Die "Wahrheit" über Oszilloskope im Radio- Reparatur- Service
Hallo zusammen,
beim Blättern in alten Wochenberichten (die mußten als Lehrling im Radio-Fernsehtechniker-Bereich jede Woche beim Meister vorgelegt werden) fiel mir auf, wie selten doch Radio-Reparaturen mit Hilfe durch Oszilloskope (die hießen damals noch Oszillographen) durchgeführt wurden.
Mir selbst stand schon ab dem 2. Lehrjahr ein Philips-Oszilloskop zur Verfügung. In den Lehrjahren, aber auch viele Jahre danach kam man aber im Bereich Radio-Reparaturen fast ohne Oszilloskop aus. Zudem war die Abgleichnotwendigkeit der HF/ZF-Teile eher selten. So habe ich vielleicht in den Jahrzehnten lediglich bei ca. 250 Reparaturen einen Abgleich (mit Wobbler und Oszilloskop) vornehmen müssen. Und das bei vielleicht > 25000 Radioreparaturen.
Will sagen, hauptsächlich wurde das Oszilloskop beim Bereich Radio bei Verzerrungen in NF-Teilen genutzt, bei Einstellungen des Arbeitspunkts von Gegentaktendstufen benutzt. In der Zeit der transistorisierten FiFi-Endstufen stieg allerdings die Nutzung des Oszilloskops an, da Kunden schon mehr Wert auf Klirrfaktoren unter 2 % legten. Oft mußten in Endstufen Transistoren getauscht werden. Deshalb mußten hier immer wieder die Ruheströme eingestellt werden und zumindest mit einem 1000 Hz-Sinus grob der Klirrfaktor geprüft werden.
Das wären dann nur 1 % der Reparaturen mit Wobbler und Oszilloskop! Die "Wahrheit" über Oszilloskope im Radioreparatur-Service?
Auch bei Verwendung des Oszilloskops ohne Wobbler wird der Einsatzwert bei vielleicht 20 % gelegen haben.
Können Service-Leute das bestätigen oder haben andere Erfahrungen?
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Re: Die "Wahrheit" über Oszilloskope im Radio- Reparatur- Service
Hallo zusammen, ich habe für meine Radioreparaturen noch nie ein Oszilloskop benötigt. Die seltenen Abgleicharbeiten, die nötig waren, habe ich mit recht guten Resultaten alle so "nach Gehör" hinbekommen. Ich denke mit Oszilloskop und Wobbler könnte man manchmal sicherlich noch ein "Fitzelchen" mehr herausholen. Für meine Ansprüche reichte es mir aber bislang so. Ich habe hier zwar ein Oszilloskop stehen, das habe ich aber bestimmt schon 10 Jahre nicht mehr eingeschaltet. Ich hatte es vor etwa 20 Jahren von einem ehemaligen Radio und Fernsehtechniker, kurz vor seinem Ableben, unter anderem geschenkt bekommen. Er meinte damals zu mir, " für Radioreparaturen nicht unbedingt notwendig". Bin auch mal gespannt, was die Service Leute hier dazu sagen.
Re: Die "Wahrheit" über Oszilloskope im Radio- Reparatur- Service
Hallo zusammen,
auch ich halte ein Oszilloskop für die Reparatur eines Dampfradios für nicht unbedingt erforderlich. Durch wohl überlegte Spannungs- und Strommessungen kommt man in den meisten Fällen auch zum Erfolg. Sinnvoller scheint mir ein solches Gerät bei der Stereo- bzw. HiFi-Technik, wenn es gilt, Verzerrungen oder Kanalungleichheiten auf zu zeigen. Für die Prüfung des Frequenzganges und Wirkung der Klangsteller in Verbindung mit einem Rechteckgenerator macht sich eine entsprechende Ausrüstung ebenfalls sehr gut. Auch bei der Reparatur eines Stereodekoders sehe ich einen Nutzen.
Weitaus hilfreicher jedoch ist ein Oszilloskop bei der Fehlersuche in (Farb)fernsehgeräten, da dort sehr viele verschiedene Impulsformen vorliegen, die auf Kurvenform und -amplitude zu überprüfen sind. Nahezu unabdingbar wird das Oszilloskop dann bei Fehlern in den Farbstufen, um z.B. die Farbdifferenzsignale beurteilen zu können.
Zu einer ähnlichen Sichtweise kamen in den 70er Jahren übrigens auch meine Mitschüler, die ihre Ausbildung im Handwerk bzw. Industrie absolvierten. Meist standen denen lediglich einfache Geräte der unteren bis mittleren Preisklasse zur Verfügung, die den Anforderungen i.d.R. auch völlig genügten. Statt des 2 Kanalmodells wurde gelegentlich ein 2-Kanal-Vorsatz verwendet, so umging man den Neukauf eines weiteren Gerätes. Es gab natürlich auch Werkstätten mit komplexeren Modellen.
Meine Erfahrung: In den meisten Fällen kann man bei Dampfradioreparaturen auf den Einsatz eines Oszilloskops verzichten, obwohl es in den div. Foren nach den Anfragen zu urteilen schon zu einem Must-have zählt.
Re: Die "Wahrheit" über Oszilloskope im Radio- Reparatur- Service
Hallo zusammen.
Bei der Dampfradioreparatur sehe ich eigentlich nur zwei sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für ein Oszilloskop. Bei der Kontrolle des Oszillators im Überlagerungsempfänger. Bei Fehlern im HF- Signalweg (Defekte im Filter, Schwingkreiskondensator mit Kurzschluß oder ohne Kapazität). Allerdings überwiegt meist die Bequemlichkeit, sich den Oszi auf den Arbeitsplatz zu stellen und anzuschließen. Dann sagt man sich im Nachhinein, daß man sich so hätte Arbeit ersparen können. Eine Notwendigkeit für den Einsatz des Oszilloskops ergab sich beim Aufbau von PAL- Decodern. Das betrifft sowohl den Abgleich, als auch die Fehlersuche. Siehe hierzu auch den Beitrag von Klaus.
Re: Die "Wahrheit" über Oszilloskope im Radio- Reparatur- Service
Hallo,
ich habe auch mal von 1988 bis 1992 Radio- und Fernsehtechniker gelernt, war anschliessend noch 1 Jahr im Innendienst tätig. Der allermeiste Anwendungsfall waren Fernsehreparaturen und Audiotechnik. Messungen an Leistungsverstärkern wie Symmetrie, Verzerrungen wie Clipping, sowie Eye-Pattern bei CD-Spielern bei den Laserjustierungen. Bei den Fernsehparaturen die allerwichtigste Anwendung 80% Netzteileinschwingverhalten Prüfungen. Die Netzteile der Fernseher die ich reparierte waren alle diskret aufgebaut. Wenn da der Anschwingimpuls für den BU208A oder S2000A etc. sich nicht spannungs- und impulsbreitenmäßig korrekt aufbaute, führte das schnell zum "durchknallen" des Schalttransistors. Ansonsten oszillografierten wir auch öfters die Farbsignalverarbeitung im Fernseher. Wir hatten Hameg 312 und 512, sowie Philips PM 32xx (weiss das exakte Modell nicht mehr, hatten 50Mhz - waren aber ohne zweite Zeitbasis).
Es war aber auch so das Oszilloskope mit mehr als 20MHz und mit zweiter Zeitbasis wenn sie nicht von Hameg waren schlicht teuer waren. Ganz zu schweigen von 100MHz Geräten, Geräten mit Automatiken, Readouteinblendungen und noch höhere 200MHz bis 400MHz Bandbreitenklassen. Ein Hameg 204 kostete Ende der 1980er Jahre glaub ich ~ 1400DM, das 605er 1980DM. Das war für Lehrling und Berufsanfänger sehr viel Geld.
Bei Dampfradios schaue ich gerne ob und wie die Oszillatoren schwingen. Ansonsten auch nach Signalform, Symmetrie, Verzerrungen wie Clippen beim Röhrenverstärkerbau.
Re: Die "Wahrheit" über Oszilloskope im Radio- Reparatur- Service
Hallo zusammen,
ich hatte mal ein Radio auf AM und FM mit dem Wobbler abgeglichen und dann zum Vergleich von Hand. Gehörmäßig war kein Unterschied zu merken und die Filterkurven waren auch fast identisch. Selbst beim Ratiodetektor klappte der Abgleich von Hand. Es dauert nur länger. Aber mit dem Wobbler ist man auf der sicheren Seite.
Ansonsten setze ich für Radioreparaturen kaum ein Oszilloskop ein. Ein Signalinjektor, ein Diodentastkopf, ein kleiner NF-Verstärker, ein Multimeter mit der Möglichkeit der Messung von Kondensatoren (insbesondere Elkos) und ein Satz Teströhen reichen fast immer aus. Auf ein Oszilloskop möchte ich dennoch nicht verzichten, da es die Signale sichtbar macht, was dann buchstäblich doch zu manchen Einsichten führt, was einem besseren Verständnis dient. Es klingt zwar komisch, aber für den fortgeschrittenen Anfänger ist ein Oszilloskop hilfreich.
Liest man sich die amerikanischen Fernkurse der 1940er-Jahre durch, die für solche Leser gedacht sind, die sich mit einer eigenen Radio-Werktstatt selbständig machen wollen, dann wird ein Oszilloskop am Anfang der Selbständigkeit als nicht notwendig erachtet. So ein Oszilloskop war auch eine sehr hohe Investition.
Aber um nur ein Beispiel zu nennen, gibt es Röhren-NF-Verstärker, die bei einer bestimmten Stellung der Tonblende anfangen auf der Langwelle zu schwingen. Das hört man nicht. Aber das zu sehen ist natürlich von Vorteil. Irgendwann kommt man wohl an einem "Oszi" nicht vorbei. Und für die Radioreparatur reicht für den Einstieg auch schon ein einfaches, gebrauchtes Einkanal-Modell mit 10 MHz Bandbreite aus. Diese sind sehr günstig zu bekommen, weil die Nachfrage kaum besteht.
Re: Die "Wahrheit" über Oszilloskope im Radio- Reparatur- Service
hallo alle, mal so rein analytisch gesehn, ein Beitrag aus der warmen Mess-Ecke
ich hab euch mal 20 mögliche Fragen zusammengestellt.
1.) Schutzerdung vorhanden? 2.) Isolationswiderstand des Netrafos noch ausreichend hoch +VDE701? 3.) Spannung und Restwelligeit am Siebelko, Zu- oder Abnahme nach einer gewissen Zeit 4.) Spannung der Kathode der Endröhre bezogen auf Masse 5.) Mittenfrequenz der ZF, Höhe 6.) Pegel davon, vorn, Mitte, hinten 7.) NF Pegel der AM Demodulation 8.) dto, am Ratiodetektor 9.) dto, am G1 der Endstufe 10.) 3dB Bandbreite der ZF, sowohl AM al auch FM 11.) Symetrierkurve des Ratiofilters, gemessen am Diodenpaar 12.) Oszillatorfrequenz 13.) Nebenwellenanalyse, Spektrumanalyse des Mischprodukts hinter der ECH bz EK 14.) Regelspannungsmessung und überprüfen des Verhaltens jeder ZF Stufe darauf 15.) Röhrenprüfung, zumindest auf Emmision 16.) spannungsfreie Ein- und Ausgänge 17.) Isolationsfehler zwischen K und Heizung (Brumm) 18.) Funkenschlag im AÜ, primär 19.) unerwünschtes Schwingen einzelner Stufen 20.) driften, instabiler Empfang, Empfangsbereich von - bis, skalengenauigkeit
Aufgabe
1.) streich alles durch was unnötig ist 2.) ordne jeder verbleibenen Frage ein ideales Messverfahren zu 3.) Fasse alle Messungen zusammen und ermittel den Gerätebedarf daraus, manche Geräte können mehrere, sogar viele Messungen durchführen und ersetzen andere die sonst nötig wären also soviele wie nötig = sowenig wie möglich. 4.) gugg auf deinen Tisch was davon da ist und was nicht, pass das gelegentlich an die Erwartungen an 5.) überprüf deinen Sachverstand, also ob du mit den Geräten fachgerecht messen kannst, wenn nicht lern dazu. 6.) Zusammenfassung und Beurteilung nach erfolgter Anpassung ... ist es so etwas besser ? ja oder nein