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Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?
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03.08.13 20:10
Volker 

WGF-Premiumnutzer

03.08.13 20:10
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Hallo zusammen,

Wer kennt die Unterschiede dieser Lackarten. Wann wurden sie für Radiogehäuse eingesetzt und wie werden sie am besten restauriert? Mit Schellack habe ich schon meine Erfahrungen gesammelt.

Wikipedia liefert theorielastige Informationen und Tipps für die Restaurierung fehlen weitgehend:

http://de.wikipedia.org/wiki/Schellack

http://de.wikipedia.org/wiki/Nitrolack

http://de.wikipedia.org/wiki/Acryllack

http://de.wikipedia.org/wiki/Polyesterharz

http://de.wikipedia.org/wiki/Polyurethan..._und_Klebstoffe

Zuletzt bearbeitet am 03.08.13 20:16

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03.08.13 23:28
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

03.08.13 23:28
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Hallo Volker

Die frage wann welcher Hersteller wie Lackiert hat läßt sich nur schwer beantworten. Zunächst mal hast du kein Radio was lackiert ist sondern schlicht eine Fläche oder einen Korpus. Anfangs wurde sicher bei einigen Geräten Schellack genommen. Da das aber viel arbeit ist und deswegen zu teuer kommt der "normale" Lack ins Spiel. Wie oben schon geschrieben hast du kein Radio sondern eine normale Fläche die durchsichtig(Maserung) oder deckend Lackiert werden soll. Schau doch einfach mal wie die Möbelindustrie ihre Produkte lackiert hat. Das sind genau die gleichen Farben und Lacke. Wenn ich das jetzt noch vom Autolackieren richtig in erinnerung habe löst sich Nitrolack nicht mehr. KH Lack löst sich mit Nitro oder Acryl an. Aber da fragst du am besten mal einen alten Autolackierer. Da kannst du dann an einer versteckten Stelle testen mit wecher Verdünnung sich die Farbe anlöst. Und wie gesagt wegen des Zeitraums schau mal was die Möbelindustrie bevorzugt verwendet hat. War ja der gleiche Werkstoff und bei einigen Sachen wie Truhen oder Plattenspielerschränkchen warscheinlich auch ein Möbelhersteller der da zugeliefert hat. Und beim Ausbessern ist es egal ob Radio Auto oder Boot. Nitrolack oder Kunstharzlack wird immer auf die gleiche weise ausgebessert.


Wolfgang

04.08.13 00:12
Volker 

WGF-Premiumnutzer

04.08.13 00:12
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Hallo Wolfgang,

danke für deine Antwort. Die Unterscheidung zwischen Schellack, Nitrolack und Kunstharzlacken ist also wichtig, wobei Kunstharz der Oberbegriff für eine Reihe von Lacktypen ist.

Nach meinen Recherchen wurde Schellack noch in den 1920er-Jahren eingesetzt. Das Auftragen ist nach meiner eigenen Erfahrung sehr zeitaufwändig und kam daher für die Massenproduktion von Radiogehäusen nicht in Frage. Schellack wird von Alkoholen (Brennspiritus, Iso-Propanal) aufgelöst, jedoch nicht von Benzin und Paraffin. Glasreiniger enthält Isopropanol und ist also Gift für Schellack. Schellack wird von Autolackreiniger matt. Mit Schellack lässt sich jedoch mit viel Geduld sehr gut "auf dem Küchentisch" als Arbeitsunterlage eine hochglänzende Lackierung ereichen, da kein Spritzkammer benötigt wird.

Anfang der 1920er Jahre kam Nitrolack auf dem Markt, das bis Anfang der 1950er Jahre verwendet wurde. Nachteilig ist der hohe Lösungsmittelanteil. Beim Überstreichen löst sich der Nitrolack wieder auf. Zum Verdünnen verwendet man Nitroverdünnung. Diese besteht aus Estern und Kohlenwasserstoffen. Nitrolack lässt sich auch mit Aceton abziehen (entfernen). Nitrolack wird auch von Alkoholen angelöst. Nitrolack gibt es auch in der Spraydose.

Ab Mitte der 1950er Jahre kamen dann die Kunstharzlacke vermehrt auf dem Markt. Sie lassen sich mit Autolackreiniger gut aufpolieren. Sie lassen sich von Alkoholen und anderen Kohlenwasserstoffen zudem nicht so leicht anlösen.

Ob es sich um Nitrolack oder Kunstharzlack handelt, ist schwer zu unterscheiden. Bei Kunstharzlacken ist die Schichtdicke meistens deutlich dicker und der Kunstharzlack glänzt auch mehr. Im Zweifel muss man an einer Ecke vorsichtig probieren, was passiert.

Dies sind meine bisherigen Recherchen und Erfahrungen. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Zuletzt bearbeitet am 04.08.13 00:16

04.08.13 02:43
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

04.08.13 02:43
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Hallo Volker

Das mit dem glänzen stimmt so nicht ganz. Nitrolack ist empfindlicher gegen äußere einflüsse. Ich hab einen Autolackierer in dr Familie. Der sagt wenn ein Auto richtig glänzen soll geht das am besten mit Nitro. Der muß entsprechend dick aufgetragen sein und wir dann hochpoliert. Nur dann kommt das was auch bei Wiki steht. Er ist anfällig gegen umwelteinwirkungen und verliert seinen Glanz schneller. Bei einem Radio hält sich das noch in grenzen da es ja drinnen steht. Ich weiß aus bitterer erfahrung das sich KH Lack der so in den 60er und 70er jahren verwendet wurde nicht mit den neueren 2k (2 Komponenten) Lacken verträgt. Da gab es blasen weil die alte Farbschicht angelöst wurde. Nitolack reagiert da nicht drauf wenn der hart ist.
Was mir aber eben noch eingefallen ist. Wenn mein Onkel Kunststoffteile lackiert hat der kleine Fläschen so wie die von Ohrentropfen. Da sind verschiedene Lösungsmittel drinn. Es wird dann zum Beispiel innen an einer Stoßstange versucht mit welchem sich der Kunststoff anlöst. Das kommt dann in den Lach damit der sich mit dem Kunststoff verbindet und nicht abblättert. Vieleicht gibt es sowas ja auch um festzustellen welche Lackart verwendet wurde


Wolfgang

04.08.13 11:11
wumpus 

Administrator

04.08.13 11:11
wumpus 

Administrator

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Volker:
Hallo Wolfgang,

danke für deine Antwort. Die Unterscheidung zwischen Schellack, Nitrolack und Kunstharzlacken ist also wichtig, wobei Kunstharz der Oberbegriff für eine Reihe von Lacktypen ist.

Nach meinen Recherchen wurde Schellack noch in den 1920er-Jahren eingesetzt. Das Auftragen ist nach meiner eigenen Erfahrung sehr zeitaufwändig und kam daher für die Massenproduktion von Radiogehäusen nicht in Frage. Schellack wird von Alkoholen (Brennspiritus, Iso-Propanal) aufgelöst, jedoch nicht von Benzin und Paraffin. Glasreiniger enthält Isopropanol und ist also Gift für Schellack. Schellack wird von Autolackreiniger matt. Mit Schellack lässt sich jedoch mit viel Geduld sehr gut "auf dem Küchentisch" als Arbeitsunterlage eine hochglänzende Lackierung ereichen, da kein Spritzkammer benötigt wird.

Anfang der 1920er Jahre kam Nitrolack auf dem Markt, das bis Anfang der 1950er Jahre verwendet wurde. Nachteilig ist der hohe Lösungsmittelanteil. Beim Überstreichen löst sich der Nitrolack wieder auf. Zum Verdünnen verwendet man Nitroverdünnung. Diese besteht aus Estern und Kohlenwasserstoffen. Nitrolack lässt sich auch mit Aceton abziehen (entfernen). Nitrolack wird auch von Alkoholen angelöst. Nitrolack gibt es auch in der Spraydose.

Ab Mitte der 1950er Jahre kamen dann die Kunstharzlacke vermehrt auf dem Markt. Sie lassen sich mit Autolackreiniger gut aufpolieren. Sie lassen sich von Alkoholen und anderen Kohlenwasserstoffen zudem nicht so leicht anlösen.

Ob es sich um Nitrolack oder Kunstharzlack handelt, ist schwer zu unterscheiden. Bei Kunstharzlacken ist die Schichtdicke meistens deutlich dicker und der Kunstharzlack glänzt auch mehr. Im Zweifel muss man an einer Ecke vorsichtig probieren, was passiert.

Dies sind meine bisherigen Recherchen und Erfahrungen. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Hallo Volker,

ich bin zu diesem Thema zu ähnlichen Überlegungen gekommen, die ich hier auch im Kompendium in verschiedenen Themenpunkten angesprochen habe:
http://www.welt-der-alten-radios.de/komp...en-241.html#r21

Auch ich bin mir bei der Entscheidung zwischen Nitrolack und Kunstharzlack immer ein wenig unschlüssig....

04.08.13 12:53
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

04.08.13 12:53
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Hallo

Zum Lack ist mir bei zwei Radios die ich da habe etwas kurioses aufgefallen. Bei meinem Tefiradio und bei einem alten Braun geht der Lack ab. Bisher ging ich immer von der annahme aus das die Geräte dunkel gebeizt sind. Scheinbar ist das aber eine farbige Lasur?? die in verschiedenen Tönen aufgebracht ist. Ich kann sie mit einer Klinge abschaben und hab dann das rohe Holz darunter. Bisher bin ich immer davon ausgegangen das sich die Farbe oder was auch immer es ist zumindest eine teilweise verbindung mit der Holzoberfläche eingeht. Es wurde also bei den Radios nicht gebeizt sondern nur mit verschieden abgetöntem Klarlack gearbeitet. Da stellt sich jetzt natürlich die frage wie haben die das gemacht. Erst eine schicht Klarlack dann abgetönt und zum schluß nochmal Klarlack? Das müßte man an Holzbretchen versuchen um es herauszufinden.


Wolfgang

04.08.13 15:36
achim01 

WGF-Nutzer Stufe 3

04.08.13 15:36
achim01 

WGF-Nutzer Stufe 3

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

vermutlich hat man einfach entsprechende Pigmente dem Lack beigemischt und den Sunburst in mehreren Schichten aufgebaut.
Nitrolacke bleiben zeitlebens empfindlich gegen alle Arten von Lösemitteln uund werden heute eigentlich nicht mehr eingesetzt.
Kunstharzlacke sind meines Wissens den Alkydharzlacken verwandt. Sie trocknen sehr langsam, haben einen guten Glanzgrad. Durch die lange Trockenzeit sind sie im Amateurbereich empfindlich gegen alle Arten von Dreck der sich so in der Luft beefindet.

Autos dürfen heute nur noch mit Wasserlacken als Grundlack lackiert werden. Darüber kommt dann ein 2k-Klarlack und das ist genau der, den ich auch für die Radios empfehlen würdee. Der hat eigentlich nur Vorteile.
Hervorragendes Standvermögen, große Schichtstärken, Elastizität und super Schleif-und Polierbarkeit.

Ich habe eben einen Grundig Tyyp90U damit in Arbeit und diese Lacke sind eine Offenbarung gegenüber all dem anderen Zeugs.

Gruß,
Achim

04.08.13 22:09
Volker 

WGF-Premiumnutzer

04.08.13 22:09
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Hallo zusammen,

in einem Technik-Buch, das etwa aus dem Jahr 1963 stammt, wird unter "Farben und Lacken" beschrieben, dass zur damaligen Zeit überwiegend Polyesterlacke für die Möbellackierung eingesetzt wurden. Diese und andere Kunstharzlacke härten durch chemische Reaktionen aus, während der Nitrolack hingegen nur durch die Verdunstung des Lösungsmittels härtet. Bei den Kunstharzlacken gibt es eine unüberschaubare Vielzahl Sorten, so dass eine nachträgliche Bestimmung nach dem Augenschein nach kaum möglich ist.

Aber es ist ja gut zu wissen, dass um 1960 hauptsächlich Polyesterlacke für die hochglänzenden Holzoberflächen zum Einsatz kamen, was das Aufpolieren vereinfacht, wenn der Restaurator mal seine Lieblingsmittelchen gefunden hat.

Kann man diesen Klarlack mit der Rolle oder Pinsel auftragen, dann trocknen lassen, schleifen (600er und 1000er) und polieren, bis sich eine ebene hochglänzende Oberfläche einstellt? Ich will das Spritzen vermeiden.

04.08.13 22:55
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

04.08.13 22:55
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Hallo Volker

Pinseln ist nicht so gut weil du zum einen die Pinselstriche siehst und mit an sicherheit grenzender Warscheinlichkeit mindestens ein Haar von deinem Pinsel verlierst. Mit der Rolle geht das ganz gut. Wenn du den Lack mit dem passenden Verdünner verdünnst(was ein Satz) dann verläuft der sehr gut und du hast eine fast glatte Oberfläche. Nach dem Auftragen einiger dünner Schichten die immer getrocknet sein sollten oder zumindest fast kannst du wenn der Lack duchgetrocknet ist schleifen und polieren. Ich mach häufig Plattenspielerhauben. Ich fang wenn sie nicht all zu schlimm verkratzt sind mit 800er an und mach dann mit 1500er 2000er bis zu 5000er weiter. Danach polier ich mit der Maschiene weiter. Ist eine Sch...ß arbeit aber es lohnt sich


Wolfgang

05.08.13 10:54
NorbertWerner 

WGF-Premiumnutzer

05.08.13 10:54
NorbertWerner 

WGF-Premiumnutzer

Re: Schellack, Nitrolack, Acryllack Polyesterlack, Polyurethanlack. Wer kennt die Unterschiede?

Hallo Volker,

ich habe mir damals meine Türen von einem Schreiner herstellen lassen und war über die glatte Oberfläche erstaunt. Ich fragte ihn, wie er diese Lasur hinbekommen hat und er meinte, zuerst reibt er die Holzoberfläche mit einem feuchten Tuch ein, denn dann stellen sich die Fasern auf. Wenn alles wieder trocken ist, dann wird geschliffen und danach vier bis fünf mal lasiert. Sein Trick war, dass er die Farbe so hoch verdünnt hat, dass sie fast wie Wasser floss. Er hat damals einen Pinsel zum lackieren genommen, ich verwende aber lieber eine Rolle.

Vor ein paar Wochen war ich in Germering bei O.i und fragte nach Schellack. Ich war erstaunt, als er mir sagte, das finden sie in der übernächsten Reihe, links.
Habe mir gleich mal fertigen Lack, sowie Schellack-Blättchen und Lösungsmittel gekauft. Ist wirklich nicht billig, aber ich muss bei einem alten Radio den Lack ausbessern. Die ersten Versuche waren aber nicht so perfekt, denn der Lack ist ja fürchterlich schnell trocken. Auch kann man einen deutlichen Übergang, zum alten, noch gut erhaltenen Lack, sehen. Muss halt noch ein wenig üben.

Ach ja, noch etwas (un)erfreuliches. Ich mag (mochte) die Schokolinsen von einer grossen Supermarktkette recht gern. Als ich aber las, dass sich im Überzug Schellack befindet (der ein Sekret einer Schildlaus beinhaltet), werde ich so etwas nicht mehr kaufen.

Gruss
Norbert

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