investition am Ende nicht bereuen.
Re: Alte Röhren regenerieren oder lieber Finger weg?
Hallo Nobby und Dietmar, vielen Dank für die ausführlichen und sehr interessanten Antworten. Vom Gefühl her habe auch eher skeptisch gedacht. Wenn Ersatz zu bekommen ist (und da helfen ja auch die Hinweise aus dem WGF) sollte man das immer vorziehen und die Euros auch einsetzen.
Die Arbeitszeit fürs Hobby lassen wir uns ja auch was kosten! Wenn das Exemplar taub und Ersatz nicht zu beschaffen ist, dann kann es Sinn machen, eine recht genaue Formierungsanleitung zu recherchieren und nicht den "Holzhammer" auszupacken. So nehme ich das mal mit. Kurzzeitige Erfolge in Geräten, die schon halbe Jahrhunderte überstanden haben, sind nicht wirklich welche. Das sehe ich genauso.
Re: Alte Röhren regenerieren oder lieber Finger weg?
Hallo Jan!
Auch Dietmar hat es auf den Punkt gebracht. Ein regenerieren der Röhren ist unter bestimmten Umständen theoretisch möglich. Aber, dafür müsste man die genaue Zusammensetzung, die Rezeptur des Katodenüberzuges kennen, auch gleiche Röhren können da von Hersteller zu Hersteller verschieden sein. Dann kommt es auch auf das Herstellungsverfahern, das Formieren, Aktivieren, auf Form und Material des Trägers an. So wenn man das alles weis, was schon unmöglich ist, dann müsste man das chemisch-physikalischen Wissen haben um daraus eine "Rezept" zu entwickeln. Von einigen Ausnahmen abgesehen ist das was man früher oder heute als Regenerieren gemacht hat mehr ein Brötchen oder Schrippe aufbacken, hält kurz und dann wird es ungenießbar. Man sollte sich vergegenwärtigen das diese Röhrenlebensverlängerungsmassnahmen ja in einer Mangel und Notzeit propagiert wurden. In der Fachliteratur der Nichtmangelzeit wird das Regenerieren überhaupt nicht erwähnt, zumindest hier im Westen, oder einfach gesagt in den Rundfunk-Fernsehtechniker Fachbücher für den Praktiker steht nichts drin darüber. Bei Bildröhren ist das anders zu sehen, aber die sind ja nicht gemeint.
Re: Alte Röhren regenerieren oder lieber Finger weg?
Hallo zusammen,
das Regenerieren von Röhren ist ein heikles Thema. Es gibt dazu Fachliteratur, Regeneriergeräte (z.B auch mit Funke W19 teilweise möglich). Das Problem dabei ist: Die Angaben und Handlungshinweise widersprechen sich teilweise. Bei der GFGF gibt es diverse Artikel zum Thema.
Es ist so, dass es keine allgemein verbindlichen Handlungen für ALLE Röhren gibt. Man unterscheidet Handlungen nach direkter oder indirekter Heizung und nach Kathodenmaterial: Barium, Thorium, usw.
Im Grunde braucht man fast für jede Röhre eine eigene Handlungsanleitung. Einige Röhren lassen sich nicht regenerieren.
Ein gutes Buch (Heft mit ca. 110 Seiten) ist "Gebrauchsverlängerung von Rundfunkröhren", Funkschauverlag, 1944, Autor Ferdinand Jacobs. (Antiquarisch).
Wegen dieser sich teilweise widersprechenden Regenerier-Vorschläge habe ich im Wumpus-Kompendium bisher noch nichts zum Thema aufgenommen.
Re: Alte Röhren regenerieren oder lieber Finger weg?
Hallo an Alle!
Bei der Temperaturerhöhung der Katode wäre heutzutage ein berührungsloses Temp. Messgerät nützlich. In den Fachbüchern wird immer von der Katodentemperatur meist in K° ausgegangen. Manchmal wurde damals ein Temp. Messwertaufnehmer in einer Versuchsröhre eingebracht um dort Messungen vorzunehmen. Relevant ist ja die Katodentemperatur. Da fängt auch das Problem an, mit welcher Temperatur man die Regenerierversuche machen soll.
Re: Alte Röhren regenerieren oder lieber Finger weg?
Hallo Nobby
Die richtige Katodentemperatur ist ein gewisser Maßstab für die richtige Funktion der Röhren. Da sie für den Normalverbraucher nicht direkt messbar ist, lässt sich das mehr oder weniger nur über die Glühfarbe ableiten. Bei älteren Röhren mit leitfähiger Außenfärbung ist das noch schwieriger. Mit dem Prinzip des Glühfarbenvergleichs arbeiten z.B. auch berührungslose Temperaturmessgeräte für die Messung an Hochtemparatur-Glühöfen. Über ein Sichtfenster sieht man in den offenen Glühofen und sieht gleichzeitig in der Bildmitte den Leuchtfaden einer Glühlampe. Der wird über einen Regler auf die Leuchtfarbe des Ofens abgeglichen und ist so an der Skala beim Regler als Temperatur ablesbar. Das ist natürlich bei Röhren nicht so machbar.
Re: Alte Röhren regenerieren oder lieber Finger weg?
Hallo Jens,
ich sage mir immer, eine unbrauchbare Röhre kann nur besser werden oder bleibt unbrauchbar. Unterheizte und schwach belastete Katoden lassen sich oft regenerieren, aber auch nicht immer. Auch bei den direktgeheizten Thoriumfäden klappt das nicht immer. Und man braucht auch ein Händchen dafür.uch habe ich schon gehört, daß lange gelagerte Röhren nach einigen Betriebsstunden besser werden.
Aber besser ist, man hat genug gute Röhren
Viele Grüße Bernd
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. (Albert Einstein)