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Toleranzen bei alten Bauelementen
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03.10.15 16:34
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

03.10.15 16:34
Wolfgang2 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo zusammen

In Deutschland gibt es die DIN Norm schon laut Wiki seit 1927. In der Schweiz und in Österreich gab es ähnliches und die sind in dieser Beziehung genau so verrückt wie wir. Das was drauf stand war also in der Regel auch drin. Genaues Messen ist ja schon lange möglich. Nur wurde das im Laufe der Jahre natürlich verbessert oder anders gesagt beschleunigt. Man denke mal an eine Apothekerwaage. Da hatte man früher eine Balkenwaage (natürlich geeicht) die im Glasschrank stand. Das dauerte dann etwas bis man da im Milligrammbereich etwas abgewogen hatte. Heute steht da eine Digitalwaage, auf der es nur noch einen Bruchteil dauert. Das Wiegeresultat ist das gleiche, nur der Zeitfaktor ist ein erheblich anderer. Bei Messgeräten ist es das gleiche. Die ersten mit Nixiröhren zeigen das gleiche Ergebnis wie das mit Zeiger, nur erheblich schneller. Dann kommt noch dazu, dass man früher für alles was man messen wollte ein einzelnes Messgerät brauchte. Mit dem Aufkommen der Vielfachmessgeräte beschleunigte sich das auch erheblich. Und die Kosten wurden auf doppelte Weise gesenkt. Der Mitarbeiter brauchte nur noch ein Gerät zu bedienen und der Unternehmer auch nur noch eins zu kaufen.
Bei den Bauteilen ist früher wie heute kein Unterschied beim Preis. Wenn ich Bauteile brauche, die selektiert sind oder wie es heute so schön heißt gematcht, kosten sie einfach mehr. Egal ob Röhren, Transistoren oder was auch immer, wenn die von den Werten gleich sein sollen, kostet das halt. Es muß ja früher wie heute jemand die Sachen messen und selektieren. Wobei das heute bei manchen Teilen im Zeitalter der Automatisierung günstiger sein könnte, dass es automatisch ablaufen kann.

Wolfgang

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03.10.15 18:16
Klaus 

WGF-Premiumnutzer

03.10.15 18:16
Klaus 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo Wolfgang,

Zitieren:
Es muß ja früher wie heute jemand die Sachen messen und selektieren. Wobei das heute bei manchen Teilen im Zeitalter der Automatisierung günstiger sein könnte, dass es automatisch ablaufen kann.

das automatisierte Prüfen von passiven Bauteilen gibt es seit mindestens 50 Jahren; es handelt sich um ein schon sehr lange bekanntes Verfahren.

Viele Grüße
Klaus

04.10.15 10:24
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

04.10.15 10:24
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo zusammen.

Die automatische Selektion von elektronischen Bauelementen gibt es seit mehr als 60 Jahren. Ich möchte hier kurz die Entwicklung der automatischen Selektion und Prüfung von Germanium- und Siliziumdioden aus der DDR- Fertigung umreißen.
Seit 1960 wurden im VEB WF Berlin Germanium- Spitzendioden produziert. Die Funktionsprüfung dieser Bauteile erfolgte zuerst auf Handmeßplätzen. Kriterium dieser Prüfung war der Zeigerausschlag von Analogmeßgeräten, der von angelernten Arbeiterinnen beurteilt werden mußte. Es ging dabei um die Durchlass- und Sperrspannung dieser Dioden, die in festgelegten Grenzen liegen mussten.
Nachfolger dieser Prüftechnik waren kettengetriebene Meßeinrichtungen für Fluss- und Sperrspannung. Hier konnten pro Schicht bis zu 25000 Dioden gemessen und sortiert werden. Es wurden bei Germaniumdioden die Fluss- und die Sperrspannung gemessen und nach festgelegten Grenzwerten eine Sortierung vorgenommen. Für kommerzielle Germaniumdioden (Rechentechnik) wurde als zusätzlicher Parameter eine definierte Temperatur (45°C) eingeführt.

Ab 1969 erfolgte im WF die Fertigung von Siliziumdioden in DHD- Technik. Auch hier erfolgte die Selektion durch Messautomaten. Da die Sperrströme jetzt im Bereich von nA lagen, war eine manuelle Messung nur in geschlossenen Prüfkammern möglich. Ansonsten erfolgten die Selektion der Dioden auch hier automatisch nach Flußspannung, Sperrspannung und Sperrverzögerung bei einer definierten Temperatur.

Besonders interessant war die Fertigung von Zenerdioden. Die ersten Z- Dioden wurden ca 1965 in Legierungstechnik gefertigt. Hier war als Nebenprodukt für Anwender die Sperrschichtkapazität interessant. Diese Eigenschaft erlaubte die Anwendung als Kapazitätsdiode. Etwa 1969 kam dann die Zenerdiode in DHD- Technik und später als Plastdiode. Der Spannungsbereich dieser Dioden lag zwischen 5,1 Volt und 24 Volt, später bis 33 Volt. Die Herstellung dieser Dioden konnte gesteuert werden. Der größte Anteil der Dioden lag im Zielbereich, alle anderen Dioden verteilten sich nach oben und nach unten vom Zielbereich. Die Bauelemente entsprachen der Reihe E12, bzw. E24. Die ersten Messautomaten arbeiteten rein analog, die letzte Technik arbeitete digital. Problematisch war bei der digitalen Messtechnik die Taktgeschwindigkeit. Es mussten ja bis zu 30000 Bauteile pro Schicht gemessen und beurteilt werden, pro Bauteil die Flußspannung, die Zenerspannung und der differentielle Widerstand rz. Es stand also nur eine Sekunde für vier Messungen zur Verfügung. Damit war ein extrem schneller A/D- Wandler notwendig, der nach dem Prinzip der sukzessiven Approximation arbeitete.
Ein schönes Wochenende und liebe Grüsse.
Wolle

04.10.15 13:47
Martin.M 

WGF-Premiumnutzer

04.10.15 13:47
Martin.M 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

hallo Wolle,

ich hab hier ein Päärchen OA605
die dürften zu den High Lights vom VEB gehören. Vermutlich mit Bildschirmen selektiert, sie sind kurvendeckend.

lG Martin

04.10.15 15:26
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

04.10.15 15:26
Wolle 

WGF-Premiumnutzer

Re: Toleranzen bei alten Bauelementen

Hallo Martin.

Die Dioden OA605 (OA601 bis OA605, Dezimeter- Richtdiode) gehören zu den sogenannten Sondertypen. Diese Dioden wurden im Gegensatz zu den Universaldioden von Hand vermessen und selektiert.
O4A657 Diodenquartett zur Modulation der Trägerfrequenz, Handmessung und Selektion
Ähnliches gilt für die Siliziumdioden OA900 bis OA905. Auch die Germaniumdioden OA646, Pärchen für Ratiodetektor, wurden von Hand vermessen und selektiert.

Die Bezeichnung OA--- ist noch die alte Bezeichnungsweise.
O: Ohne Heizung
A: Diode

Dese Typenbezeichnung wurde etwa 1964 abgelöst.
G: Germanium
S: Silizium
A: Diode

Analog erfolgte die Ablösung der Bezeichnungsweise auch für andere Halbleiter, wie Transistoren, Thyristoren und andere.
Beispiele:
Germaniumtransistor von OC durch GC, GD.
Siliziumtransistor von OC durch SC, SF, SS.

Mit vielen Grüssen.
Wolle

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