vor einigen Tagen bekam ich diesen betagten S/W-Fernseher in Vollröhrentechnik in meine Werkstatt mit der Bitte, ob man ihn vielleicht wieder funktionstüchtig machen könnte.
Befundaufnahme: Nach dem langsamen Hochfahren des Gerätes am Stelltrafo wurde es auf dem Bildschirm zumindest schon einmal hell. Nicht schlecht für's Erste. Aber es brummte und knurrte auch sehr vernehmlich, nicht nur aus dem Lautsprecher, sondern richtig "hart" aus der Ablenkeinheit.
Nun wurde ein Antennensignal zugeführt und die Funktion des VHF Kanalwählers geprüft - der war schon einmal mausetot. Immerhin - wenigstens der UHF-Tuner (jaaa! - hat er schon an Bord obwohl Bj.1960!) arbeitete.
Aber das Bild sah seltsam aus. Oben rechts in der Ecke, etwa handtellergroß war es sehr dunkel. Und in der oberen Bildhäfte war ein heftiger vertikaler Linearitätsfehler zu sehen, der sich nicht korrigieren ließ. Ausserdem war das Bild gut eineinhalb "Kisten" des Gitterrasters nach links versetzt.
Durch das Bild lief ein störender Netzbrumm und der Ton war nur leise.
Die Fehlerbeseitigung:
Die beiden Vierfach-Elkobecher im Netzteil mussten wegen deutlichem Kapazitätsverlust und Inkontinenz durch Einzel-Elkos ersetzt werden. Damit war das Bild schon einmal stabil. Bei der Gelegenheit wurde vorsorglich die Boosterspannung kontrolliert und korrigiert. Der Tonfehler war nach Reparatur des Laustärkepotis behoben, der Schleifer hatte Kontaktprobleme. Nun zu den Bildfehlern... Eine schlecht sitzende Ablenkeinheit konnte als Ursache für den dunklen Fleck schnell ausgeschlossen werden. Es muss also etwas anderes sein. So wurde zunächst die Vertikal-Ablenkung genauer untersucht. Die Röhren erwiesen sich als einwandfrei ok auf dem RPG. Die verbauten Kondensatoren sind aus dem eigenen Hause und gelten als sehr zuverlässig. Dafür sind jede Menge "Vitrohm"-Widerstände zu finden, die leider keinen besonders guten Ruf haben. Und so wurde ich schnell fündig, R191 (330k) war mit über 20M wohl mehr als leicht ausserhalb jeglicher Toleranzen.
Nach dessen Wechsel und Korrektur der Bildhöhe war die Linearität wieder einwandfrei einstellbar. Und: Der dunkle Fleck war auch verschwunden! Aber es war immer noch eine ganz leicht ungleichmässige Helligkeitsverteilung von oben nach unten zu sehen. Die Ursache hierfür war ein weiterer hochohmig gewordenener Widerstand in der Austastschaltung, R135. Nebenher wurde auch R92 als defekt herausgemessen. Über ihn gelangt die Schleiferspannung vom Helligkeitspoti zum Wehneltzylinder. Als nächstes wurde ermittelt, warum der VHF-Kanalwähler nicht arbeitete. Schnell war die Ursache gefunden, R56 (8,2k) war hochohmig. Damit erhielten Mischer und Oszillator keine Anodenspannung . Nach Wechsel des Widerstandes kam dann zwar ein Bild, aber recht verrauscht. Die PCC88 in der Cascode-Vorstufe erwies sich auf dem RPG als top in Ordnung. Eine Messung an C62 brachte mich auf die richtige Spur. R3t innerhalb des KW war hochohmig. Damit lag am Gitter der "oberen" Triode keine Spannung an. Nun wäre es mit einem erheblichen Zerlege/Wiedermontage-Aufwand verbunden gewesen, diesen Widerstand im KW zu wechseln. Also wurde er kurzerhand "auf Putz" am Durchführungskondensator C11t, wo auch der Blockkondensator C62 hängt, und an C13t, wo der Anodenspannungsvorwiderstand R55 endet, angelötet. Und siehe da - auch der VHF-Kanalwähler ist wieder putzmunter! Nun zu dem Horizontal-Lagefehler: Über die Bildzentrierringe war keine Beseitigung des Fehlers möglich. Das Bild wurde schlichtweg um ca. 3µS versetzt zu spät geschrieben.
Die Widerstände im Phasenvergleich waren zwar weitgehend intakt, wurden jedoch vorsorglich gewechselt. Auch die beiden Germaiumdioden waren ok und verblieben im Gerät. Die Messungen mit dem Oszilloskop ergaben, dass C208 (4,7nF) defekt sein muss. Bestätigt wurde mir das sofort, als ich ihn auslöten wollte und er beim Erhitzen der ersten Lötstelle einfach aus der Platine fiel. Der zweite Draht war vermutlich abkorrodiert. Nach Einbau eines neuen Kondensators war die Bildlage exakt zentriert.
Nun läuft das Gerät seit einigen Stunden komplett zusammengebaut zur Probe. Und ich muss ehrlich gestehen - für einen 53 Jahre altes Fernsehgerät macht er noch ein super Bild und mit der eisenlosen Tonendstufe einen äußerst passablen Klang! Wie hieß damals der Slogan noch? "Nimm doch Philips..." - was ich bei diesem Gerät sogar glatt unterschrieben hätte!
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Re: Wiederbelebung eines Philips "Bellini" 23TD315A
Hallo,Jürgen.Klasse Reparaturbericht der alten Schule,wäre auch damals zu meinen aktiven F.S.Techniker Zeiten was fürs kleine Heft der besonderen Fehler gewesen. mfg.Joachim
Re: Wiederbelebung eines Philips "Bellini" 23TD315A
Hallo Rainer,
nicht nur das. Es war einfach einmal wieder eine willkommene Abwechselung, ein richtiges Röhrenfernsehgerät zu reparieren. Diese Geräte kommen ja kaum in unsere Werkstätten, weil es wohl nach meiner Wahrnehmung nur eine sehr überschaubare Zahl von fernseh-affinen Sammlern gibt. Fernsehtechnik sammeln erfordert einerseits Platz, den nicht jeder hat und ist natürlich auch etwas anspruchsvoller, erfordert sehr fundierte Kenntnisse.
Das Testbild wird übrigens von meinem in 1985 selbstentwickelten Bildmustergenerator erzeugt. Er arbeitet mit etwas über 100 TTL-Logikbausteinen und hat schon eine Art "Programmsteuerung" für den Bildaufbau.
Nachtrag @ Joachim: Danke für die Blümchen, die ich jetzt aber nicht mit der wassergefüllten Vase auf den frisch reparierten Fernseher stellen werde!
Re: Wiederbelebung eines Philips "Bellini" 23TD315A
Hallo Jürgen!
Wer schon nicht sammeln kann, der kann sich aber damit in der Theorie beschäftigen. Passend zu dem obigen Fernseher hab ich vor kurzem auch dieses Buch erworben. Dort werden die Schaltungen der Vorgängergeräte 17 TD 230A und 21 TD 210 A-11genau besprochen. Auch eine Einführung in die allgemeine Fernsehtechnik ist darin. So kann man zumindest teilweise der Sache folgen.
Re: Wiederbelebung eines Philips "Bellini" 23TD315A
Hallo Nobby,
ja - einige dieser Bücher standen mir während der Lehre auch zur Verfügung. Mein Lehrbetrieb bekam sie direkt von Philips und sie erfreuten sich großer Beliebtheit. Hier hatte man sich wirklich große Mühe gemacht, die auch manchmal etwas kompliziert erscheinenden Schaltungsteile dem Techniker verständlich darzustellen.
Nur etwa 2 Jahre nach meiner Lehre wurde der Werkstatt-Betrieb aufgegeben. Was aus all diesen Dokumenten geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht ist es besser so...
Aber diesen Fernseher wieder zum Laufen zu bringen, hat mir großen Spaß gemacht. 22 Röhren bei der Arbeit - das hat doch schon etwas. Nun - ok - das ist mit einem TEK-Scope verglichen noch Peanuts. Aber immerhin
Re: Wiederbelebung eines Philips "Bellini" 23TD315A
Hallo Jürgen,
endlich mal wieder jemand der sich den richtigen TV-Schätzchen widmet. Bleibt er in deinem Besitz? Ich selbst musste mich leider schon vor Jahren und aus Platzgründen von einigen Geräten trennen ... meiner Frau nach kommen nur noch die Flachmänner in die Wohnung, nicht mehr mit Röhre. Ein Schätzchen konnte ich dennoch vor Ihr "verstecken" ... Einen Kuba Astronauten ... leider schon Transistorisiert, dafür aber Portabel. Leider sieht die Zukunft für das Gerät schlecht aus.... würde Ihn gern behalten aber Platz wird er im neuen Domizil nicht haben ... auch wird die HF-Belieferung schwierig wenn kein Kabelanschluss mehr liegt und die digitalen "Stell-oben-drauf-Kisten" für DVB-T und Satellit nur noch HDMI-Ausgänge haben.
Re: Wiederbelebung eines Philips "Bellini" 23TD315A
Hallo Ronn,
schön wäre es gewesen, aber leider ist dieser Fernseher nur auf der Durchreise und wird noch im Laufe dieses Monats wieder zu seinem Besitzer zurück finden.
Platz - das alte Problem. Davon mangelt es mir hier ebenfalls an allen Ecken und Enden. Nun mag es ein kleiner Vorteil sein, dass ich Single bin und mich allenfalls über mich selbst aufregen kann, wenn wieder einmal ein Gerät etwas unkommod herumsteht. Selber Schuld - ätsch!
So beschränke ich mich auf das gelegentliche Restaurieren dieser Geräte. Macht ja auch Freude...
Re: Wiederbelebung eines Philips "Bellini" 23TD315A
Hallo Zusammen,
ich habe gestern eine Philips Bellini Fernseh-Vitrine Typ 23CD315A gefunden. Ich habe nicht viel Ahnung davon und kann über Google nichts über den Fernseher rausfinden. Im Fehrnseher war noch der original Schaltplan und Ersatzleuchten, das Dingen sieht aus wie neu. Wenn ich Ihn an den Strom anschliesse, leuchtet die Diode allerdings bin ich noch nicht weitergekommen. Kann mir einer helfen und weiß zum einen wie ich den Fernseher in Betrieb bekomme und zum anderen was er ungefähr an Wert hast?