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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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Toleranzen bei alten Bauelementen
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02.10.15 08:47
Fitzcarraldo 

WGF-Nutzer Stufe 2

02.10.15 08:47
Fitzcarraldo 

WGF-Nutzer Stufe 2

Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo zusammen,

meine Frage bezieht sich nicht auf ein konkretes Projekt, sondern entspringt einfach historischem Interesse. Da ich aber nicht über genügend so alte Bauelemente verfüge um eine statistische Erhebung machen zu können, meine Frage an euch:

Was waren Ende der 1920er bis c. Mitte der 1930er Jahre übliche Toleranzen bei Kondensatoren (auch Elkos) und Widerständen (eventl. auch Röhren)? 10%, 20% ?

Vielen Dank schon mal für eure Hilfe!

Grüße
Fitzcarraldo

Wolle gefällt der Beitrag.
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02.10.15 09:09
wumpus 

Administrator

02.10.15 09:09
wumpus 

Administrator

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo Fitzcarraldo,


das ist nur scheinbar eine "harmlose" und interessante Frage. Ich hatte vor einiger Zeit mal bei einem Radio von 1939 alle Widerstände und Kondensatoren (ausser Elkos) nachgemessen. Dabei bin ich auf durchschnittliche Abweichungen vom Nennwert von 5 - 20 % gekommen.

Schon damals gab es Bauteile mit unterschiedlichen Toleranzen. Die Hersteller mussten schon immer scharf kalkulieren. Enge Toleranzen: teuer, große Toleranzen: billig.

Die Ingenieure versuchen Schaltungen zu entwickeln, die Bauteile-Toleranzen (teilweise) kompensieren konnten. So konnte z.B. ein Kathodenwiderstand mit enger Toleranz leichter andere Bauteile mit größeren Toleranzen in der entsprechenden Stufe stabilisieren.

Es gab auch Bauteile, die Angaben zur Werte-Toleranz machen. Radios sind im Allgemeinen hart im Nehmen bei diesen Toleranzen gewesen. Andererseits hatte das schon seine Grenzen. Ich kann mich an ein Radio auf meinem Werkstattisch erinnern, das zu wenig Strom zog und zu leise war. Nach langem erfolglosen Suchen riet mir mein damaliger Ausbildungsmeister die Bauteile nachzumessen. Und siehe: es lag an drei Widerständen, die jeweils am Rande eines zumutbaren Toleranz-Bereichs lagen. Die Toleranzen wirkten so gegeneinander, dass das Radio aus dem akzeptablen Bereich rutschte.


Gruß von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

"Vom Mund zum Ohr auf dem Strahle der elektrischen Kraft!"
Als MP3-Datei: http://www.welt-der-alten-radios.de/files/auf-dem-strahl.mp3

02.10.15 09:52
Fitzcarraldo 

WGF-Nutzer Stufe 2

02.10.15 09:52
Fitzcarraldo 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo Rainer,

danke dir schon mal für deine Antwort! Hintergrund, ich diskutierte mit einem Freund die Reproduzierbarkeit von akustischen Eindrücken in der Verstärkertechnik der frühen 1930er Jahre. Mein Argument war eben, dass alleine die damaligen Toleranzen bei den Bauelementen (z. B. in frühen Filternetzwerken) heute keine 100%ige Reproduzierbarkeit mehr zulässt.

Vereinfacht: Verstärker 1 hatte alleine schon aufgrund der damaligen Toleranzen eine etwas andere Charakteristik als Verstärker 2, welcher zwar nach dem gleichen Schaltplan gebaut wurde, aber vielleicht ein halbes Jahr später. Es ging dabei nicht um Labormuster oder ähnliches.

Viele Grüße
Fitzcarraldo

02.10.15 09:53
NorbertWerner 

WGF-Premiumnutzer

02.10.15 09:53
NorbertWerner 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo Fitzcarraldo,

wirklich eine Gute Frage. Habe mir, ehrlich gesagt, noch nie Gedanken darüber gemacht.
Mich würde es auch interessieren, wie und ob man damals jedes einzelne Bauteil ausgemessen hat. Gab es eigentlich schon zu dieser Zeit so etwas wie eine 'Endkontrolle'?

Gruss
Norbert


Ach ja, bei diesem Thema fällt mir gerade wieder ein alter Scherz ein:

Endkontrolle von Sicherungen. Ging, ging, ging, ging,...........

02.10.15 12:50
wumpus 

Administrator

02.10.15 12:50
wumpus 

Administrator

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo zusammen,

mein Onkel Willi, ein Radio-Bastel-Amateur der ersten Stunde hatte einen Schulfreund, der in Berlin bei Loewe in den zwanziger Jahren gearbeitet hatte. Und eben dieser Schulfreud berichtete meinem Onkel von der Gerätefabrikation dieser Jahre bei Loewe.

Und mein Onkel hat mir wiederum in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre davon berichtet, weil ich gerade anfing Detektor-Empfänger zu bauen.

Demnach wurde bei Loewe tatsächlich eine Endkontrolle durchgeführt und zwar bei jedem Gerät. Auch Bauteile sollen zumindest per Stichprobe geprüft worden zu sein.

Mein Cousin (der Sohn meines Onkel Willi) hat kurz nach dem Krieg bei Phonetika in Berlin Weissensee in der Radiofertigung gearbeitet. Er war dort Produktionsfehler-Reparateur, brachte als Geräte wieder spielbereit, die in der Endkontrolle durchgefallen waren.

Die Toleranzen waren aber nicht nur ein Problem der frühen Jahre, sondern waren ein Thema über viele Jahrzehnte.

Zu den NF-Verstärkern: Bis auf Ausnahmen wurden damals Eintakt-A-Verstärker an Ausgangstrafos betrieben. Diese Bauform hatte typischerweise Klirrgrade um 10%. Da konnte man oft feine Kennlinieneinstellungs-Unterschiede gar nicht feststellen.

Bei Gegentakt AB mag das schon etwas anders gewesen sein. Man erreichte so um 3-5 % Klirrgrad. Erst die Ultralinear-Endstufen brachten Klirrgrade um 1-3 %


Gruß von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

"Vom Mund zum Ohr auf dem Strahle der elektrischen Kraft!"
Als MP3-Datei: http://www.welt-der-alten-radios.de/files/auf-dem-strahl.mp3

02.10.15 13:29
Klaus 

WGF-Premiumnutzer

02.10.15 13:29
Klaus 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo zusammen,

sicherlich gab es bei den Geräteherstellern auch eine Endkontrolle; manche warben sogar damit, z.B. UHER.

Z.B. lieferte Sennheiser bei meinem MD 421>>klick<< ein Messprotokoll, welches den Frequenzgang widerspiegelte.

Beim UHER 22 HiFi wurde ein Überalles-Frequenzgangprotokoll geliefert; vermutlich traf das auch für andere Hersteller im hochpreisigen Segment zu.

Viele Grüße
Klaus

02.10.15 14:07
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

02.10.15 14:07
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo zusammen.

Zu den Bauelementen mit geringer Toleranz gehören Keramikkondensatoren, die zum Beispiel in Schwingkreisen eingesetzt wurden. Ein großer Teil dieser Kondensatoren liegen noch nach 80 Jahren im Toleranzbereich von 2 bis 5 %.
Besonders interessant sind Bandfilter von Stassfurt/ Imperial aus dem Jahr 1932/ 1933. Diese Filter enthalten keine Schwingkreiskondensatoren, die Spulen sind zweidrähtig gewickelt und die verteilte Kapazität zwischen den Drähten stellt die Schwingkreiskapazität dar. Die Spulen sind mit Wachs getränkt, die ZF liegt bei 124 kHz. Die Toleranz dieser Bandfilter liegt bei 0,1 bis 0,2 %, so dass kein Abgleich nötig und möglich ist. Die Form der Durchlasskurve ist auch nach 75 Jahren nicht zu beanstanden.
Es bleibt allerdings unklar, wie bei einer Massenfertigung der Abgleich der Schwingkreise erfolgte. Hier ist das knowhow verloren gegangen.

Mit vielen Grüssen.
Wolle

02.10.15 18:34
Fitzcarraldo 

WGF-Nutzer Stufe 2

02.10.15 18:34
Fitzcarraldo 

WGF-Nutzer Stufe 2

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo zusammen,

danke euch herzlich für die Infos! Wenn ich es richtig verstehe, galt also schon damals: Mit dem entsprechendem finanziellen Einsatz... Sprich, mit dem entsprechenden Aufwand (der sich natürlich im Preis niederschlug) war es schon recht früh möglich Bauelemente mit entsprechend engen Toleranzen zu produzieren. Für die (günstige) Serien-Produktion wurde jedoch darauf verzichtet und die "Mängel" die durch weiter gestreute Toleranzen entstanden, an anderer Stelle oder angepasste Produktionsabläufe wieder "wett" gemacht.

Ein Beispiel wie es dann doch oft zuging - die "Verstärkeranlage" einer großen Deutschen Schallplattenfirma um 1927/28:



Grüße
Fitzcarraldo

PS: Klar, das Bild ist zu schlecht um genaueres zu sagen, aber hat jemand eine Idee was für Röhren da verbaut worden sein könnten (neben vielen losen Kabeln... ) ?

Datei-Anhänge
Verstaerker.jpg Verstaerker.jpg (289x)

Mime-Type: image/jpeg, 135 kB

03.10.15 14:39
MB-RADIO 

WGF-Premiumnutzer

03.10.15 14:39
MB-RADIO 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo zusammen,

die ersten Röhrenverstärker waren Trafogekoppelt und enthielten weder Widerstände noch Kondensatoren im aktiven Zweig.

Erst mit dem Aufkommen der R/C-gekoppelten Verstärker kamen R- und C-Toleranzen ins Spiel. Aber eine gut dimensionierte Schaltung kommt spielend mit Toleranzen von 20 und mehr % zurecht und mit stabilisierende Maßnahmen , wie Gegenkopplung , erst recht.
Im HF-Bereich wurde anfangs viel mit Luft-Trimmern gearbeitet und die Gitterableitwiderstände waren Silitstäbe. Die Silitstäbe waren temperaturabhängig und wohl mit Toleranzen bis 100% behaftet. Es spielt aber kaum eine Rolle , ob Der 500k, 1M oder 2M hat.

Es gab aber auch schon engtolerierte Bauteile als Drahtwiderstand oder Silber/Glimmerkondensatoren.

Wer alte Kataloge hat , wird da sicher fündig werden.

Viele Grüße
Bernd

03.10.15 15:23
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

03.10.15 15:23
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo Bernd.

Röhrenverstärker in Widerstandstechnik erschienen bereits 1924 auf dem deutschen Markt. Allerdings sind hierzu kaum Schaltungen zu finden.
Beispiel Huth Signalbau Modell LW72, Baujahr 1924. Zweiröhren- NF- Verstärker.
Neutro Rfe18 Siemens 1927 NF- Widerstandskopplung.
OE333 Loewe Opta 1926 Dreiröhren- Widerstandsverstärker.

Mit vielen Grüssen.
Wolle

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