ich möchte mich kurz vorstellen: Mein Name ist Florian und bin 35 Jahre alt. Zusätzlich zu meiner Sammlung an alten Computern und aller möglichen (und unmöglichen) Unterhaltungselektronik habe ich vor zwei Jahren mit der Restaurierung diverser Röhrenradios und Musiktruhen angefangen. Zwischendurch kam mir dann ein Loewe-Opta Optaport (tragbarer S/W Transistor-Fernseher von 1964) zugelaufen und von dort an wurde ich die Idee nicht mehr los einen Fernseher in Vollröhrentechnik wieder herzustellen.
Neulich hatte ich dann die Möglichkeit einen SABA Schauinsland T604 von 1956/57 zu einem vernünftigen Preis zu erstehen. Nach einem Austausch aller Papier-Kondensatoren, deren Werte allesamt völlig daneben lagen, und dem Beheben ein paar kleinerer Probleme konnte ich mich an einem fast perfekten Bild mit guter Helligkeit und ausgezeichneter Schärfe erfreuen. Zusammen mit einem deutlich aufgearbeiteten Gehäuse macht der T604 auch wieder eine richtig gute Figur.
Beim längeren Betrieb wird dann jedoch leider nach ca. 45 Minuten das Bild kontinuierlich kleiner, dunkler und deutlich unschärfer. Auch musste ich feststellen dass das Eisen des Zeilentrafos an der Primärseite deutlich heiß wird. Die PL81 und die PY81 wurden bereits getauscht, jedoch ohne Veränderung.
Messgeräte wie Oszi, Wobbler, Bildmustergenerator und natürlich Trenntrafo sind vorhanden. Vielen Dank schonmal im Voraus für die Hinweise um die schöne Kiste auch für längere Zeit wieder fit zu machen!
Gruß, Florian
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Da wird über kurz oder lang der Zeilentrafo schlapp machen. Wahrscheinlich ist schon die Isolierung aufgequollen oder angeschmolzen. Das ist leider sehr schwer zu reparieren, müßte man neu bewickeln. Ich kann das jedenfalls nicht. Die Hochspnnungsspule allein kann man auch ersetzen, wenn sie auf die Schenkel passt. Und man die Schenkel heil auseinanderbringt. Der Widerstandswert soll ungefähr gleich sein, alte-neue Spule. Einen König Ersatztyp zu finden ist inzwischen wie ein Sechser im Lotto. Das müßte der ZTR 67/500 sein, bin mir aber nicht ganz sicher. Erst in den 60er Jahren sind die Zeilentrafos besser geworden und funktionieren meist heute noch. Wenn der Fernseher nur zu Demozwecken laufen soll, dann würde ich es so belassen. Die DY oder EY 86 hast Du ersetzt? Gruß Jochen
Die HV-Wicklung bleibt kalt, deshalb befürchte ich auch, dass das Problem eher auf der Primärseite liegt. Der von dir genannte ZTR wird wahrscheinlich nicht passen, da die im Fernseher verbaute Bildröhre eine MW43-69 mit 70° Ablenkung ist.
Die EY86 ist die einzige Röhre die ich noch nicht testweise gewechselt habe, da man dazu den halben Zeilentrafo zerlegen muss (oder ich habe den Trick noch nicht gefunden). Würde eine schwache EY86 zu dem Fehlerbild passen?
Hier noch ein paar Messwerte, die ich bereits aufgenommen hatte. Zu Beginn, bei gutem Bild:
Boosterspannung an C514: 701V
PL81 Pin 2, G1: -21V
PL81 Pin 8, G2: 123V
An R519: 157V
Schienenspannung +5: 253V
Signal an Pin 6 des Horiz. Schwingkreises: 100Vss, Signalform ok
Ich würde sagen bis auf den etwas niedrigen Pegel am Schwingkreis alles absolut im Rahmen. Ein Tausch der PCL82 brachte keinen Unterschied. Nach ca. 55 Minuten (deutlich schmaleres, dunkleres und unscharfes Bild) verändert sich das Ganze dann wie folgt:
Bossterspannung: 555V
PL81, G1: -21,6V
PL81, G2: 139V
An R519: 169V
Schienenspannung +5: 251V
Signal an Pin 6 des Horiz. Schwingkreises: unverändert
wenn der Fehler erst nach einiger Zeit und langsam auftritt, ist das für Röhrenfehler eher untypisch, probeweiser Wechsel ist aber auf jeden Fall zu empfehlen ! Leider deutet es eher auf den Zeilentrafo hin, wie schon gut beschrieben.
Es gibt aber bei nicht mehr beschaffbarem Originalteil die Möglichkeit, einen anderen Zeilentrafo für eine ähnlich aufgebaute Zeilenendstufe zu verwenden, das bedingt aber etwas tieferen Einstieg in die Materie und genauen Vergleich der beiden Stromlaufpläne...Beschaltungen.
Die wichtigste Wicklung ist diejenige, wo Anode Zeilenendstufe, Kathode Boosterdiode und das Ablenksystem dranhängen. Im Grund ist diese eine Wicklung der ganze "Zeilentrafo" mit Primär- und Sekundärwicklung ("Spartrafo"...Autotrafo...), die Hochspannungswicklung ist bereits eine "Hilfs"- oder Tertiärwicklung, genau wie die andere Hilfswicklung für die Impulse... Ohne diese Hilfwicklungen funktioniert die eigentliche Zeilenendstufe unverändert. (Nicht in allen Geräten hängt das Ablenksystem an derselben Wicklung, es gibt auch Zeilentrafos mit eigener Sekundärwicklung... seltener...)
Der kleine Kondensator C521 im 100pF-Bereich an den Anzapfungen soll wahrscheinlich die richtige Resonanzfrequenz der Hauptwicklung herstellen, die muß für optimale Hochspannungserzeugung eine bestimmte Harmonische treffen... Beim anderen Zeilentrafo kann das konstruktiv andere gelöst sein, genauso wie dies komische Transformator-Anordnung für die Bildbreite (oben im Plan), die ich so auch noch nicht gesehen hab... das kann grundsätzlich alles wegfallen, es geht auch einfacher.
Ich will damit sagen: Für die grundlegende Funktion der Zeilenendstufe ist "nur" die Hauptwicklung mit den 4 Anschlüssen wichtig, alle anderen Wicklungen, auch die Hilfswicklungen für die Impulse für andere Baustufen (Phasenvergleich, getastete Regelung, Dunkeltastung...) lassen sich u.U. auch zusätzlich aufbringen, falls das Original hier zu stark abweicht.
Ich hab solche Umbauten schon erfolgreich realisiert, allerdings eher im Bereich 110°-Ablenkung, also Geräte der 60-er. In einem Fall hab ich einen DDR-RFT-Zeilentrafo in ein GRAETZ-Gerät eingebaut, auch das hat funktioniert, weil das Grundkonzept sehr ähnlich war. Die Verwendung eines Zeilentrafos für 110° in einem 70°-Gerät hab ich noch nicht probiert, würde es auch als schwierig ansehen, probieren könnte man es, es kann nichts dabei kaputtgehen, wenn man die Hauptwicklung richtig anschließt.
Die erwähnte wichtige Hauptwicklung hat mehrere hundert Windungen, ein Selbstwickeln ist wegen der erforderlichen Lageisolierung schwierig.
Vielleicht hilfts, ist ein schönes Gerät mit guter Bildröhre, auf jeden Fall erhalten, irgendwann kommt der Tag, wenn man öfters mal in Kleinanzeigen sucht und man hat u.U. ein identisches Gerät.
auffallend ist ja die mit der Betriebszeit einbrechende Boosterspannung, was dann primär zum Fehlerbild führt. Wenn die Röhren in der Zeiilenendstufe schon gegen neue gewechselt wurden und auch der Boosterkondensator ein neuer, impulsfester Kondensator mit entsprechender Spannungsfestigkeit ist, ist es höchstewahrscheinlich ein Zelentrafoproblem. Wichtig ist aber auf jeden Fall die Qualität des Boosterkondensators, weil da 08/15 Kondensatoren ungeeignet sind.
der Hinweis auf den Boosterkondensator von Kalle ist sehr wertvoll, auch den sollte man stets genauer untersuchen und vorsorglich tauschen... "Qualität" bedeutet hier Impulsfestigkeit, also MKP oder FKP-Kondensatoren (z.B. von WIMA) mit ausreichender Spannungsfestigkeit.. Die erwähnte "transformatorische" Spule bei der Bildbreiteneinstellung im oberen Teil soll bei Veränderung der Bildbreite eine konstante induktivie Belastung für die Zeilenendstufe herstellen (Brückenschaltung), eine besondere Maßnahme, die in vielen Geräten so nicht realisiert wurde.
Boosterkondensator ist hier der C514 mit 0,025 µF (siehe Schaltbild oben)
danke für den Hinweis mit dem Boosterkondensator, den habe ich tatsächlich nur gegen einen 630V Standardtyp gewechselt. Im original SM war sogar nur 500V gefordert, also musste auch SABA anscheinend hier noch hinzulernen. Ich werde einen entsprechenden Ersatz besorgen und dann hoffen, dass das vielleicht schon der Grund gewesen sein könnte.
Die PL81 hatte ich nur gegen eine Andere getauscht, aber in unbekanntem Zustand. Die PY81 gegen eine als gut getestete. Die EY86 wurde wie gesagt bisher noch nicht getauscht.
freitz85:... Im original SM war sogar nur 500V gefordert, also musste auch SABA anscheinend hier noch hinzulernen. ...
Die 500V Angabe für den Boosterkondensator stimmt so schon, wenn auch etwas knapp. Über dem Bosterkondensator liegt die Spannungsdifferenz von 700V (laut Schaltplan) und +5 (250V laut Schaltplan, also 700V-250V=450V (+/-Spannungstoleranzen).
nach nochmaliger Überlegung muß ich zur "Impulsfestigkeit" des Boosterkondensators etwas zurückrudern: Im Gegensatz zum Rücklaufkondensator bei Transistor-Zeilenendstufen oder dem Reihenkondensator zur Ablenkeinheit ist der Boosterkondensator eigentlich nur mit Gleichspannung "belastet", es würde also ein qualitativ guter Standard-Kondensator ausreichen. Außergewöhnliche Impulsbelastungen treten hier definitiv nicht auf. Die originalen Kondensatoren als Boosterkondensatoren waren auch keine "high-tech"-impulsfesten Kondensatoren (bei Niedervoltschaltungen auch Elkos), eher nur etwas stärker dimensionierte Papierkondensatoren, die übrigens teilweise die gleichen Erscheinungen wie erhöhte Leckströme z.B. aufwiesen, was man von älteren "Problemkondensatoren" ja kennt, was aber an dieser Stelle in gewissem Rahmen überhaupt nicht stört (im Gegensatz zum Koppel-C an Endröhren), solange die Nennspannung noch getragen werden kann.
Die Spannung nicht zu knapp auslegen, in 110°-Geräten hatten die durchaus 1250V=, aber wenn ein 500V drin war (original), dann genügen eigentlich 630V= Spannungsfestigkeit.
neben dem Boosterkondensator ist auch C521 noch ein heikler Kandidat, hier fliesst der kurzzeitig hohe Strom beim Strahlrücklauf, dieser Kondensator muss während dem Rücklauf die gesamte Ablenkenergie aufnehmen und auch wieder abgeben. Ein 'normaler' Keramikkondensator oder gar Folienkondensator funktioniert hier nicht, er wird heiss und ändert seine Kapazität, so dass sich die Resonanzfrequenz für den Rücklauf verschiebt und dadurch sich die Bildbreite, Hochspannung und auch die Verlustleistung der PL81 stark ändern. Der Kondensator muss im Betrieb 'kalt' bleiben (alllenfalls wird er durch die Umgebungswärme erwärmt).
Falls der Original-C ein Keramik-Typ ist (Rohrkondensator, relativ gross), am besten diesen weiterverwenden. Ansonsten muss man sich meistens etwas einfallen lassen, oder man hat das Glück, einen COG- oder NP0-Keramikkondensator ausreichender Spannungsfestigkeit zu bekommen (mehrere kV, je nach Bauart des Trafos). Die Kapazität muss genau eingehalten werden!