dieses Radio ist mir vor Jahren zugelaufen und funktionierte im Prinzip ganz brauchbar. Das NF-Poti war "kratzig", der Ausschalter am Anschlag unbrauchbar. Der Tragegurt fehlte. Die Rückwand liess sich bequem aufklappen. Was ich dort sah, hat mich derartig abgeschreckt, dass ich schnell wieder zugeklappt habe. Die wenigen (eine Handvoll) Elkos, die ich sehen konnte, habe ich natürlich eine Woche später gewechselt, aber eine generelle Überholung, Restaurierung oder wie auch immer stand für Jahre aus. Nachdem nun die Audio unerträglich leise wurde, war es an der Zeit, das Radio völlig zu demontieren. Beim RM.org existiert für das ähnliche Modell U61 zwar eine Demontageanleitung von Akkord, aber nicht für das U62 Modell. Trotz der Ähnlichkeit gibt es Unterschiede, und ich möchte die aus meiner Sicht sinnvolle Demontagereihenfolge beschreiben:
Zuerst sollte der Batteriehalter ausgebaut werden. Dazu müssen zwei Schrauben der Halterung am Lautsprecher und vier im Boden entfernt werden. Die Anschlussdrähte sollten abgelötet werden. Durch die unterschiedliche Länge ist zwar eine spätere Verwechslung ausgeschlossen. Trotzdem sollte man den Pluspol für einen Anschluss am Labornetzgerät eindeutig markieren (schwarzes Kabel war bei mir "+", braunes "-").
Die Drähte zum Lautsprecher sollte man jetzt ebenfalls ablöten. Für das spätere Testen empfiehlt es sich, einen anderen Lautsprecher zu verwenden - das Gehäuse stört nur.
Als nächstes lötet man die Anschlüsse zur externen Antennenbuchse ab. Die Buchse selbst kann im Gehäuse verbleiben. Auf der anderen Seite des Gehäuses befindet sich die 5-polige DIN-Buchse und die Buchse für einen Klinkenstecker. Es empfiehlt sich hier, nur die beiden Schrauben der Halteplatte abzuschrauben.
Jetzt kommt der wichtigste Teil des Chassisausbaus: Lösen einer Schraube der abgeschirmten Audioendstufe inklusive Treiber und die 4 Schrauben, die das Chassis in den eingelassenen Messingsbuchsen halten. Ist das geschehen, kann das Chassis dem Gehäuse vorsichtig entnommen werden. Besondere Vorsicht ist angebracht, damit die dünnen Kupferlackdrähte der Ferritantenne nicht abgerissen werden. Eventuell sollte man mit Isolier- oder Kreppband arbeiten.
Liegt das Chassis und der Audioblock nun ausgebaut auf dem Tisch, ist es Zeit, die beiden grossen Rändelknöpfe nach vorne abzuziehen. Wenn nun die beiden Senkkopfschrauben des Skalen- glases (bei mir Plexiglas) gelöst sind, kann man das Glas zur Reinigung entnehmen und beiseite legen. Das Plastikteil für den Skalenhintergrund ist nur eingeklippt und kann leicht entfernt werden.
Um z.B. alle Elkos zwecks Austausch zu entfernen (Klangregelstufen, Ratiodetektor) kommt man leider nicht umhin, die ZF-Platine zu entnehnen. Selbst wenn man "nur" Kontaktspray in das Tastenaggregat sprühen will, ist dies erforderlich. Vorher sollte man sich den Anschluss der drei Zuleitungen notieren oder mit dem Handy ein Foto machen. Die in 90 Grad montierte Trägerplatine mit diversen Anschlüssen ist auf der Lötseite der ZF-Platine verlötet. Diese Lötungen muss man mit Entlötlitze vollständig aufsaugen. Ausserdem müssen die Haltezungen des Blechgehäuses geradegebogen werden. Ganz wichtig: die beiden Pertinax-Haltekeile sind mit einer Flachzange herauszuziehen!
Da die Werte der Elkos nicht der heutigen Normreihe entsprechen, sollte man auf den nächsten Normwert aufrunden. Da man an dieser Stelle wahrscheinlich schon "den Kaffee auf hat", sollte man vorsorglich auch den 500-Ohm-Trimmer herauslöten, den Wert messen und einen neuen - voreingestellt - auf der anderen Lötseite einlöten. Mein Wert war exakt 240 Ohm, sodass ich einen Festwiderstand nehmen konnte.
Es ist sehr empfehlenswert, das NF-Poti mit Ausschalter auszuwechseln. Weil das originale Potentiometer recht voluminös ist, müssen die Schrauben der kleinen daneben liegenden Platine zum Ausbau des Potis gelöst werden. Akkord hat einen "Überblendregler" genommen, bei dem der feste Mittelpunktanschluss mit einer Serienschaltung aus 10k Ohm und 100 nF nach Masse geht. Das Poti selbst hat 10 kOhm logarithmisch. Ich habe einen Wert mit 5k Ohm (6mm Achse!) genommen und die Serienschaltung zwischen den äusseren Potianschlüssen in einem Kabelschlauch geschützt angelötet. Ich habe keinen klanglichen Nachteil im Zusammenspiel mit dem Höhen- und Tiefenregler feststellen können.
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Es versteht sich von selbst, dass der Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge geschieht. Im NF-Block befinden sich ebenfalls zwei Elkos, die in jedem Fall getauscht werden sollten. Bitte nicht den Fehler machen, die beiden seitlichen Schrauben zu lösen. Sie befestigen die Endstufentransistoren. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als die drei Transistoranschlüsse auf beiden Seiten des Öffnungsschlitzes vor dem Abhebeln der Platine abzulöten.
Das geschirmte UKW-Teil mit 2x OC615 enthält keine Bauteile, die getauscht werden sollten. Den Deckel zu lösen, ist ein Fall für sich und erfordert enorme Geduld. Wenn der Deckel schon mal auf ist, empfehle ich aber für die Zwerg-Selengleichrichter eine 1N4148 einzulöten.
Überhaupt ist das Gerät sehr service-unfreundlich, aber vielleicht ahnte man bei Akkord schon die baldige Übernahme durch Bosch. Die Eigenschaften des letzten "Schlachtschiffes" von Akkord sind aber hervorragend, sodass man nach dem etwa ein- bis zweitägigen Servicemarathon entschädigt ist.
Gruss Walter
Nachtrag:
Hier ein neues Skalenseil aufzulegen, ist ein besonderes Vergnügen. Wie wär's Wumpus, macht dir ja angeblich Spass?!
Das Gerät enthält 4 Zwerg-Selengleichrichter zur Arbeitspunkteinstellung. Die Substitution ist schwierig, oft gehen ohne weitere Korektur der Schaltung eine oder zwei 1N4148 in Serie, parallel mit einem kleinen Elko. Im UKW-Teil habe ich je eine 1N4148 genommen.
Ja, es hat 57 Jahre gedauert, dass mir die "Eule" (Pinguin Akkord) "zugeflogen" ist.
In Offenbach Bieber wurde dieses Koffer Röhrengerät gebaut. Als Bub von 11 Jahre war ich (1958) öffters durch die Strasse vorbeigelaufen, wo das Gerät hergestellt wurde, zum kleinen Radiogeschäft in einigen Metern. Dort war das begehrte Radio Ausgestellt. 256.-DM. Unerreichbar, Utopisch. In diesem kleinen Radioladen waren Grammophone, Kofferrradios, Alles was ein Radiobastler-Bub interssiert hatte.
Eine Anodenbatterie habe ich mit 10 x 9 Volt Batterien gebaut. Netzkbel (Umschaltbar) hat das Gerätchen auch.
ich konnte mir das damals auch nicht leisten. Mein erstes Radio war ein bescheidenes "ITT Tiny 3", auf der Ingenieurschule dann immerhin ein "Telefunken bajazzo universal 201". Neben einem Autotransistor habe ich von Akkord hier noch den "Pinguin M57". Das ist - wie deine Eule - auch ein Röhrengerät und spielt natürlich auch noch hervorragend:
Irgendwie sind die Akkord-Geräte immernoch recht hochpreisig. Gestern ging eine "Peggie" für 338 Tacken über den Buchttresen. Das wäre auch für mich viel zu viel.