Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo zusammen,
von diesen Störungen sind Radiohörer und Funkamateure gleichermassen betroffen. Man könnte einwenden, dass sich das Radiohören ohnehin inzwischen erübrigt hat. Das ist mit Behelfsantennen und im Sommer sicherlich tagsüber vielerorts auch richtig. Allerdings stören aufgrund der schwächeren Signale (mit Hochantenne) auch relativ schwache Stör- quellen beträchtlich.
Nun gibt es PV-Anlagen seit gut 30 Jahren. Die ersten Trafowechsel- richter des Marktführers waren 30kg schwer und schirmten sowohl den Ringkerntrafo als auch die Inverter-Induktivität in einer in sich geschirmten Abteilung. Folgendes Bild entstand vor wenigen Wochen. Es handelt sich um einen SB2500, der nach Tausch des 15A-Stromsensors wieder vollständig funktionierte:
Heute sind alle Wechselrichter trafolos, wiegen aber wegen des Kühl- körpers und der Filterkomponenten trotzdem zwischen 6 und 10kg. Im Zuge der Energiewende kamen die sog. Balkonkraftwerke ins Spiel und damit Wandler, die handlich sein sollten. Insbesondere der Marktführer aus dem Land der aufgehenden Sonne machte nach diversen Störungsfällen bei der Bundesnetzagentur von sich Reden. Es stellte sich auch heraus, dass die Geräte über kein K1-Trennrelais zur galvanischen Trennung verfügten. Die Zulassung wurde inzwischen widerrrufen, und die Geräte müssen ausser Betrieb genommen oder zurückgesandt werden. Die Dinge sind im Fluss und noch nicht abschliessend geregelt. Von befreundeten Funkamateuren wurden mir Störungen von bis zu S9 auf 40m/80/160m berichtet. Einige beklagten nur Störungen auf MW und LW. Sehenswert ist der Inverkehrbringer, der natürlich einen dicken Hals hat.
Balkonkraftwerke bestehen in der Regel aus 2 x 400 Watt(peak) Solarmodulen und einem Wandler mit 2 MPPT-Eingängen und einer Leistung, die ab 600 Watt abregeln muss.
Einen adequaten Ersatz für diese Wechselrichter zu finden, ist nicht einfach. Die allermeisten Wechselrichter haben nur einen MPP- Eingang, und die Module müssen in Reihe geschaltet werden, Das kleinste Gerät des deutschen Marktführers SB1.5 lässt sich zwar im Installateurmenue auf 50/80 Volt einstellen, liegt aber um ganze 4 Volt unterhalb der Ansprechschwelle um in Betrieb zu gehen. Die minimale Konfiguration erfordert 3 Solarmodule in Serienschaltung.
Es konnte aber ein Gerät von Growatt gefunden werden, das funktioniert und sehr störungsarm ist. Die Betriebsparameter sind 50/70V. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass das Modell MIC600TL-X über kein Webinterface verfügt und daher auf die chinesische Cloud angewiesen ist. Der Datenabfluss ist intransparent (jedenfalls für mich, die Portnummer behalte ich besser für mich). Welchen Risiken man sich da aussetzt, muss man sich überlegen. Grafiken folgender Art sind verzichtbar. Man kann auch in regelmässigen Abständen das OLED-Display ablesen und auf das WLAN-Modul verzichten:
Sollte sich ein WGFler ebenfalls mit der Materie beschäftigt haben, wäre eine kurze Notiz an dieser Stelle interessant, welcher Wandler als Ersatz funktioniert.
Die meisten Wandler stören nicht nur über den Netzanschluss, sondern auch auf der DC-Seite und dem WLAN-Anschluss bzw. über die dortige Antenne. Man sollte sich aus haftungsrechtlichen Gründen davor hüten, die DC-Seite aufzutrennen. Es herrschen hier bei gutem Wetter Dauerströme von bis zu 13 Ampere. Bei Kontaktproblemen kann ein Lichtbogen entstehen, der nicht abreisst. Hier habe ich eine Feuchtraumdose fotografiert, die bis auf Reste des Deckels atomisiert wurde:
Standart ist die Verwendung einadriger 4 qmm-Leitungen und MC4 bzw. Sunclix-Verbindungen. Selbst diese werden warm, weil man am Kupferanteil spart. Die Leitungen sind in etwa einer 2,5 qmm Kupferader vergleichbar. Es soll Leute geben, die sich ihr ganzes Dach mit Modulen zuballern (und die Kabel ins Styropor legen).
Gruss Walter
Nachtrag:
Der störende Wechselrichter erzeugte an meinem 12m hohen und symmetrischen Dipol knapp unterhalb von 1 MHz einen Störpegel von -52 dBm. Die Vertikalantennen waren noch extremer betroffen und in den unteren Frequenzbereichen unbrauchbar. Das WLAN-Signal musste über eine Lambda/4-Antenne eingefangen werden und nach draussen über eine Poti-Antenne zum Haus geleitet werden, in dem sich der Router befindet: https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...=118&page=2
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Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo zusammen,
in meiner Umgebung ist das Bakom gerade dabei, eine Sanierungsverfügung für eine störende Solaranlage auszustellen (aber keine Balkon-Anlage, sondern eine 'richtige' inklusive Batteriespeicher). Vielleicht bekomme ich da noch ein paar Infos, wenn die Sache erledigt ist. Diese Anlage stört breitbandig von 2 bis 10MHz mit hohen Pegeln, während von den übrigen Anlagen im Quartier nichts festzustellen ist. Es geht also auch störungsfrei
Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo HB9,
weitere Infos zu dem Thema sind willkommen! Mein direkter Nachbar hat nun auch eine PV-Anlage mit 16 Modulen, die sich nur auf den Dachgauben befinden und von der Strasse fast nicht zu sehen sind. Der Wechselrichter meiner eigenen Kleinanlage steht 1 Meter neben der Dipol-Feederleitung. Beide Anlagen machen keine Störungen. Nur das BKW auf einer Garage machte die Probleme, die nun beseitigt sind.
Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo zusammen,
eine bekannte Störquelle sind die sogenannten 'Optimizer', die bei gewissen Anlagen unter jedem Panel montiert werden und dafür sorgen, dass wenn bei seriegeschalteten Panels eines abgeschattet wird nicht der ganze Strang keine Leistung mehr abgeben kann, sondern das abgeschattete strommässig umgangen wird. Da es dafür keine explizite EMV-Norm gibt, machen es sich die Hersteller offenbar einfach und treffen keinerlei Vorkehrungen zur Störungsbeseitigung. Diese Anlagen stören am stärksten im 20m-Band. Die Störungsbeseitigung ist sehr aufwendig, da jedes Panel abmontiert und der darunterliegende Optimizer entstört oder beseitigt werden muss. Glücklicherweise werden viele Anlagen ohne Optimizer gebaut, da diese doch einiges kosten und energietechnisch nur dann einen Sinn machen, wenn standortbedingt ein Teil der Panels je nach Tageszeit abgeschattet werden.
Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Danke HB9
für die Bemerkungen über diese sogenannten Optimizer. Nun ist es ja so, dass Teilabschattungen der Solaranlage ohne Optimizer die Gesamtleistung zwar reduzieren, aber nicht auf Null absinken lassen. Bei BKW mit zwei Modulen kommt so etwas ohnehin nicht in Betracht.
Insofern war der gestrige Tag sehr interessant, denn es war den ganzen Tag dunkel mit starkem Dauerregen. So etwas passiert in meiner Region sehr selten.
Der Wechselrichter schaltete sehr spät ein. Das Kriterium ist die Überschreitung von 70V unter der Last des Eigenverbrauchs inklusive herausnehmbaren WLAN- Modul mit 5V und 1A, was in meinen Augen sehr viel ist. Der Tagesertrag war nur 0,3 kWh von möglichen 4kWh. In den drei Hochwintermonaten reduziert sich das erfahrungsgemäss (Statistiken liegen seit 1995 vor) abermals auf 10%. Jeder kann sich ausrechnen, ob er damit eine Luftwärmepumpe sinnvoll betreiben kann. Die optimale Elevation der Solarmodule für diese spezielle Anwendung wäre übrigens der Breitengrad des Betriebsortes plus 20 Grad.
Gruss Walter
Nachtrag:
Die Tagesthemen erwähnten am gleichen Abend tatsächlich unsere Gemeinde mit dem höchsten gemessenen bundesweiten Niederschlag von 37 l/qm/24h.
Hoymiles HM-300/600 haben zwar ein Relais und das EMV Problem ist geringer, aber nicht zufriedenstellend gelöst, obwohl ich bereits sehr viele Ferrite verbaut habe.
Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo zusammen,
bei youtube geht das Thema Balkonkraftwerke gerade viral. Zum einen wegen der Funkstörungen, zum anderen wegen des Anlagen/Netz-Schutzrelais, welches gern in einigen Fernostanlagen fehlt oder durch Leergehäuse trickreich ersetzt wurde ...
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo zusammen,
die Microwechselrichter von Deye scheinen den Segen der Bundesnetzagentur für die Zusatzbeschaltung eines externen Relais erhalten zu haben, wie Heise online Anfang September berichtete:
Diese Zusatz-Kiste kann man kostenlos beim Händler oder direkt bei Deye bestellen, um sein "Balkonkraftwerk" wieder in Betrieb nehmen zu dürfen. Neben WLAN und dem eigentlichen Relais scheinen weitere Filterkomponenten enthalten zu sein. Allerdings hilft das nicht gegen eine Abstrahlung über die Niedervolt-Zuleitung, die in den meisten Fällen aber kurz sein wird.
Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo zusammen,
bei mir kam der Trennschalter zur Nachrüstung des Solar-Wechselrichters nach Monaten der Wartezeit tatsächlich noch an. Das Konvolut steht nun zum Jahresbeginn zum Verkauf in der Bucht. Bei Interesse pm an mich.
Gruss Walter
Nachtrag: Wurde für 148 Tacken in der Bucht verkauft, 11 Bieter, über 400 Aufrufe, man kann nur staunen, zumal der Neupreis inzwischen auf 100 Euro gesunken ist.
Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo zusammen,
die Störschleuder von Deye habe ich gut verkauft bekommen. Dem Growatt könnte bald das gleiche "Schicksal" drohen. Dieses Gerät hat ausgesprochen starke Aussendungen zwischen 160 und 260 kHz. Die Oberwellen machen dann auf einigen Kanälen im unteren Mittelwellen- bereich auf diskreten Frequenzen ebenfalls Störungen, wenn auch wesentlich weniger.
Heute kam dann endlich ein 20 Jahre alter SMA SWR2000 zum Einsatz. Im Gegensatz zu der alten SB-Serie, die eine galvanische Trennung zum Netz vorsah, brachte der Stringwechsel- richter ein leichtes Grundgeräusch im unteren Mittelwellenbereich mit sich, das aber durch ein handelsübliches Filter beseitigt werden konnte.
Re: Funkstörungen durch Solar-Mikrowechselrichter (PV-Inverter)
Hallo zusammen,
die möglichen Störquellen durch PV-Inverter waren hier erneut ein Problem. Auslöser war die SAQ-Aussendung am vergangenen Wochenende. Glücklicherweise waren die Störungen schwach und kamen auch noch aus einem zweiten Inverter, den ich erst seit 3 Monaten in Betrieb habe. So kann ich die zweite Anlage fallweise abschalten.
Ich bin in diesem Zusammenhang auf interessante Datenaussendungen gestossen. Bekanntlich gibt es auf LW die NDB (non directional beacon), die zunehmend abgeschaltet werden. Hinzu kommen dabei aber in diesem Frequenzband DGPS-Stationen, die in etwa die gleiche HF-Leistung auf vergleichbare Antennen geben (zumeist 25m Masten).
Nun ist GPS an sich genau genug (jedoch nicht überall und vor allem nicht in Kriegs- oder Kriesenzeiten), aber manchmal muss man lokale Korrekturdaten verarbeiten. Hierzu dient das differenzielle GPS-Signal, das man auf UKW-Frequenzen schon längere Zeit kennt. Sie werden aber auch auf Langwelle zwischen 283,5 und 314,5 kHz gesendet. In einigen Fällen werden die alten Sendeantennen für die DECCA Navigation verwendet. Diese Aussendungen können durchaus 300km weit reichen. An meinem Standort empfange ich 6 dieser Signale, das stärkste aus Koblenz, das schwächste von der Insel Helgoland. Weil mein Growatt- Inverter ähnliche Signale produziert, habe ich bis jetzt nicht nach der Ursache gesucht. Ich wette, viele WGFler kennen die Signale auch nicht. Obwohl eine Wikipedia-Liste existiert, habe ich mir die Mühe gemacht, eine EXCEL-Liste zu erstellen, die auch nach Frequenz sortiert ist.
Gruss Walter
Nachtrag vom 23.07.2024:
Auf auf der DARC Webseite für Mitglieder finden sich zahlreiche Hinweise zu dem Störproblem durch Wechselrichter und Optimizer. Neben der BNetzA sind auch die schweizer und schwedische Regulierungsbehörde aktiv. Besonders lustig ist die Reaktion eines Herstellers aus dem Land der aufgehenden Sonne, sinngemäss: ...wegen der wenigen Amateure ... so ein Tanz.
Suchen kann man nach dem Bericht:
"Entstörung eines "Balkonkraftwerks" durch Mario, DJ7UA".
Ich stimme nicht allen Dingen zu. Treibt man solchen Aufwand, dann kann man auch gleich in einen "richtigen" Wechselrichter investieren, der nachweislich keine Probleme macht. Ausserdem halte ich es für Unsinn, auf der DC-Seite mit Begrenzungswiderständen zu arbeiten. Die Wandler sind von Hause aus so ausgelegt, dass sie 2,5kWp Modulleistung auf 600W begrenzen können.