das Gerät wurde 2011 im DRF für kleines Geld angeboten und von daher hab ich zugeschlagen. Eigentlich hatte ich vor, das Gehäuse zu verwenden, um meinen alten DeTeWe 127W eine neue Behausung zukommen zu lassen. Der Detewe127W hat das gleiche Chassis wie das hier vorliegende Nora Gerät. Von daher sollte das Chassis in das Gehäuse passen – dachte ich. Naja – es stellte sich heraus, das die Gehäuse nicht gleich waren und somit war der Plan geplatzt. Da der Nora scheinbar immer trocken gestanden hat, ist er in einem guten Zustand. Das einzige Manko ist der gebrochene Rahmen an der Front und die Tatsache, das die Röhrenbestückung des Gerätes von V-Röhren auf U-Röhren umgebaut wurde.
Achtung: Dieses Gerät verfügt nicht über eine Netztrennung. Das bedeutet Gefahr durch am Chassis anliegende Netzspannung, wenn der Stecker falsch herum in der Steckdose steckt.
Zustand bei Ankunft
Also zunächst mal die Bestandsaufnahme:
Skalenscheibe ok Knöpfe vollständig und ok Gehäuse ok bis auf kleinere Gebrauchsspuren Zierleisten beschädigt Bakelitrahmen mit Fehlteil Skalenantrieb funktioniert nicht Das Gerät sollte laut Rückwand mit VL4; VF7 und AZ1; U3505 bestückt sein. Istzustand: UL2; UF5; AZ1 Heizkreis war modifiziert (andere Skalenlampe 0,1 A) und extra Vorwiderstand
(Zusätzlicher Heizkreis Vorwiderstand)
Die Siebkondensatoren haben keine Kapazität mehr und wurden von daher abgeklemmt. Ebenfalls waren die beiden Elektrolyten an der Kathodenkombination ohne Kapazität und wurden mit neuen Bauteilen befüllt.
Die Papierkondensatoren hatten erhöhte Leckströme. Ebenfalls war der Blockkondensator so nicht brauchbar und zeigte schon Spuren von Erwärmung (Parafin war ausgelaufen und auf dem Chassis getrocknet) Den Blockkondensator wollte ich mal nach altem Rezept regenerieren.
Der Blockkondensator muss vorher entdeckelt werden. Hierbei muss man aufpassen, das man die Anschlüsse nicht aus den Papierwickeln herausziet, weil die Anschlüsse in die Teerschicht eingegossen sind. Also das Ganze vorher gut anwärmen und auseinander damit. Dann ab ins Töpfchen.
(Entdeckelter Blockkondensator)
Zum Kochen habe ich eine alte Induktionskochplatte mit einem Teekessel benutzt:
(Kochplatte)
In dem Topf befindet sich Kerzenwachs in flüssiger Form mit dem Blockkondensator (Das Foto zeigt einen anderen Kondensator, denn ich zu Probe genommen hatte). Man sieht deutlich die Luftblasen, die aufsteigen. Das ist Feuchtigkeit, die verdampft im heißen Parafin.
Folgende Fehler habe ich dabei gemacht:
1. Beim Abheben des Teerdeckels die Anschlüsse an den Papierwickeln abgerissen . Also besser den Teerdeckel verflüssigen und dann abtropfen lassen. Hierzu dient eine Heissluftpistole. 2. Topf war zu heiß. Daher ist das Blechgehäuse des Blockkondenssators undicht geworden und das Parafin, welches von Hause aus im Block drin war ist ausgelaufen. 3. Durch die Hitze hat die Farbe des Blockkondensators gelitten.
Das war alles nicht so dramatisch, weil ich ja Versuchskandidaten hatte.
Der Blockkondensator vom Nora ließ sich regenerieren. Zur Veranschaulichung hier mal die Isolationswiderstände vorher und nachher. Gemessen habe ich sie mit meinem Isolavi B Isolationsmessgerät bei ca. 500 VDC.
C soll C ist R vorher R nachher 0,2 µF 0,25 µF 0,1 Mohm 1,5 Mohm 1 µF 1,2 µF 0,06 Mohm 0,5 MOhm 1 µF 1,2 µF 0,06 Mohm 0,5 MOhm
Da das Gerät sicherlich nicht im Alltag genutzt werden soll, sind die Isolationswiderstände soweit ok. Weiterhin sind die Betriebsspannungen an den Kondensatoren bei ungefähr 200 VDC und beim 0,2 µF liegt sie nur bei ca. 50 VDC. Die sich daraus ergebenden Restströme kann man vernachlässigen.
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Der Erfolg oben hat mich neugierig gemacht, ob man dieses Verfahren nicht auch mit den Rollkondensatoren durchführen kann. Da die Rollkondensatoren im Glasröhrenchen sind, kann man sie bedenkenlos mit der Heissluftpistole behandeln. Hierzu ist folgendes zu beachten:
1. Der Kondensator muss senkrecht gehalten werden – am besten einen Anschlussdraht im Schraubstock einspannen und den KOndensator senkrecht nach oben ausrichten. 2. Nach dem ersten Erwärmen mit der Heißluftpistole den oberen Teererschluss entfernen und zur Seite legen. 3. Nun das Glasröhrchen von allen Seiten mit der Heißluftpistole anwärmen 4. Ein paar Krümel Kerzenwachs (Ich habe Wachsplatten genommen, die man zu Kerzen aufrollen kann) oben in den Kondensator einfüllen und schmelzen lassen, bis das Röhrchen gefüllt ist 5. Das Ganze gut durchköcheln lassen, bis es aufhört zu blubbern. 6. Vorsicht bei der Erwärmung. Er untere Terrpropfen darf nicht durch zu viel Erwärmung herausrutchen, weil ansonsten alles ausläuft. 7. Wenn fertig, dann den beiseite gelegten Teerverschluß wieder anbringen und mittels Heißluftpistole einsetzen. 8. Abkühlen lassen und Isolationswiderstand messen.
Auf diese Weise habe ich die Rollkondensatoren behandelt. Ich konnte (fast) alle Papierkondensatoren behalten. Beispiele:
Anodenkondensator Endröhre: 2000 pF R = 0,2 M Ohm → 30 M Ohm Trennkondensator Chassis TA – Anschluss: 10000 pF R = 2 M Ohm → 30 M Ohm
Selbst der Koppelkondensator zur Endröhre konnte so erhalten bleiben (Mit gebrochenem Glas durch Schusseligkeit).
Ich wollte hier mal einen andere Weg beschreiten als alles einfach zu erneuern. Da dieses Gerät keinen Einsatz im Alltag hat, habe ich es für einen gangbaren Weg gehalten und Spaß gemacht hat es auch.
Die Reparatur des Bakelitrahmens ist hier beschrieben:
die Tränkung von Bauteilen mit Parafin, die an hohen Spannungen liegen (dazu kann auch schon die Anodenspannung von 250-300 Volt zählen) wird durchaus kontrovers diskutiert. Haushaltskerzenwachs hat eine ungefähre Zündtemperatur von 170-180 Grad (gibt hier unterschiedliche Angaben). Nun treten diese Temperaturen im Radio normalerweise nicht auf, aber es kann u.U. in Verbindung mit hohen Spannungen an exponierten Punkten zu Mikro-Funkenbildung kommen, die dann irgendwann zu Zündungen des Kerzenwachses (Parafin) führen könnten.
Aber, wie gesagt, die daraus resultierende Gefahr der Selbstentzündung wird unterschiedlich beurteilt. Ich wollte nur mal diesen Aspekt angesprochen haben. Ich würde sicherheitshalber einen 10-stündigen überwachten Testbetrieb des Radios in Erwägung ziehen.
Ansonsten weiter viel Erfolg bei diesem Restaurationsprojekt.
das Radio hat nun schon diverse Stunden Testbetrieb hinter sich. Bisher ist alles ok. Der Versuch im Youtubevideo its natürlich interessant und eindrucksvoll. Ich denke allerdings, dass er nicht die Situation innerhalb eines Kondensators darstellt. Für die Zündung einer Flamme benötigt es ja drei Dinge (Bei meiner beruflichen Tätigkeit sprechen wir von Explosionsdreieck):
Brennbares Gas Sauerstoff Zündquelle
Für eine Flamme / Explosion bedarf es aller drei Dinge im richtigen Verhältnis. Das ist beim Versuch im Youtubevideo gegeben. Da sieht man allerdings auch, dass nur die Oberfläche brennt, weil hier das richtige Gas / Sauerstoffverhältnis besteht. Der Kondensatorbecher ist jedoch komplett gefüllt (Parafin und Teerdeckel). Somit fehlt es am Sauerstoff in der nötigen Menge.
Aus diesen Gründen halte ich es für Unwarscheinlich, dass hier in diesem Fall etwas 'Anbrennt'.
Spannender dürfte es sein, wenn jemand die Hochspannungsspule eines Zeilentrafos mit Wachs tränkt. Da könnte ich mir durchaus vorstellen, dass durch einen Fehler eine Zündung passiert. Spannung ist genug vorhanden und verschlossen sind die Spulen (zumindest bei den alten Dingern) auch nicht.
ich habe ein solchermaßen behandeltes Radio schon ausgebrannt gesehen. Es hat sich sicherlich nicht an die Regeln des Explosionsdreiecks gehalten....
Es handelte sich bei diesem Gerät um einen mit Wachs "nachgebesserten" Lautsprecherausgangstransformator", bei dem die Lautsprecherleitung nach der Wachsbehandlung vergessen wurde anzuschließen und das Radio bei fast voll aufgedrehten Lautsprecher für einige Zeit in Betrieb gelassen wurde. Warum allerdings in diesem Beispiel der Trafo mit Wachs behandelt wurde, ist mir unbekannt. Ich vermute allerdings, dass damit ein Feinschluß in der Wicklung "repariert" werden sollte. Na ja...
Funken (die ja auch zur Zündung von Wachs geeignet sein könnte) die lange genug andauern, können also auch in einem Radio entstehen: Fehlt am Lautsprecherausgangstransformator die Sekundärlast des Lautsprechers und hat eventuell noch der Primärseiten-Parallellkondensator vielleicht ein Problem und ist ist die NF-Lautstärke aufgedreht, gibt es Funken und gar nicht so knapp.
So gesehen will ich meinen Ratschlag aufrecht erhalten. Nach solchen Maßnahmen sollte man den Probanden eine notwendige Zeit unter Kontrolle halten, denn Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Übrigens gilt der Hinweis auf einen kontrollierten Probelauf unter Kontrolle für eigentlich jede Reparatur an einem alten Röhrenradio. Ich habe nicht nur ein Radio gesehen, dass nach einer Reparatur begann zu Qualmen, zu stinken, zu brennen.