So, ich möchte Euch doch hier und heute mal eine meiner Errungenschaften vorstellen, die ich vor einigen Wochen im hinlänglich bekannten großen Internetauktionshaus erwerben konnte. Der Verkäufer konnte zu dem Gerät nicht viel sagen, nur das die Schaltung an den Volksempfänger erinnert, er aber nirgends Herstellerangaben finden konnte. Nun, hübsch sah das Gerätchen aus, und so konnte ich nicht widerstehen, und erwarb das gute Stück für das Startgebot von 9,99 Euro, ich war offensichtlich der einzige Bieter. Der Kenner hat sicher gesehen, daß das Gerät keinem Hersteller zuzuordnen war, aber ich bin ja kein großer Kenner, sondern auch nur ein Enthusiast! Ich bin auf keine Hersteller festgelegt, sondern mag Radios, die das "gewisse Etwas" haben, wie z. B. mein Kleiner hier. Aber kommen wir mal zu den verfügbaren Daten.
Es handelt sich in der tat um ein Audion, und zwar mit sehr interessanter Bestückung: Als Gleichrichter fungiert eine RGN1064, ihres Zeichens Zweiweggleichrichter, direkt geheizt mit 4 Volt Heizspannung. Und als Audion und Endstufe eine ECL11! Die macht immerhin 4 Watt NF, das ist recht stramm. Als Lautsprecher ist ein guter Isophon verbaut, der zusammen mit dem alten, aber sehr guten Übertrager mit gewaltiger Lautstärke und beachtlich warmen Klang zu Gehör bringt, was die Antenne empfängt, das Audion demoduliert, und die Tetrode verstärkt. Interessant sind überhaupt die verwendeten Bauteile: Der gute Mann hat wohl öfter die Mülltonne einer Radiowerkstatt durchsucht, und so manches gerettet. Die Teile sind deutlich gebraucht, Trafos rostig, die Skalenscheibe stammt auch aus einem "entsorgten" Gerät, und die Widerstände und Kondensatoren hatten auch alle schon bessere Zeiten gesehen. Sie waren aber intakt, außer das mal ein Anschlußdraht fehlte, oder einfach Farbe, oder Beschriftung ab war, etc. Abgebrochene Drähte wurden einfach wieder angelötet; Anschlußstelle etwas blank machen, und ein Stück Kupferdraht anlöten, fertig.
Auch das Chassis ist ein Eigenbau; abgekanntetes Alublech, und die Stege zur Befestigung unten eingenietet, von Hand, versteht sich. Eine schöne Arbeit, wenngleich man hier die Hand des Laien und Bastlers deutlich sieht. Ganz anders das Gehäuse: Ich nehme an, der Mann war Schreiner, und kannte sich mit Holz bestens aus, denn hier wurde sehr sorgfältig und äußerst genau geschnitten gezapft, verleimt und furniert, und zwar in Eiche! Und auch die Zierleisten sind so sauber geschnitten, das noch nicht der kleinste Spalt zu sehen ist! Eine absolut perfekte Arbeit! Wenn man mal davon absieht, daß das Furnier Risse bekommen hat, dann kann man hier mit Fug und Recht sagen, das die großen Hersteller auch keine besseren Gehäuse gebaut haben. So schöne Handarbeit sieht man selten.
Kommen wir mal zu den Leistungen des kleinen Empfängers. Mit ordentlicher Langdraht-, oder Rahmenantenne, lassen sich auch tagsüber etliche Sender gut und klar empfangen. Richtig interessant wird es dann am Abend, wenn das Band aufgeht. Dann liegen die Sender fast dicht an dicht, Stimmen aus aller Welt dringen dann aus dem Isophon! Und das ganze in guter bis sehr guter Lautstärke! Die Rückkopplung läßt sich gut bedienen, und spricht fein an. Die Trennschärfe ist ebenfalls erstaunlich, wenn man die Einfachheit der Schaltung bedenkt, ungestörter Radiogenuß bleibt jedenfalls kein Wunsch, sondern ist tadellos möglich. Der Spaßfaktor kennt keine Grenzen. Und sogar eine Klangregelung ist vorhanden, womit sich auch das auf Mittelwelle teilweise unangenehme Pfeifen gut bedämpfen läßt.
Die Bedienelemente sind von links nach rechts: Ein/Aus/Klang, Senderwahl, Rückkopplung (Quetscher, 500 pF), Empfangsbereich: Mittelwelle.
Er ist recht oft in Betrieb, mal als Radio (DLF höre ich gern, vor allem um 01:00 Uhr den Seewetterbericht, ich komme von der Nordsee...), oder, wie heute, mit meinem Mittelwellenmodulator als Wiedergabegerät für mein Tefifon, oder Kassettenrekorder. Und da kann man ihn dann mal richtig loslegen lassen, denn die ECL11 mit dem Isophon ist durchaus in der Lage, das ganze Haus adäquat zu beschallen! So, genug gelesen, jetzt folgen mal ein paar Bilder.
Sowas sieht man doch nicht alle Tage, oder? Ich habe nur einige Kondensatoren getauscht, wie die Siebelkos, und einige Folien-C´s. Die Elkos habe ich aber an Ort und Stelle belassen, damit soweit als möglich der originale Zustand erhalten bleibt. Ein schönes Gerät, originell und einzigartig, wie ich es mag!
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Hallo Michel, ein schönen Beispiel für einen Eigenbau oder ein sogenanntes "Not-Radio". Es soll kurz nach dem 2.Weltkrieg auch mehrere Kleinstfirmen gegeben haben, die Kleinstserien mit Mangel-Bauteile-Beschaffung hergestellt haben. Ein gutes Beispiel für ein solches Notradio ist in der Sammlung von "Trommeltier" http://www.trommeltier.de/ (Geräte vor 1949) zu finden.
Irgendwie kommt mir die Skala bekannt vor. Es könnte ja auch sein, daß diese Skala als Bauteil für Selbstbauten irgendwo angeboten wurde. Vielleicht sogar bei Arlt, Azert, RIM, usw?
Jedenfalls hat der Konstrukteur eine Pfiffige nicht mittensymetrische Teilkreis-Struktur geschaffen.
Ein Lob an Dich, Michel: Ein guter gemachter Beitrag .
Nun ja, ich bin der Meinung, das gerade solche Geräte auch vorgestellt werden sollten. Die sog. "Sammlerobjekte" kennt ja praktisch jeder, aber die Eigenbauten vieler ambitionierter "Bastler" findet man eigentlich garnicht. Das ist sehr schade, denn gerade hier wurde mit viel Phantasie manches auf die Beine gestellt, wovon sich sogar manch Hersteller eine Scheibe hätte abschneiden können...!
So, aber hier habt Ihr noch ein Bild von dem schönen Stück, wie es mit Modulator und Tefifon zusammen Musik macht. Auch ein Blick ins Innere des Modulators habe ich dazu gestellt, die Schaltung liegt vor, muß aber noch ins Reine gezeichnet werden. Allerdings dürfte ein Nachbau sehr schwierig werden, denn wir haben verschafft, was da war, also eigentlich so, wie auch der Erbauer des Radios...
Eigentlich sollte der Modulator mit einer Eigenbau-Rahmenantenne als "normaler" Sender arbeiten. Ich habe aber leider das Problem, daß ich im Haus Störungen habe, die dann im Empfangsgerät mit hochgezogen werden. Ich vermute, das hängt mit den Freileitungen zusammen, die hier über die Häuser gehen, denn Erdkabel zur Stromversorgung gibts hier auf dem Dorf nicht. Und da ich hier direkt unter dem Dach bin, wird der Sender, bzw. der jeweilige Empfänger die Störungen mit aufmodulieren. In "Freilandversuchen" klappt es mit dem Sender perfekt, sauberes Signal ohne jegliche Störungen, Reichweite ca. 20 m. Und so muß ich eben auf diese Möglichkeit der drahtlosen Übertragung verzichten...