Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Hallo zusammen,
das Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach, 1. Auflage (1. - 5. Tausend), Franckh´sche Verlagshandlung Stuttgart, habe ich hier vorliegen. Neben den vielen Tipps zur Reparaturtechnik, die das Buch vermittelt, wird ganz genau die Einrichtung einer Reparaturwerkstätte mit den dazugehörigen Messgeräten beschrieben. Die Schaltbilder dazu liegen vor. So bekommt der Leser auf 507 Seiten eine sehr gute Vorstellung, wie damals Radios repariert wurden. Diese Zeitreise macht das Buch so faszinierend. Zudem sind die Prüfungsanforderungen für die Meisterprüfung beschrieben. Eine damalige Werkstatt bestand damals auch aus einer Einrichtung für die Metallverarbeitung. Die Grundlagen der Metallverarbeitung wurden demnach auch geprüft.
Über manche Tipps musste ich schmunzeln. Da wird empfohlen defekte Widerstände nicht versuchen zu reparieren oder durch Bleistiftstriche auf einer festen Unterlage zu ersetzen, sondern neue einzusetzen. Bei den möglichen Defekten von Wickelkondensatoren wird nichts von Leckströmen erzählt, obwohl es diese schon damals gab. Es wird vorgeschlagen einen alten Volksempfänger zu einem Signalverfolger umzubauen. Es wird auch erklärt, wie ältere Empfänger für eine bessere Trennschärfe umgebaut werden können.
Ein Vielfachmessgerät, eine Messbrücke, eine Glimmlampe als Durchgangsprüfer, ein Röhrenprüfer und ein Prüfsender waren die wesentlichen Messmittel einer damaligen Radiowerkstatt. Ein Oszilloskop hat nicht jede Werkstatt.
Aufgefallen ist mir noch, dass die Reparaturanleitungen, die Stufe für Stufe vorliegen, nur das Wie, aber nicht das Warum beschreiben. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Didaktik doch gewaltig geändert. Trotzdem oder gerade deshalb ist das Buch sehr lesenswert. Das Buch ist nichts für den Anfänger, da das Verständnis für die Schaltungstechnik vorausgesetzt wird. Es richtet sich also an den Radiomechaniker, der nach weiteren praktischen Anleitungen und Kniffen für die Reparaturpraxis sucht. UKW, Tonbandgeräte und Fernsehen kommen in dem Buch überhaupt nicht vor. Tonbandgeräte gab es schon. Die breite Einführung von UKW und Fernsehen waren in Planung. 1946, als das Buch geschrieben wurde, hatte man ganz andere Sorgen.
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Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
ein herausragender Autor seiner Zeit. Er hat auch einige Werke im Bereich des Amateuerfunks verfasst die ich sehr schätze. Selbige alle aus der Radio-Praktiker Reihe.
Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Hallo Volker!
Es gab noch einige Neuauflagen, mit modernisierten Titel "Radioservice" um 1960. Den habe ich auch. Es ist klar es handelt sich um ein Buch für die erfolgreiche, schnelle Reparatur. Grundlagen werden vorausgesetzt, das Warum ist klar, es geht um das richtige Wie. Solche Bücher sind keine Selbstbauanleitungen, aber auch kein tiefschürfendes Grundlagenschrifttum. Im Moment bin ich mit einigen Philips Büchern beschäftigt, die sind nach meinem Geschmack; Grundlagen und Anwendungsbeispiele mit manchmal raffinierten Lösungen die man meist nicht bei der Industrie findet, wohl aus Kostengründen.
Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Hallo Zusammen!
Auch wenn es nicht direkt mit dem obigen Buch zu tun hat, ist es interessant wie schnell sich die Themen von Fachbüchern verändern. Sie spiegeln auch immer ein bisschen, oder auch viel den Wandel der Zeit wieder. Hier den wirtschaftlichen Wandel in der damaligen BRD, die ersten Fernsehempfänger waren noch Luxusgut und deren Technik die notwendig ist. 1947 noch die Instandsetzung mit einfachsten Mitteln und 1953 die Einbauanleitung einer "großen" Fernsehbildröhre und die Schaltungen der ersten Fernsehröhren wie PL 81 usw. Dazu eine kleine Grafik, das lockert auf.
Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Hallo Nobby,
Du hast geschrieben, dass Du gerade Philips Bücher liest. Ich bin nicht gerade eine Leseratte (ausgenommen Bücher von Jules Verne und <eine ganz andere Richtung> Michael Moore), aber ich habe ein Buch von Philips 'Lehrbriefe, Elektrotechnik und Elektronik' Band1, Einführung und Grundlagen (von 1975), das für mich sehr lehrreich war (und ist). Schade, das ich nur dieses eine Buch habe, denn die Erklärungen sind leicht verständlich. Man hat sich damals mehr Mühe gegeben um Fachwissen weiter zu verbreiten. Leider ist Fachwissen heutzutage Geld und das gibt man nicht her (es gibt natürlich zum Glück Ausnahmen, wie dieses Forum). Welche Bücher hast Du von Philips?
Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Hallo Norbert!
An Büchern:
Philips Lehrbriefe Bd. I 1952
Daten und Schaltungen Moderner Empfänger und Kraftverstärkerröhren Bd. IIIa 1952, dito Ergänzungsband 1942, dito Bd I 1940.
Daten und Schaltungen von Fernsehempfängerröhren 1953 Bd IIIc
Fernsehtaschenbuch 1961
Philips Technische Rundschau (Fachzeitschrift) kompl. 1959/60, dito ein paar von 1938 - 1943 wobei der damalige Abonnement noch in der Zeitschrift zu finden war; ein Dipl. Ing. aus Berlin. Der Lehrbrief war sehr einfach geschrieben, was für interessierte absolute Laien. Die Technische Rundschau richtet sich mehr an Personen mit hohen Wissenstand. Bei den Daten und Schaltungsbüchern sind immer auch komplette Schaltungen drin die zeigen was man mit den neuen Erzeugnissen machen kann. Röhrendaten sind dort sehr ausführlich, viel mehr als in einer normalen Datensammlung veröffentlicht, so das sich auch diese Bücher an Entwickler in den Firmen wendeten, weniger an den Praktiker vor Ort. Manche Schaltungen sind sehr selten, wie die NF Phasenumkehr mit der Sekundäremissionsröhre EE1. Diese Fachbücher sind als mehrbändige Werke erschienen und da ist noch eine Menge offen.
Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Hallo Nobby, hallo Volker,
wo bekommt man eigentlich solche alten Bücher noch her? Ist es nur Zufall (Flohmarkt, Technikbörse usw), oder kann man hier gezielt wo suchen, wie z.B. im Internet?
Die EE1 hat mir natürlich gleich gefallen, da das Prinzip der Elektrode mit der Bezeichnung k2, dem einer Dynode eines Photomultipliers entspricht. Man kann mit diesem Prinzip eine sehr hohe Verstärkung erreichen. Ich verstehe nicht, warum man hier nicht weiter entwickelt hat. Auf der Suche nach dem Datenblatt der EE1 habe ich nach 'ee1.pdf röhre' gegoogelt. Der erste Eintrag erklärt die Röhre sehr gut. Weiter unten fand ich dann noch ein PDF (Tube data) mit 339 Seiten Röhrendaten.
Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Hallo zusammen,
auf den Seiten der Online-Buchhändler werden solche alten Bücher angeboten. Amerikanische Röhren-Literatur gibt es als PDF zum Download. Das ist völlig legal, weil das amerikansiche Copyright in der Regel nicht verlängert wurde.
Zurück zum Buch: Ich war über die Reparaturtipps sehr erstaunt. Zur Zeit der Drucklegung, also zwei Jahre nach Kriegsende, war die Ersatzteilbeschaffung das größte Problem. Wenn es irgendwie nur ging, wurden die Bauteile repariert. Sehr aufschlussreich sind die Tipps zum Neuwickeln von Trafos. Heute hat man ja dasselbe Problem der Ersatzteilbeschaffung. Ausführlich wird das Thema über die Reparatur von Röhren behandelt: Regenerieren der Kathode, Beseitigung von Elektrodenschlüssen durch mechanische Stöße oder Stromstöße, Versehen von neuen Sockeln, um nur ein paar Dinge zu nennen. Wenn die Endröhre wegen Heizfaden-Kathodenschluss brummt, kann eine Kunstschaltung eingesetzt werden (Erdfreie Heizwicklung am Trafo, Entbrummer einbauen, dessen Mittelanzapfung an die Kathode gelegt wird).
Wirklich lauter erfindungsreiche Einfälle, die aus der Not geboren wurden. Besonders problematisch war die Röhrenbeschaffung. Wenn eine Ersatzröhre nicht zu beschaffen war, wurde einfach ein anderer Typ eingebaut und die Schaltung entsprechend verändert. Wenn ein neuer, passender Lautstärkeregeler nicht zu beschaffen war, wurde ein Ersatztyp aus Platzmangel einfach auf die Rückseite verlegt. Das wird in dem Buch so empfohlen! Alles war erlaubt, wenn die Regeln der elektrischen Sicherheit nicht verletzt wurden. Es werden sogar Hinweise gegeben, wie ältere Radios schaltungstechnisch verbessert werden können. Mir gibt das zu denken, wenn manche versuchen unter allen Umständen den Originalzustand eines Radios wieder herzustellen. Vielleicht haben sie ein Gerät vorliegen, welches mit dem Original nicht mehr viel zu tun hat. Damals ging es dem Radiohörer nicht darum ein Radio im Originalzustand zu besitzen, sondern ein Radio zu haben, mit dem man Radio hören kann. Das Radio war oft die einzigste Informations- und Unterhaltungsquelle in einem Haushalt.
Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Hallo Volker!
Genau diesen Gedanken, das man ein Radio hat das in der Not betriebsfähig gemacht hat und Dieses irgendwie oft auch erhaltenswert ist hatte ich auch schon. Es gab ein regelrechtes Radio Not Schrifttum, eines davon sind die Herma Schaltungen von 1947 die hab ich vor einiger Zeit mal als Grundlage für einen Thread hier genommen. Da wird die Röhre RV 12 P 2000 für alles genommen, auch der Röhrenersatz für den VE, DKE wird dort beschrieben. Manchmal werden solche Umbauten auch hier vorgestellt. Ob das erhaltenswert ist, oder wieder größtmöglichst ins Original versetzt werden soll muss jeder für sich entscheiden.
Re: Handbuch der Rundfunkreparaturtechnik, 1947, von Werner W. Diefenbach
Zitieren: Ich war über die Reparaturtipps sehr erstaunt. Zur Zeit der Drucklegung, also zwei Jahre nach Kriegsende, war die Ersatzteilbeschaffung das größte Problem. Wenn es irgendwie nur ging, wurden die Bauteile repariert. Sehr aufschlussreich sind die Tipps zum Neuwickeln von Trafos.
Hallo alle,
ähnliche Texte aus alten Funkschauheften finden sich als PDF im schweizer Rundfunkmuseum.
Es bereitet mir immer wieder Freude, in diesen frei zugänglichen Heften zu stöbern und zu lesen, unter welchen Schwierigkeiten die Instandsetzung funktionierte; Improvisations-Talent war fast das Wichtigste. Teilweise wird auch W. Diefenbach als Autor genannt.