hier die Vorstellung meines Prachtstücks aus der Messgerätesammlung. Es ist der Mess-Sender TF801D vom englischen Hersteller Marconi, Baujahr etwa 1960. Das Gerät bedient den Frequenzbereich von 10..470MHz und kann sowohl amplituden- als auch pulsmoduliert werden. Die Ausgangsspannung kann stufenlos von 100nV..1V verstellt werden, immerhin 140dB. Im Geschäft hatte ich den Spektrum-Analyser zwecks Suche nach Störern ausgeliehen und damit nebenbei die Ausgangsspannung überprüft, und sie stimmt auf 2dB genau über den gesamten Frequenz- und Amplitudenbereich. Das ist eine gewaltige Leistung, vor allem, wenn man bedenkt, dass man damals die Hardwarefehler nicht mit Kalibrierkurven in einem nichtflüchtigen Speicher korrigieren konnte. Die Skalen wurden zwar für jedes Gerät individuell hergestellt (insbesondere die Frequenzskala), aber die Ausgangsspannung musste frequenzunabhängig sein. Glücklicherweise besitze ich auch das Original-Handbuch, da ist nicht nur die Schaltung, Reparaturhinweise und der Abgleich beschrieben, sondern auch alle möglichen Messungen. Daneben enthält es auch diverse Umrechnungstabellen, die in der Taschenrechner-freien Zeit nützlich waren und auch noch sind, wenn gerade kein Taschenrechner in Griffweite liegt.
Damit die Ausgangsspannung stabil ist, hat es eine integrierte automatische Verstärkungsregelung, so dass man den Frequenzgang eines Prüflings bequem ausmessen kann. Die Stabilisierung der Anodenspannung wurde mit einem 'Längsregler' in Röhrentechnik realisiert, eine Leistungs-Audioröhre dient als Stellglied, eine EF94 als Regelverstärker und ein Glimmstreckenstabilisator als Spannungsreferenz. Die Heizspannung der Oszillatorröhre ist mit einem Transduktor (stromgesteuerte Induktivität) ebenfalls stabilisiert. Durch diese Massnahmen bleibt die Frequenz auch im UHF-Bereich stabil, wenn man wie vorgeschrieben nach dem Umschalten des Frequenzbereichs 10 Minuten wartet. Dank der hohen Maximalspannung kann man gut auch passive Filter ausmessen, und die niedrige minimale Spannung liegt bei fast jedem Empfänger unterhalb der Empfindlichkeit. Trotz der hohen internen HF-Pegel ist aussen keine HF nachweisbar, was aber mit mehr als 30kg Gewicht und einer dreifachen Abschirmung erkauft wird. Muss man zur Oszillator- oder Puffer-Röhre vordringen, sind etwa 100 Schrauben zu lösen, und da es Zollgewinde sind, darf man keine verlieren. Da dieses Gerät sehr modern ist, hat es nicht nur eine Gleichrichterröhre, sondern auch einen Germanium-Transistor als NF-Vorverstärker für den Kalibrator (zur Kalibration wird das HF-Signal intern mit einem quarzstabilen Signal gemischt und die Differenz auf einen Kopfhörer geleitet). Daneben gibt es auch eine Selen- sowie ein paar Germanium- und Siliziumdioden, also so ziemlich alles, was es damals gab.
Hier noch die Bilder:
Rückseite des Chassis, sauber verdrahtet, rechts unten der HF-Teil im schwarzen Gehäuse:
Hier noch ein Blick in den HF-Teil. Man sieht schon die doppelte Abschirmung. Im äusseren Teil ist nur Mechanik und die Verbindung der Durchgangsfilter für die Speisung und die Steuerspannungen. Innen ist links der Oszillator mit der Scheibentriode mit dem Kühlkörper (schwarzer Block oben an der Röhre), und durch den Ausschnitt im Bleck sieht man eine Schwingkreisspule. Rechts ist die Doppel-Tetrode des Puffer-/Endverstärkers, der geregelt und auch moduliert wird. Am Ausgang hat es ebenfalls einen Schwingkreis, dadurch sind die Oberwellen über 60dB gedämpft. Unten im rechten Teil in der schwarzen Metallhülse befindet sich noch eine EF94 als Eichmarkengeber mit einem Quarz, um die Frequenzskala zu kalibrieren.
Eine Besonderheit ist der kontaktlose Umschalter für die Frequenzbereiche. Die Verbindungen sind rein kapazitiv, und beim Umschalten wird die Spule 'weggedreht' und die nächste kommt zwischen die beiden Kondensatorplatten, welche die HF-Verbindung zur Schaltung machen. Dieser Mechanismus muss sehr genau sein, dafür gibt es keine Kontaktprobleme.
Ich benutze dieses Gerät regelmässig für Messungen, insbesondere die praktisch oberwellenfreie Ausgangsspannung ist zur Prüfung von Verstärkerstufen äusserst nützlich, und die meisten heutigen Generatoren schaffen das nicht mehr. Die sehr grosse Frequenzskala ergibt eine recht hohe Ablesegenauigkeit, so dass man nicht unbedingt einen Frequenzzähler braucht, und vor allem im UHF-Bereich ist die Feinabstimmung nützlich. Einziger Schönheitsfehler ist die minimale Ausgangsfrequenz von 10MHz, somit bleibt die untere KW sowie LW und MW ausgeschlossen.
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der betreibt offensichtlich eine kleine Scheibentriode, das ist ja mal extra-edel Damit kommt der nichtnur hoch hinauf, die hat auchnoch Kraft dahinter. Leg dir eine in Reserve solange es noch welche zu kaufen gibt.
Moin, danke für die Vorstellung dieses schönen Beispiels des Meßgerätebaus von Marconi. Die Geräte heben sich schon durch ihre Frontplattenansicht von denen anderer Hersteller ab. Sie sind auch im Innern eine Augenweide. Ich habe von Marconi eine R-L-C-Meßbrücke TF 2700 und einen RC-Generator von 20Hz - 200kHz TF 1101. Beide werde ich demnächst hier zeigen.
da wurde mit der grossen Kelle angerichtet, es gibt keine Kompromisse. Ich möchte nicht wissen, was das Gerät gekostet hat... Die Scheibentriode ist nach Datenblatt sehr potent, bei 1GHz bringt sie als Oszillator noch über 1W HF. Hier wurde sie aber 'derated', damit sie länger hält (nach Angaben im Manual), es hat extra einen Schalter, mit dem man die Anodenspannung und damit die HF-Leistung umschalten kann, wenn mal in einem Bereich wegen Toleranzen oder Röhrenalterung die Sollspannung nicht mehr erreicht wird. Übrigens gibt es auch einen Einstellknopf. mit dem man die beiden Drehkos für den Oszillator und den Ausgangskreis gegeneinander verdrehen kann, wenn der Gleichlauf nicht ganz stimmt, eine nützliche Sache und viel Mechanik.
Eine Ersatzröhre habe ich nicht, aber wenn mal eine über den Weg läuft, wird sie geschnappt, ebenso die Treiberstufe, die ist auch ein Exot. Der Rest ist entweder Standard oder wird für Hi-End-Fans wieder hergestellt (Gleichrichter- und Regelröhre). Da ich aber nicht jeden Tag stundenlang messe, hält sich die Alterung der Röhren in Grenzen, da sind meine Oldtimer-Radios mehr gefährdet.