der eine oder andere kennt das Problem sicher: wie speise ich eine Röhrenschaltung? Eigentlich ja ganz einfach: man nimmt einen Netztrafo mit 6.3V und ca. 220V Sekundärspannungen. Das Problem dabei ist nur, dass diese Trafos heute nur noch als Sonderanfertigungen und damit entsprechend teuer zu beschaffen sind. Daher hier eine Anleitung zum Selbermachen.
Für diesen Zweck eignen sich unvergossene Ringkerntrafos sehr gut, hier kann man ohne Zerlegen des Trafos weitere Wicklungen anbringen. Ideal ist ein Trafo mit einer Sekundärspannung von 230V (also ein 1:1-Trafo), leider sind diese nur für Leistungen ab etwa 500VA handelsüblich. Ebenfalls gut geeignet ist ein Trafo mit 6V Sekundärspannung, so hat man die Heizspannung, hier muss man aber mehr wickeln. Wenn man weiss, wie man einen Ringkerntrafo wickelt, geht das aber recht gut. Dazu folgendes Vorgehen:
1. Bestimmung der Anzahl Windungen: Dazu werden wenige Windungen (1..10) um den Kern gelegt und die Spannung gemessen, daraus bekommt man die Spannung pro Windung und damit die Anzahl Windungen. Dabei beachten, dass die Leerlaufspannung ca. 10% höher ist also die Spannung unter Last.
2. Drahtlänge für die Wicklung bestimmen: Länge für eine Windung mal Anzahl Windungen für die gewünschte Spannung. Drahtquerschnitt entsprechend dem Laststrom wählen, als Anhaltspunkt nimmt man den Querschnitt der bestehenden Wicklung.
3. Wickeldraht mit der von 2) bestimmten Länge auf einen Wickelkörper ('Schiffchen') wickeln, dabei darauf achten, dass es nicht zu dick wird, es muss problemlos durch den Ringkern gehen. Allenfalls Wicklung in Teilwicklungen aufteilen.
4. Wickelanfang am Kern befestigen und Windungen aufbringen, indem das 'Schiffchen' wie beim Weben durch den Kern gestossen wird. Dabei darauf achten, dass die Wicklung straff wird und es keine losen Windungen gibt. Wicklung möglichst gleichmässig auf dem Umfang verteilen.
5. Wicklungsende fixieren und nach Kontrolle Wicklung mit Klebeband zwecks Schutz umwickeln.
Da die Primärwicklung und die Isolation zur Sekundärseite unangetastet bleiben, ist die elektrische Sicherheit gewährleistet, wenn man einen Trafo der Schutzklasse II verwendet. Für hohe Sekundärspannungen (Anodenspannung) muss ein Draht mit ausreichender Isolationsspannung verwendet werden. Bereits existierende Sekundärwicklungen können natürlich angepasst werden, wenn die Spannungen nicht passen. Müssen die bestehenden Sekundärwicklungen nicht angepasst werden, kann auch die Kunststoff-Umwicklung auf dem Trafo bleiben und man wickelt die zusätzlichen Wicklungen darüber.
Im Vergleich zu einem E-Kern-Trafo hat der Ringkern folgende Vorteile: - Jede Wicklung kann sofort geprüft und allenfalls angepasst werden, da der Kern ja immer vorhanden ist. - Viel mehr Wickelraum vorhanden, so dass mit dickerem Draht gewickelt werden kann (ist einfacher und sicherer). - lackierte E-Kerne lassen sich kaum zerlegen - keine Brummgeräusche und weniger magnetische Felder
Der einzige Nachteil vom Ringkern ist die schlechtere Wickelbarkeit, aber mit dem 'Schiffchen' geht es ganz gut. Ich hatte meine 1500 Windungen in gut einer Stunde auf dem Kern
Hier noch ein paar Bilder:
Ausgangszustand nach Anpassung der bestehenden 8V-Wicklung auf 6.3V. Gut sichtbar die Kunststoff-Isolation zur Primärwicklung.
Anfang der Wicklung fixiert. Am dünnen Wickeldraht ist eine Litze (lila) angelötet, welche nach aussen führt.
Wickeldraht auf dem 'Schiffchen', immerhin 100m! Eine klare Verbesserung wären stirnseitige Scheiben, damit der Draht nicht abrutschen kann.
Wickeln, eine Fixierung des Kerns erleichtert die Sache enorm
Fertig gewickelter Trafo, auch am Ende ist eine Litze angelötet, welche am Kern fixiert ist
Am Schluss noch ein paar generelle Hinweise:
Damit die Isolation garantiert nicht beschädigt wird, darf der Trafo nicht zu heiss werden, eine Oberflächentemperatur über 60 Grad ist zu viel. Er soll auch nicht so eingebaut werden, dass er durch die Strahlungswärme einer Endröhre aufgeheizt wird.
Die Leistung des Trafos muss ausreichend dimensioniert sein. Hier ist zu beachten, dass durch die Gleichrichtung der Leistungsfaktor relativ schlecht ist, so dass die Gleichstromleistung für den Trafo doppelt gerechnet werden muss, während für die Heizleistung der tatsächliche Wert verwendet werden kann (also z.B. Heizleistung 10W, Anoden-Gleichstromleistung 20W, ergibt minimale Trafoleistung 10W + 2*20W = 50VA).
Primär ist auf jeden Fall eine träge Sicherung vorzusehen, der Wert entspricht dem maximal zulässigen Primärstrom, der aus der Scheinleistung des Trafos berechnet wird: I = S / 230V, dabei ist S die Scheinleistung des Trafos in VA.
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anzumerken wäre noch dass die Ringkerntrafos recht niederohmig rauskommen, d.h. die sind im Kurzschlussfall zu extremen Strömen fähig die die 250V Wicklung sofort zerstören. Daher ist an dieser eine zusätzliche Sicherung dringend ratsam.
die offenen Ringkerntrafos bieten sich für derartige Modifikationen wirklich an. Vor allem, wenn man nur relativ wenige Volt bei einem größeren Kern hinzufügen will (= wenig Windungen nötig), bzw. eine zusätzliche potentialgetrennte Spannung braucht.
Ich hatte das vor einiger Zeit mit einem 400 VA Trafo gemacht, der eine dritte Sekundärwicklung bekommen sollte (für mein Dreifach-Labornetzgerät-Projekt). Die Sache gestaltete sich aber doch anstrengender als gedacht, da ich sowas vorher noch nicht mit so dickem Draht von 1,35 mm Durchmesser praktiziert hatte. Dieser Draht war so unwillig im Anschmiegen an den Kern, dass es trotz der nur etwa 125 Windungen in einen echten Kampf ausartete, von dem ich 2 Tage lang schmerzende Finger davon getragen hatte
Darüber kamen dann 3 Lagen Mylarfolie in Bandform.
Die Sache hat aber einen Nachteil: der Trafo brummt jetzt nach dem Einschalten [über eine Strombegrenzung] für etwa 10 Sekunden recht böse, und fängt auch im Betrieb immer mal wieder an zu brummeln. Hatte der vorher nicht gemacht. Beim nächsten Mal würde ich wohl irgend eine Pampe zwischen die Windungen auftragen. Zumindest bei so dickem Draht, der immer nur punktuell anliegt.
Bei kleinen Kernen ist die Sache weniger attraktiv, da man mehr Windungen pro Volt braucht, und das kleinere Loch die Wickelei mit dem Schiffchen schwieriger macht. Die kommerziellen Wickelmaschinen arbeiten mit einem aufklappbaren Ring, auf den, nachdem dieser durch das Kernloch gefädelt wurde, der Wickeldraht in der richtigen Länge aufgespult wird. In einem zweiten Schritt wird der Draht dann vom Ring auf den Kern umgespult.
Bei einem Ringkerntrafo würde ich IMMER alle Wicklungen absichern!
braucht man richtig viel Strom, geht das Wickeln einiges einfacher, wenn man statt einem dicken Draht mit mehreren dünneren Dröhten gleichzeitig wickelt (oder HF-Litze verwendet). So liegen die Drähte auch besser am Kern an und verhindern so Brumm.
Grundsätzlich macht es Sinn, alle Sekundärwicklungen abzusichern. Die Sicherung auf der Primärseite ist aber auf jeden Fall notwendig, da sonst im Fall eines Windungsschlusses der Primärwicklung der Trafo überhitzt und die Isolation zur Sekundärseite durchschlägt.
Hallo HB 9, guter Bericht und guter Tip-auf die Idee mit Ringkerntr.bin ich noch nicht gekommen.Ich habe vor ca.50 Jahren angefangen mir hin und wieder einen Trafo (damals füe die Modellbahn)zu wickeln,die Anleitung dazu hatte ich aus dem (sehr guten)"Werkbuch für Jungen"von Rudolf Wollmann,allerdings ging es da immer um "normale"Trafos,keine Ringkern.Ich besorgte mir damals z.B.vom Radiohändler alte Netztrafos und wickelte die Secundärwicklungen um,natürlich mußte man dazu den Trafo zerlegen.Auf die an und für sich schlüssige Idee,daß man einen Ringkerntrafo nicht zerlegen muß,bin ich nicht gekommen-danke für den Tip! Viele Grüße Ralf