Erste Telefunken Transistoren OC601 / OC604, 1954 - 1960 u. Telefunken Kamerad
Hallo zusammen,
ich habe heute begonnen, mich mit dem ersten deutschen Transistor der Firma Telefunken OC602 zu beschäftigen. Für seinen Vorläufer OC601 aus dem Jahr 1954 ist mir kein Gerät bekannt, in dem er serienmässig eingesetzt worden wäre. Die Typen OC612 und OC613 halte ich für ausgesuchte OC602 mit höherer Grenzfrequenz. Die von Telefunken gemachten Angaben der Grenzfrequenz waren ohnehin recht abenteuerlich. Sie unterschieden zwischen der Alpha und der Beta-Grenzfrequenz. Während der Beta-Wert die Frequenz angab, bei der die Stromverstärkung in Emitterschaltung auf das 0,7-fache des Wertes gegenüber 1kHz (!) gesunken war, gab der Alpha-Wert den gleichen Wert in Basisschaltung wieder.
Für den OC602 gab Telefunken Alpha = 1MHz und Beta = 25 kHz an Für den OC612 wurde für Alpha der Frequenzbereich 3 ... 6 MHz angegeben, Beta-Angaben fehlten.
Keinerlei Angaben der Grenzfrequenz finden sich für die mit Kühlflansch versehenen, baugleichen spez-Typen OC602spez und OC604spez, da diese für NF-Endstufen kleiner Leistung und Schaltaufgaben vorbehalten waren. Ich habe aber nach dem "Abschuss" eines OC612 im Experimentierbaukasten "Elektronische und radiotechnische Experimentierpraxis", 8.Auflage 1965 einen OC602spez verwendet und konnte ein Mittelwellen-Rückkopplungsaudion problemlos aufbauen (Nr. 59 ff., Seite 65). Ich weiss aber nicht mehr, ob das in Basis- oder Emitterschaltung aufgebaut war, werde das aber in den nächsten Wochen "nacharbeiten".
Für das Experimentieren brachte Telefunken 1960 ein Experimentiergerät heraus, das eindeutig auf den OC602 zugeschnitten war:
Heute früh habe ich erst einmal entspannt damit begonnen, meinen Bestand an 14 gebrauchten und 24 "neuen" Transistoren auf ihre Stromaufnahme bei 6V Collectorspannung zu prüfen. Der Basisspannungs- teiler bestand aus einem 2,5k-Poti und einem Basisvorwiderstand von 47k Ohm. In den Collector habe ich praktischerweise einen 10:1-Transformator mit einem Primärgleichstromwiderstand von 320 Ohm gelegt und einen Kopfhörer auf der Sekundärseite angeschlossen. Die Schaltung entsprach weitgehend der Radiomann Schaltung 13. Auflage 1960 von Dr. Wilhelm Fröhlich Nr. 78 auf Seite 55. Allerdings habe ich mir erlaubt, einen "richtigen" Elko und eine 1N34A als Diode zu verwenden. Die Antennen- spannung habe ich mit der Rückkopplungsspule des Experimentierkastens in den Schwingkreis einge- koppelt. Für den Sender Wawre 621 kHz ergab sich für alle 38 Transistoren eine gleich hohe Lautstärke, die in etwa einem 1-Röhren-Rückkopplungsaudion entspricht.
Allerdings schwankte der Collectorstrom bei gleicher Basiswiderstandseinstellung zwischen 1,5 und 3 mA. Von geringen Fertigungstoleranzen konnte man also damals noch nicht ausgehen.
Je nach Fortgang der Dinge werde ich entweder einen Telefunken TR-1 oder Akkord Peggie reparieren oder nachbauen.
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Re: Erste Telefunken Transistoren OC601 ... OC604 in den Jahren 1954 bis 1960
Hallo Walter,
Radio Lange in Hannover hatte in den 60igern einen Bauvorschlag für ein Mittelwellenradio, dieses war mit OCxxx Transistoren bestückt. Die Transistoren hatten noch Farbbezeichnungen wie z.B. OCxxxblau / grün. An die genauen Farben kann ich mich aber nicht mehr erinnern.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang.
Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort!
Re: Erste Telefunken Transistoren OC601 ... OC604 in den Jahren 1954 bis 1960
Hallo Wolfgang,
ja genau - Du hast orange vergessen! Ich habe auch welche ganz ohne Punkte gesehen. Der Punkt kennzeichnet auch den Collectoranschluss, die Farbe den nutzbaren Frequenzbereich. Bezüglich der Anschlussbelegung kann man sich aber auch zuverlässig an der Lage der Aufschrift TFK OC602 orientieren. Bei den 38 Exemplaren kann ich mir den Oszillator-Transistor, der zwischen 770 und 1900 kHz schwingen muss, handverlesen aussuchen. Es wird einen Nachbau des ersten Transistor-Radios von Telefunken, das nicht im Handel zu kaufen war, geben.
Der TR-1 wurde meist an Firmenangehörige zum Testen weitergegeben. Zuvor hat man die fertigen 100 Radios einfach liegen gelassen, weil 1. sich kein Personal für den Abgleich und die Endkontrolle gefunden hat und 2. die Konkurrenz auch noch nicht am Markt war. Und dann - oh Wunder - konnte man den Akkord Peggie zum Zeitpunkt der Funkausstellung 1957 in den Geschäften kaufen und bei Telefunken war Fehlanzeige.
Re: Erste Telefunken Transistoren OC601 / OC604, 1954 - 1960 u. Telefunken Kamerad
Und dann habe ich so um 1964 den Telefunken Kamerad Bausatz zweimal aufgebaut. Einmal habe ich ihn geschenkt bekommen und dann noch einmal für meine Schwägerin aufgebaut. In dem Bausatz war auch der OC 602 eingesetzt worden.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang.
Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort!
Re: Erste Telefunken Transistoren OC601 / OC604, 1954 - 1960 u. Telefunken Kamerad
Hallo Wolfgang,
das ist eine interessante Schaltung. Telefunken hat von Anfang an einen Superhet haben wollen, musste aber im Eingang aus Gründen des Phasengangs und der Rauschproblematik eines NF-Transistors einen eigenen Transistor ausschliesslich für den Oszillator spendieren. Als Geradeausepfänger und mit diesen Transistoren in Transformatorkopplung könnte die Empfindlichkeit sogar genauso gut sein wie im TR1. AF105 und AC117 gab es 1954 noch nicht.
Diese Kosmos/Telefunken-Kiste muss gut geklungen haben 3 Ohm / 2 Watt-Lautsprecher.
Gruss Walter
Nachtrag: Der Telefunken Kamerad und mein TR1-Nachbau sind definitv gleich empfindlich!
Re: Erste Telefunken Transistoren OC601 / OC604, 1954 - 1960 u. Telefunken Kamerad
Hallo Wolfgang,
in dem "Telefunken Kamerad", der mir gestern "zugelaufen" ist, ist der Eingang anstelle des AF105a mit einem AF139 (Original vor einer Reparatur AF138) bestückt. Bedeutender ist aber der Austausch des OC602 gegen einen AC122, der deutlich besser sein dürfte. Ansonsten spielt das Radio sehr gut, mit Ferritantenne als auch an der Hochantenne. Die Empfindlichkeit ist völlig befriedigend. Natürlich bleibt es ein Einkreiser ohne Regelung. Erstaunt war ich über das Übersetzungsverhältnis auf dem 21cm-Ferritstab 60:1 Windung(en). Es ist damals sicherlich mehr als nur ein Spielzeug gewesen. Daher ist die Einordnung in eine Rubrik auch schwierig (Baukasten oder Radio?).
Re: Erste Telefunken Transistoren OC601 / OC604, 1954 - 1960 u. Telefunken Kamerad
Hallo Walter,
der Selbstaufbaukasten war schon bemerkenswert. Leider wurde das Set wohl nur in geringen Stückzahlen gebaut, denn ich wollte damals das Gerät erwerben und trotz Versuch bei drei Berliner Radiohändlern das Gerät zu bekommen, klappte es nicht.
Aus heutiger Sicht interessant, dass man hier tatsächlich den HF-Transistor "nur" eben als HF-Stufe nutzte und nicht, wie in den USA üblich, eine Reflex-schaltung daraus machte.
Mir gefällt das Radiochen sehr.
Ich würde Deine Fotos gern für das Wumpus-Online-Museum verwenden?
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber) Ein Leben ohne Facebook ist möglich und sinnvoll.
Re: Erste Telefunken Transistoren OC601 / OC604, 1954 - 1960 u. Telefunken Kamerad
Hallo Rainer,
selbstverständlich kannst Du - wie immer - die Fotos für das wumpus-Museum verwenden. Wäre die Veröffentlichung des Handbuchs in reiner Textform (OCR>TXT) ok?
In diesem 3 Transistor-Apparat ist alles Erdenkliche aufeinander abgestimmt und optimiert! Mal so eben nachbauen hat bei mir nicht funktioniert, trotz der Einfachheit. Da werde ich noch eine Weile dran kauen, bis impedanzmäßig alles zueinander passt.
Re: Erste Telefunken Transistoren OC601 / OC604, 1954 - 1960 u. Telefunken Kamerad
Hallo Rainer,
vielen Dank! Dem Eigenbau-Kamerad habe ich inzwischen die ersten Töne entlocken können. Das Originalgerät bringt schon nach dem 2. Transistor eine sehr gute Kopfhörerlautstärke mit Ferritantenne. Im Nachbau ist es erwartungsgemäß ein Problem der Transformatoren. Ein moderner Ringkernübertrager (egal welcher AL-Wert bzw. Permeabilität) funktioniert definitiv nicht. Der HF-Übertrager ist im Original von 1963 ein "bifilarer Kreuzwickelübertrager". Die altgedienten Experten können dazu vielleicht mal etwas schreiben. Wahrscheinlich hat der Übertrager in Wirklichkeit 4 Einzelwicklungen. Der Kreuzwickel soll die Wicklungskapazität minimieren, während die Bifilartechnik die Induktivität bis auf 10% drücken kann. Auf diese Weise baut man noch heute HF-taugliche Drahtwiderstände. Momentan verwende ich zwei ungeschirmte Kreuzwicklungen, die aber noch nicht optimal gekoppelt sind. Bezeichnend ist auch, dass das auf der Originalplatine aufgedruckte Trafosymbol um 90° versetzt, also letztlich falsch ist.