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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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Philips BD533A "Stella"
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09.06.18 22:23
HB9 

WGF-Premiumnutzer

09.06.18 22:23
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Philips BD533A "Stella"

Hallo zusammen,

dieses Radio musste lange warten, aber heute habe ich mit der Restauration begonnen. Es ist ein 7-Röhren-Gerät mit Baujahr 1953, also dasselbe Jahr wie mein Philips BF634A (siehe http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/...&thread=252), aber aus deutscher Produktion. Auffällig ist die Technik: Während der BF634 noch mit Rimlock-Röhren bestückt ist, ist dieses ausschliesslich mit Novalröhren bestückt, den damals brandneuen Typen ECC81, ECH81, EF85, EABC80, EL84, EM80 und EZ80.

Für AM hat es 6 Kreise und für FM 9. Der Kurzwellenbereich wurde gespreizt und auf 6..12MHz beschränkt, so ist die Abstimmung wesentlich einfacher, dafür muss man auf den oberen Bereich verzichten. Der Langwellenbereich wurde offenbar für die Schweizer Version auf 350kHz erweitert, damit der HF-Telephonrundspruch möglich ist, denn nach Service-Manual geht er nur bis 260kHz. Dafür wurde auf den elektrostatischen Hochtöner verzichtet, der nach Schaltplan vorhanden sein sollte.

Am Gehäuse blättert überall der Lack ab, aber sonst ist es unbeschädigt und auch alles dran:


Auch im Innern ist alles vorhanden und nichts verbastelt:


Ziemlich verstaubte Technik


Die EL84 und EZ80 wurde offenbar mal ersetzt, die übrigen scheinen noch die originalen zu sein. Insbesondere bei der EABC80 sieht man, dass das Rimlock-Zeitalter noch nicht vorbei ist, der Aufbau des Sockel-Tellers und die Verbindung mit dem Glasrohr ist gleich wie bei den Rimlock-Röhren:


Der Drehko ist ebenfalls etwas speziell, insbesondere die beiden AM-Plattenpakete sind sehr unterschiedlich:


Hier noch ein Blick auf die Verdrahtung:


Nach dem Entstauben habe ich mich der Elektronik angenommen. Es hat erfreulich wenig verdächtige Kondensatoren. Neben dem Ratio-Elko gab es nur einen Teer-Kondensator zu tauschen, und aus Sicherheitsgründen habe ich noch den Koppelkondensator zwischen Vor- und Endstufe getauscht. Die Netzteil-Elkos waren nach dem Formieren wieder in eimen Topzustand. Nun konnte eingeschaltet werden, und alles funktionierte!

Die EL84 wird hier bis zum Letzten ausgereizt mit einem Anodenstrom von 42mA bei 270V, was entsprechend Wärme generiert. Offenbar wollte man zeigen, wie viel besser die EL84 gegenüber der EL41 ist. Daher musste sie wohl ersetzt werden...
Der Netztrafo ist reichlich dimensioniert und bleibt daher kalt.
Die EM80 ist nicht mehr die hellste, aber durchaus noch brauchbar. Auf UKW ist die Empfindlichkeit sehr gut, und auch bei schwachen Sendern ist die Lautstärke sehr gut, klar besser als bei meinen beiden Nordmende (mit ECC85). Für UKW ist die EF85 als ZF-Stufe wegen der gegenüber der EF89 doppelten Steilheit klar besser, aber für AM ist der eher niedrige Innenwiderstand halt nicht optimal. Der UKW-Tuner arbeitet mit der ECC81, wobei eine Triode in Gitterbasis-Schaltung als HF-Vorstufe und die andere als selbstschwingender Mischer dient. Die ECH81 arbeitet wie üblich bei AM als Mischer und Oszillator und bei FM als ZF-Stufe. Die EABC80 ist ebenfalls wie üblich als AM- und FM-Demodulator und NF-Vorstufe geschaltet. Zwischen der EABC80 und der EL84 hat es noch einen Klangregler, und vom Ausgangstrafo gibt es eine Gegenkopplung auf das 'kalte' Ende des Lautstärkepotis.

Der AM-Empfang macht ebenfalls eine gute Falle, wegen der ständigen Gewitteraktivitäten in der Gegend gibt es aber noch kein abschliessendes Urteil. Für LW und MW hat er noch eine drehbare Ferritantenne, womit er zu den Pionieren der Ferritantenne gehört. Die Aussenantenne ist abschaltbar. Wie üblich ist auch ein UKW-Behelfsdipol eingebaut.
Der Lautsprecher ist mit 20cm Durchmesser recht gross geraten und sorgt so zusammen mit dem eher grossen Gehäuse für guten Bass.

Der Aufbau ist alles andere als servicefreundlich. Die Skalenlampe ist am Gehäuse montiert und das Kabel zum Chassis ist selbstverständlich zu kurz, um das Chassis auszubauen, genau wie das Kabel zum Lautsprecher und das Massekabel zur Boden-Abschirmung. Da gibt es beim Zusammenbau ein paar Modifikationen.

Beim nächsten Regen-Wochenende kommt das Gehäuse dran, das gibt noch einiges an Arbeit. Die Metall-Zierleisten und die goldenen Streifen werden eine Herausforderung beim Abbeizen und Neulackieren.

Gruss HB9

Zuletzt bearbeitet am 09.06.18 22:33

Datei-Anhänge
innen.jpg innen.jpg (318x)

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Drehko.jpg Drehko.jpg (280x)

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Front.jpg Front.jpg (290x)

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Röhren.jpg Röhren.jpg (283x)

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Staub.jpg Staub.jpg (291x)

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Verdrahtung.jpg Verdrahtung.jpg (303x)

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11.06.18 07:12
puntomane 

WGF-Premiumnutzer

11.06.18 07:12
puntomane 

WGF-Premiumnutzer

Re: Philips BD533A "Stella"

Moin moin,
danke für deinen Beitrag und den aussagekräftigen Bildern.
Eigenartig aber das lt. Schaltung ein kap. Hochtöner vorhanden sein sollte, in deinem gerät aber fehlt, demgegenüber ist dieser auf dem Bild vom radiomuseum.org zu sehen.
M.f.G.
harry

Zuletzt bearbeitet am 11.06.18 07:14

12.06.18 08:12
HB9 

WGF-Premiumnutzer

12.06.18 08:12
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Philips BD533A "Stella"

Hallo zusammen,

gewisse Unterschiede zwischen dem Gerät und dem Service-Manual machen das Ganze erst richtig spannend
Neben dem fehlenden Hochtöner gibt es noch ein paar kleine Änderungen, die aber nicht relevant sind. Beim fehlenden Hochtöner gehe ich davon aus, dass man für die Schweizer Versoin aus Kostengründen darauf verzichtet hat. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass die Schweizer wesentlich weniger HIFI-affin sind als die Deutschen. Lautsprechermässig sind hier auch richtig gute Geräte h$ufig eher dürftig bestückt, und auch der Stereo-Rundfunk brauchte über 10 Jahre, bis er in der Schweiz angekommen war.

Ansonsten funktioniert jetzt alles. Der UKW-Empfang ist sehr gut und die Tonqualität (mit externem Lautsprecher) sehr gut. Der interne wurde noch nicht ausprobiert. Die AM-Bandbreite ist etwas hoch, man hört deutlich das 9kHz-Pfeifen der Nachbarträger. Eventuell kann man da mit dem ZF-Abgleich noch etwas herausholen. Eine Bandbreitenumschaltung fehlt leider.
Der Empfang mit der Ferritantenne ist eher mässig, wie das zu erwarten ist, wenn keine HF-Vorstufe vorhanden ist.

Interessant finde ich bei diesem Gerät die sehr kleinen Bandfilter, und auch die HF- und Oszillatorspulen sind in eigenen Abschirmbecher. Im UKW-Teil hat es auffallend wenig Abschirmung, daher hat er eine recht hohe Ausstrahlung. Da das Fernsehband III nicht mehr existiert, stört man aber niemanden mehr
Der hohe Strom durch die EL84 und die damit verbundene Verlustleistung ist für die Lebensdauer der EL84 sicher nicht optimal. Da die Erhältlichkeit aber kein Problem ist, lasse ich das mal so.

Bei der EF85 sieht man übrigens schön die Bremsstrahlung als blaues Leuchten auf der Innenseite der Anode. Bei höheren Anodenspannungen ist das bekanntlich Röntgenstrahlung, aber bei der 'tiefen' Spannung von ca. 250V ist die Energie so niedrig, dass die Strahlung zum grössten Teil sichtbar wird (und auf ein völlig ungefährliches Niveau abgefallen ist).

Die Platten vom Drehko sind übrigens aus Messing und verlötet statt gepresst, eine eher seltene Konstruktion. Bisher waren alle Luft-Drehkos, die ich gesehen habe, aus Alu und mit eingepressten Platten.

Nun muss nur noch das Gehäuse restauriert werden.

Gruss HB9

12.06.18 09:45
Walterh 

WGF-Nutzer Stufe 2

12.06.18 09:45
Walterh 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: Philips BD533A "Stella"

Hallo HB9

Interessant. Kannst Du bitte noch zeigen, welche Aufkleber Dein Gerät hat?

Es interessiert mich, ob dieses Gerät ein offizieller Import war, wurden doch damals noch Geräte derselben "Klasse" in der Schweiz gefertigt. Dass z.B. ein https://www.radiomuseum.org/r/philips_bd...bd_733_a_1.html offiziell importiert und vertrieben wurde ist verständlich - gab es doch nichts Vergleichbares aus Schweizer Fertigung.

Später wurden dann die deutschen Philips oft als Médiator in den Handel gebracht - siehe https://www.radiomuseum.org/r/mediator_m..._md_3529_a.html.

Viele Grüsse, Walter

12.06.18 10:56
HB9 

WGF-Premiumnutzer

12.06.18 10:56
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Philips BD533A "Stella"

Hallo Walter,

auf der Rückwand hat es ausser der obligatorischen PTT-Kontrollmarke keine Aufkleber. Ich mache aber noch ein Foto, eventuell ist die anders bedruckt als die deutsche Version. Auf dem Chassis gibt es ausser den Typenschild nichts. Im Gehäuse habe ich nichts gefunden, das auf Schweizer Fertigung schliessen lässt, was aber noch nichts heissen muss. Wenn kein Stempel von La-Chaux-de-Fonds drin ist, heisst das ja noch lange nicht, dass das Gerät nicht von dort kommt. Die verbauten Widerstände entsprechen ebenfalls nicht denen, die damals in der Schweiz üblich waren.

Für eine 'Schweizer Version' spricht die Tatsache, dass die 6 Telephonrundspruch-Kanäle auf der Skala aufgedruckt sind.

Gruss HB9

12.06.18 11:23
Walterh 

WGF-Nutzer Stufe 2

12.06.18 11:23
Walterh 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: Philips BD533A "Stella"

Hallo HB9

Durch das Typenschild ist klar, dass Dein Gerät in Deutschland gefertigt wurde. Geräte aus der Schweiz waren entsprechend BCH gekennzeichnet.

Beim BD733A (erster Link oben) siehst Du aber den EVD-Kleber auf der Rückwand. Der belegt, dass dieses Gerät offiziell in die Schweiz importiert, verkauft und in die "Quoten" eingerechnet wurde. Damals waren ja Mengen und Preise noch reguliert. Als diese Regulation fiel, begann ja der schnelle Niedergang der Radiofabrikation in der Schweiz.

Der PTT-Kleber besagt ja nur, dass das Gerät durch die Hände eines Schweizer Radiohändlers ging und zur Konzession angemeldet wurde - üblicherweise durch grünen Kleber bei Installation durch den Händler und rot bei Selbstinstallation durch den Besitzer/Käufer. Dadurch sagt ja auch die Jahrzahl nicht immer auch etwas aus über das Alter/Herstellungsjahr des Gerätes. Diese Unterscheidung fiel m.W. erst unter Weglassung der Jahrzahl.

Viele Grüsse, Walter

13.06.18 12:31
Klarzeichner 

WGF-Nutzer Stufe 3

13.06.18 12:31
Klarzeichner 

WGF-Nutzer Stufe 3

Re: Philips BD533A "Stella"

Hallo HB9,

um auch mal wieder meinen Senf dazuzugeben: Ein interessantes Detail sind die "Philips Miniwatt - Made in Holland"-Röhren. Die wurden in Geräten für den deutschen Markt nicht verwendet, sondern nur Valvos. Valvos umgekehrt nicht fürs Ausland. Ich vermute daher doch eine Fertigung in D (Wetzlar) aber vorgesehen für den Export nach CH.

Gruß
Stefan

14.06.18 07:55
HB9 

WGF-Premiumnutzer

14.06.18 07:55
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Philips BD533A "Stella"

Hallo zusammen,

bei der Rückwand hatte ich mich geirrt, da ist auch der Import-Kleber drauf:



Beim französischen fehlt er dagegen, der wurde offenbar privat importiert.

Mit dem Gehäuse geht es weiter, ich habe die Lackreste jetzt entfernt. Was darunter zum Vorschein kam, sieht ganz ordentlich aus, die Farbunterschiede kommen vor allem vom unterschiedlichen Trocknungszustand nach dem Abbeizen.



Die Messingstreifen mussten dran glauben, die hafteten teilweise besser am Lack als am Holz. Aber die kann man wieder aufkleben (wenn ich etwas Passendes finde) oder auch aufmalen.

Gruss HB9

Datei-Anhänge
P1020179.jpg P1020179.jpg (302x)

Mime-Type: image/jpeg, 40 kB

P1020178.jpg P1020178.jpg (286x)

Mime-Type: image/jpeg, 54 kB

14.06.18 14:58
Walterh 

WGF-Nutzer Stufe 2

14.06.18 14:58
Walterh 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: Philips BD533A "Stella"

Hallo HB9

Danke für die Bilder.

Interessant. Somit hat Philips das eigene Werk in La Chaux-de-Fonds durch Importe konkurrenziert.

Viele Grüsse, Walter

14.06.18 16:02
HB9 

WGF-Premiumnutzer

14.06.18 16:02
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Philips BD533A "Stella"

Hallo Walter,

Wirtschaftsentscheide sind halt nicht immer verständlich... der wurde doch in der Schweiz zusammengelötet, nach Deutschland geschickt, um die Röhren und das Typenschild einzubauen und danach wieder importiert, so verdienen am meisten Leute daran und die Importbilanz bleibt neutral, so wie es in der EU heute läuft

Ironie aus, würde Wolle jetzt schreiben, war nicht so ernst gemeint.

Ich hatte mir bei der Schaltungsanalyse noch Gedanken zur EABC80 gemacht. Hier frage ich mich, warum sie die AM-Diode auch in diese Röhre und nicht in die ZF-Röhre wie z.B. bei der EAF42 gepackt haben. Ohne die AM-Diode hätte man alle Kathoden einzeln herausführen können, was neben einem symmetrischen Ratiodetektor auch eine normale NF-Gegenkopplung über die Trioden-Kathode erlaubt hätte anstelle der Kunstschaltung über das Lautstärkepoti. Mit der EBF80 und EBF89 war die AM-Diode ja auch in den ZF-Röhren drin.

Gruss HB9

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