Hallo zusammen, bei der Reparatur bzW Restaurierung von Radiooldtimern kommt es immer wieder mal vor, das alte Netzkabel gegen ein Neues austauschen zu müssen. Bei der Montage des Netzsteckers habe ich bislang die Drahtenden immer verzinnt, bevor ich sie in den Steckerstiften verschraubt habe. Nun habe ich aber irgendwo gehört, das Lötzinn unter Druck wegfliesst und eine sichere Kontaktgabe durch das Verzinnen nicht immer gegeben sein soll. Deshalb werden angeblich in der Autoindustrie keine Kabelenden verzinnt, bevor sie mit Kabelschuhen usw versehen werden. Weiss irgendwer, wie es die Radioindustrie mit der Montage von Steckern gehandhabt hat? (meine natürlich keine fest angegossenen)
Bei Bananensteckern ist mir aufgefallen, das nichtverzinnte Drahtenden nicht so schnell dazu neigen, sich aus der Verschraubung zu lösen, wie verzinnte. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
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29.10.06 21:26
roehrenfreak
nicht registriert
29.10.06 21:26
roehrenfreak
nicht registriert
Re: Drahtenden verzinnen?
Hallo lieber Daniel,
es ist tatsächlich so wie Du es schreibst. Zinn "fließt" auch im erstarrten Zustand wenn darauf Druck ausgeübt wird. Werden diese Anschlußübergänge auch noch zusätzlich mechanischer Beanspruchung wie Vibration oder stärkere Biegung ausgesetzt neigen sie genau an der Stelle wo die Verzinnung endet zum Bruch. Deshalb werden z.B. in der Automobil-Industrie und in Flugzeugen Lötverbindungen nur im absoluten Ausnahmefall verwendet. Stattdessen wird dort "gecrimpt" - d.h. die Litze wird mit Hilfe eines geeigneten Spezialwerkzeuges am Kontakt mit einer definierten Kraft verpresst. Es tritt eine "Kaltverschweissung" ein, welche mechanisch besser beanspruchbar ist. Was unsere mit verschaubbaren Kontakten vesehenen Netzstecker angeht: Niemals die "nackten" Litzenenden montieren sondern so genannte "Ader-Endhülsen" mit einer entsprechenden Presszange (sind mitunter in Baumärkten in der E-Abteilung erhältlich) aufpressen. Warum? Nun - ganz einfach: Die Schraube kerbt bei der Montage die feinen Litzenenden und der Bruch ist vorprogrammiert. All diese Erkenntnisse waren unseren Radio-Vorfahren leider unbekannt. Deshalb wurden damals die Litzenenden auch verzinnt und so in die Stecker verschraubt. Heute nicht mehr zulässig!
Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf
Hallo lieber Jürgen, ich danke Dir für diese recht ausführliche Antwort. Es hat mir einiges deutlich gemacht.
Das man im Auto nicht löten sollte, das habe ich bislang noch nicht gewusst. So habe ich doch extra die Batteriekontakte zur besseren Kontaktgabe fest mit den Polklemmen verlötet. Das Ganze ging auch recht einfach. Ich habe dazu einen Maulschlüssel genommen und diesen an geeigneter Stelle zwischen Anlasser und Karosserie gehalten. Es gab einen Knall und ein parr Funken und schwups hatten sich die Polklemmen wie von Geisterhand mit den Batteriepolen verlötet. Die Arbeit war also recht einfach und konnte so nebenbei beim Entlüften der Bremsanlage ausgeführt werden. Natürlich bin ich aber recht sorgsam dabei vorgegengen. Um einwandfreie Lötverbindungen zu bekommen, hatte ich die Polklemmen eine Woche zuvor mit Lötfett eingeschmiert. Das beugt übrigens auch einer Sulfatierung der Pole vor. Arbeitshandschuhe habe ich beim Löten auch getragen. Das war auch sehr sinnvoll, weil der Schraubenschlüssel dabei etwas warm wird. Um genau zu sein, er verflüssigt sich teilweise. Ich empfinde es aber als einen Nachteil, da er nun doch ein bissi zu kurz geraten ist. Extra Lötzinn brauchte ich nicht dazugeben, weil das die Batteriepole von sich aus praktischerweise selbst erledigt haben. Aber jetzt bin ich doch etwas skeptisch geworden ob das Ganze überhaupt sinnvoll war. Ich werde einfach mal abwarten, bis die Klemmen samt Batteriepole abbrechen. Dann rüste ich das Ganze wieder zurück auf normale Klemmquetschverbindungen.
Bei den Steckern bin ich aber froh, es wenigstens historisch korrekt ausgeführt zu haben. Ich habe ja schliesslich auch noch alte Stecker an den Geräten und benutze solche uralt Steckdosen ohne Schutzkontakt. Aber bitte liebe Radiofreunde macht das nicht nach! Soetwas macht nur der Daniel. Möchte er doch gelegentlich mal einen historisch authentischen Stromschlag bekommen und wenigstens ein mal im Leben einen historisch korrekten Hausbrand nachinzinieren. Ich habe dazu auch schon mit der ortsansässigen Feuerwehr gesprochen, die kommen dann mit ihrem ältestem Löschfahrzeug. Was meine Versicherung dazu sagen wird, weiss ich allerdings nicht. Ich denke aber sie wird gnädig sein. Habe ich doch an die Hauswand ein historisches Brandkassenemaileschild angedübelt.
Meine Lieblingsteckdose ist übrigens solch eine zum einschrauben in eine Lampenfassung. Es sieht sehr lustig aus, wenn der DKE an der Zimmmerdecke hängt. Das nennt man dann glaub ich Freischwinger.
Die Zeichenzahl wird knapp, so bleibt mir nichts anderes übrig als noch einen schönen Radiotag in einem wunderschönem Radioland zu wünschen.
Ich bins nochmal Es schmurgelt da nun noch eine weitere Frage zum Thema Verzinnen in meinem Kopf herum und ich hoffe lieber Jürgen, das Du darauf auch eine Antwort parat hast. Um es vorweg zu nehmen, sie hat nichts mit Radios zu tun. Also verzeiht liebe Radiofreunde, aber da der Jürgen sich schon mit dem Thema Verzinnen befasst hat, weiss er vielleicht eine Antwort.
Ich habe da an meinem Auto des öfteren mal so kleine oder grössere Parkrempler. Bislang habe ich diese immer durch aufbringen von Zinn auf das Blech und anschliessendes Schlichten ausgebessert. Na gut, mit der Formgebung hapert es da ein wenig bei mir. War es ursprünglich mal ein Mercedes, ähnelt es nun eher einer Ente. Zu meiner Verteidigung muss ich dazu sagen, ich habe mal falsche Formschablonen bestellt und wollte nicht noch einen Satz dieser sündhaft teuren Schablonen kaufen.
Um die durch das Zinn erhöhte Achslast mache ich mir keine Sorgen. Da habe ich schon alles verstärkt. Mit härteren Federn usw. Aber ist die Handwerkskunst des Verzinnens hier nun auch überholt? Muss ich nun befürchten, das mein Auto eines Tages einfach stumpf auseinanderbricht? Ich hoffe Jürgen, Du hast diesmal eine etwas positivere Prognose.
tatsächlich kann ich Dich beruhigen. Denn - schau´ mal - es ist ja so, daß in Radios und Fernsehern hier und dort recht hohe Frequenzen auftreten. Das ganze Sammelsurium landet schließlich irgendwann am Netzstecker und erfährt da auch noch eine Intermodulation mit der Netzfrequenz. Die Folge davon: Eine gefährliche Interferenz der Ströme an der Oberfläche (engl. "Skin-Effect"), die wiederum ein bedrohliches Ansteigen der Lorenz-Kräfte gerade im engsten Bereich der Kontaktstellen verursacht. Und dann passiert´s - Peng - eine unberechenbare Kettenreaktion, welche zur gnadenlosen Zerstörung führt. Ein Auto hingegen arbeitet mit friedlichem, wohlerzogenen zwölf-Volt-Gleichstrom, der noch weiß was gute Sitten sind. Alle Schichten der Karosserie sind gleichsam durchflutet und wegen der großen Masse sind die Partialströme insgesamt gering, führen zu kaum nachweisbarer Erwärmung und der Material-Stress liegt unterhalb der Messgrenzen. Mit diesen Worten, lieber Daniel, schließe ich und hoffe, einen kleinen Beitrag für Dein persönliches Wohlergehen geleistet zu haben.
Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf
Hallo lieber Jürgen, gut das wir darüber gesprochen haben. Der Materialstress in meinem Kopf hat jetzt bedeutend nachgelassen und somit kann ich nächste Nacht ruhig und friedlich schlafen, ohne von geborstenen Autoblechen träumen zu müssen. Ich werde also vorsorglich keinen 230 Volt Generator in mein Auto einbauen.
also wegen des 230-Volt-Generators würde ich mir keinerlei Gedanken machen solange er auf Keramik-Isolatoren mit der Karosserie verschraubt wird und durch geeignete Maßnahmen vagabundierende Magnetfelder und Wirbelströme hinreichend abgeschirmt werden. Dann steht auch einer Kochwäsche mit 95Grad bei 250km/h in der bordüblichen Waschmaschine nichts mehr im Wege!
Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf
Hallo lieber Jürgen nochmal, dann wird es ja doch noch etwas mit dem 230V Generator. Ich habe sowieso an der Unterseite meines Autos einen engmaschigen Maschendrahtzaun zur Marderabwehr angebracht. Etwas habe ich davon noch übrig. Das tüdel ich dann um den Generator und die abgehenden Leitungen. Ich denke das müsste als Magnetfeldstrahlenschutz genügen. Für die Keramikaufhängung (nicht zu verwechseln mit einer kardanischen Aufhängung) nehme ich einfach ein parr Suppentassen aus dem Stubenschrank von dem Service, das nur einmal im Jahr benutzt wird. Da fällt es nicht sofort auf, wenn etwas fehlt. Nun ist Daniel froh, sind doch alle Probleme gelöst.
Hallo, ich habe mit dem verzinnen z.b. in Netzsteckern keine schlechten Erfahrungen gemacht. Aufgrund eurer Diskussion habe ich einen solchen Stecker eben geprüft. Der sitzt trotz oder eben gerade deshalb bombenfest.
ich nehme direkt Bezug auf Dein Posting: NOCH ist alles fest. Aber wie hieß noch dieser alte Schlager? "Warte, warte nur ein Weilchen..." Es ist wirklich eine Frage der Zeit, wann sich solch eine Verbindung aufzulösen beginnt. Dann passiert nämlich folgendes: Der Übergangswiderstand nimmt etwas zu. Durch den anliegenden Stromfluss erwärmt sie sich ein wenig und dehnt sich dorthin aus, wo kein mechanischer Widerstand ist. Nach dem Abschalten kühlt sie sich ab ABER behält die zuvor eingenommene Form! Beim nächsten Einschalten ist damit der Übergangswiderstand schon wieder etwas höher - die Verbindung erwärmt sich jetzt schon etwas mehr, was ihr auch ein Mehr an Deformation beschert. Der Teufelskreislauf beginnt und endet in Schmor- und Funkenstrecken. Daß das Verzinnen und anschließende (Klemm-)Verschrauben nicht mehr (VDE-)zulässig ist, hat also schon einen ernsten Grund. Wer schon mal einen so ursächlich abgebrannten Netzstecker gesehen hat wird nachvollziehen können, was ich meine.
Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf