Hallo Jürgen und Kollegen!

Dank diesen Tipps konnte ich das Gerät wieder in Betrieb nehmen. Es war wirklich der Zeilentrafo primärseitig durch. Schon die oberste Wicklung unter dem Papier hatte Windungsschluss da hier der Lack abgebrannt war. An dieser Stelle der Hinweis für alle Sammler- und Bastlerkollegen: Für die Reparatur der Graetzmodelle Kornett 247 und seinen Geschwistern 241, 251, 254 und Burggraf 261 sowie 271 passt der Zeilentrafo ÜHA73 aus DDR-Fertigung. Er lässt sich auch sehr angenehm einbauen. Diesen Trafo gibt es im Internet für viel Geld in einem Nachbarforum oder für wenig Geld unter der Bezeichnung Tesla 20 (nebst DY86) bei O.....mann. Gerade an solchen Teilen entscheidet oft der Preis, ob man das Gerät noch reparieren möchte oder doch davon absieht. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut.
Damit beende ich dieses Projekt und sage ein Dankeschön an alle Beteiligten.

Viele Grüße,
Stefan

Aber gerne doch, Jürgen!


Gerät entstaubt, Chassis ausgebaut, alle Papierkondensatoren und auch betagte Wima Durolit C´s ausgetauscht. Netzteilelkos waren ebenso fällig wie alle anderen NSF Becherkondensatoren. Zeilenkäfig geöffnet und über schlechten Zustand der Plastikumhüllung der HSP-Wicklung erschrocken Aber: Die Wicklung war in Ordnung. Über Trenntrafo Gerät vorsichtig angefahren. Kein Bild nur Brummen im Lautsprecher. Zeilenendröhre sah bedauernswert aus, Getter fast verbraucht, rote Backen an der PL36, blaues Leuchten im Betrieb. Keine Hsp. Einige Reserveröhren auf gut Glück probiert, ohne Erfolg.
Ab hier dann Begleitung durch Jürgen und einige Meinungen von Forumsmitgliedern.
Es zeichnete sich immer mehr ein Schaden am Zeilentrafo ab. Ersatz war problematisch, nur ein Austausch gegen Neuteil aus DDR-Fertigung versprach Erfolg. Trafo aus- und Neuteil wieder eingebaut. Zustand unverändert. Sch....ade! Alle Mühe vergebens! Prüfung des Zeilenoszillators und der Endstufe nach Vorgabe von Jürgen (Schirmbild vom Oszi, ...) Daran lag es auch nicht. Beide Drähte mit den Klemmen für die PL36 und PY88 vertauscht: Jetzt kam plötzlich Hochspannung und auch ein leuchtender Vertikalstrich. Sofort Helligkeit runterdrehen damit die Bildröhre keinen Schaden leidet. Hinweis von Jürgen auf Unterbrechung im Horizontalkreis bzw. möglicher Ausfall des Vertikalteils und Pfusch eines Vorreparateurs. Vertikalteil mit Neuröhre geprüft, Aber mit neuer PCL82 nur leuhtender Punkt in der Mitte des Bildschirms: "Neuröhre" war defekt! Alte Röhre wieder rein: Strich wie zuvor. Beim Einbau des neuen Zeilentrafos in den Käfig hatte ich ein Verbindungskabel zur Zeilenlinearitätsspule vergessen! deshalb Unterbrechung: Drahtbrücke eingebaut und nun geht die Kiste wieder.
Das war der ganze Zauber in Stichpunktform.
Was habe ich daraus gelernt?
Es kann sehr leicht bei der Reparatur passieren, dass man sich einen neuen Fehler einbaut, je weniger Praxiserfahrung man hat umso eher.
Schaltpläne sind unverzichtbar.
Alte Wertarbeit (Baujahr 1959) lässt sich fast immer reparieren im Vergleich zu heutiger Ramschware aus Plastik.
Es war nicht ganz einfach und etwas Überwindung beim Ausbau des Zeilentrafos gehörte für mich schon dazu aber das Ergebnis belohnt allemal.

Nochmals Danke für die Unterstützung und macht weiter so!
Grüße,
Stefan

Hallo Stefan,

vielen Dank für den abschliessenden Bericht. Die wichtigste Quitessenz aus dieser Reparatur: Systematisches Vorgehen, Schritt für Schritt und immer wieder analysieren, die "Lage" neu bewerten. Oftmals ist es nämlich so, dass es viele Fehlermöglichkeiten für die gleiche Auswirkung gibt.

Bei einem komplexen Eingriff, wie in diesem Falle dem ZTR-Wechsel, ist es besonders wichtig, sehr sorgfältig zu Werke zu gehen. Lieber alles dreimal kontrollieren bevor das Gerät eingeschaltet wird. Zeilentrafos nehmen es sehr schnell übel, wenn sie nicht korrekt beschaltet sind. Hier hatten wir das Glück auf unserer Seite! Die Hochspannung an einem unbelasteten ZTR, bei unterbrochenem Ablenkkreis also, überschreitet den maximal zugelassenen Wert, die sehr hohe Boosterspannung war hierfür ein eindeutiges Indiz.

Aus meiner Perspektive betrachtet haben solche Reparaturvorgänge manchmal auch etwas mit dem Schachspiel gemeinsam. Bei der Entwicklung der Reparaturstrategie muß neben den technischen Gegebenheiten und physikalischen Gesetzen unbedingt eines mit ins Kalkül aufgenommen werden: Welche Züge könnte der Partner auf der anderen Seite machen, womit muß ich quasi drei Züge im Voraus rechnen? Aber das ist auch wie das berühmte "Salz in der Suppe" und sorgt für das gewisse "Prickeln"!


Freundliche Grüsse,
Jürgen rf

Noli turbare circulos meos (Störe meine KREISE nicht! - Archimedes)