Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
Hallo zusammen,
dieses Spitzenprodukt volkseigener Betriebe ist mir über den Weg gelaufen, und ich konnte einfach nicht widerstehen. Der Kauf hat sich gelohnt, denn der Musikschrank ist technisch fast 100%ig funktionstüchtig und im Originalzustand. Er war beim Vorbesitzer regelmäßig in Betrieb. Daher möchte ich ihn im Originalzustand erhalten. Den Schaltplan konnte ich zum Glück auf nvhr.nl finden. Das originale Plattenlaufwerk fehlt, und ich möchte mein modernes Hifi-Plattenlaufwerk und einen Röhren-Entzerrvorverstärker in das vorgesehene Fach unterbringen.
Nur 2 Dinge sind technisch nicht in Ordnung:
- in der Stellung "Stereo" bei der Brummprobe "links" und "rechts" an der Diodenbuchse für das Plattenlaufwerk kommt der Ton trotzdem aus beiden Lautsprechern. Denkbar wäre z.B. daß der Schleifer des Balance-Potentiometers keinen Kontakt mehr hat. Mal schauen. - die Taste des Bereichs KW II rastet nicht mehr und lässt die Vorgängertaste auch nicht mehr herausspringen und beim Gedrückthalten gelang mir trotzdem kein KW-Empfang. Alle anderen Bereiche gehen.
Frage in die Runde: Kennt jemand diesen Pappenheimer? Hat der Oberon spezielle Oberon-Tücken? (z.B. "Kondensator x wird gerne y dadurch passiert z") Gibt es spezielle Dinge bei Demontage/Montage und beim Reinigen der Tastensatz-Kontakte zu beachten?
Was geplant ist: Tausch aller Elkos und Tausch der Koppelkondensatoren im NF-Teil. Die axialen FROLYT-Elkos werde ich aushöhlen und mit einem Tauschelko befüllen, um das originale Erscheinungsbild zu erhalten. Optional Tausch der Potentiometer. Das Lautstärke-Potentiometer (Stereo) ist leider 3fach angezapft, wird schwierig mit Ersatz. Höhen/Tiefen ist einfacher (1M lin.) Dem Netzteil spendiere ich einen 3-fach Elko (gleiche Bauform) + Siebdrossel, um das Grundbrummen auf Null zu bringen. Der Heizkreis bekommt eine Mittelpunkterdung.
!!!
Fotos, Grafiken nur über die
Upload-Option des Forums, KEINE FREMD-LINKS auf externe Fotos.
!!! Keine
Komplett-Schaltbilder, keine Fotos, keine Grafiken, auf denen
Urheberrechte Anderer (auch WEB-Seiten oder Foren) liegen! Solche Uploads werden wegen der Rechtslage kommentarlos gelöscht!
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
Re: Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
Hallo Herrmann,
zum Gerät und zu Deinen Fragen kann ich zwar nichts sagen, da ich die Truhe nie in den Händen hatte, ABER:
Das scheint mit eine ungewöhnliche, aber interessante Form des Gehäuses zu sein, habe ich so noch nie gesehen. Auf dem Fotos scheint die Truhe zu schweben. Kannst Du dazu ezwas sagen?
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber) Ein Leben ohne Facebook ist möglich, aber(und) sinnvoll.
Re: Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
Hallo Hermann,
bevor Du Dir so viel Arbeit machst, teste doch erstmal einiges: 1. Elkotest: außer Gleichrichter alle Röhren rausziehen, Voltmeter an Anodenspannung, Radio einschalten, nach wenigen Sekunden ausschalten und Voltmeter beobachten. Wenn die Spannung sehr langsam sinkt, sind die Elkos in Ordnung. 2. Glättung der Anodenspannung erfolgt durch die sogenannte "Brummkompensation" über die Anzapfung L05/L07 des Ausgangstrafos. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Strom durch die EL84 und durch alle anderen Röhren im Gleichgewicht sind. Eine Siebdrossel ist nicht nötig. 3. Den Balanceregler kannst Du einfach ausmessen, vielleicht ist auch der Elko C105 taub. 4. Potis habe ich oft wieder funktionsfähig gemacht, indem ich "Granowski"-Wellenschalteröl (vielleicht jetzt Kontaktspay) reingetropft habe. 5. Hinweis zu den Lautsprechern - wenn mal so ein Ding mit Bakelit-Chassis anfängt zu klirren, dann liegt das wahrscheinlich daran, daß sich das Chassis durch Schrumpfung des Bakelites verzieht und die Schwingspule im Luftspalt schleift (hatte ich mal bei einer "Dominante").
Re: Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
wumpus:Das scheint mit eine ungewöhnliche, aber interessante Form des Gehäuses zu sein, habe ich so noch nie gesehen. Auf dem Fotos scheint die Truhe zu schweben. Kannst Du dazu ezwas sagen?
Re: Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
Hallo Rainer,
das "Schweben" ist halt die Magie sozialistischer Produktionsweise nein, wegen des Transports wurden die ca. 30cm langen Füße abgeschraubt und auf dem Foto liegt die Truhe eigentlich auf der Seite und ich habe das Bild gedreht. Der Hängebauch ist die Unterseite. Das Design stammt von Wilhelm Krechlok KG Tonmöbel Luckenwalde. Alles in allem ein Produkt, das dem Klassenfeind Paroli bot. Es atmet noch den Geist der Aufbruchszeit.
Re: Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
Hallo Herrmann, an die Schaltschieber des Tastensatzes kommt man sehr leicht heran. Dieses Radio ist diesbezüglich das servicefreundlichste, das ich kenne. Wenn du das Chassis ausgebaut hast, siehst du, dass nur ein Blechwinkel abzuschrauben ist und du kannst die Schaltlschieber einzeln herausnehmen. Alle Kontakte liegen dann frei und können gesäubert, gegebenenfalls justiert werden. Oft kam es vor, dass sich Spulen lösten und deren Anschlüsse abrissen. Das ist ein gerätetypisches Problem. Die Spulen und Trimmer sind auf den Schaltschiebern befestigt und bewegen sich mit diesen bei jedem Schaltvorgang. Diese Erschütterungen bewirken, dass sich die Spulenkörper losrütteln können. Das "Stereoproblem" würde ich dem Balanceregler nicht zuordnen. Verfolge den Signalweg von den Buchsen aus. Den Schaltplan hast du ja vorliegen und der ist übersichtlich. Die Potis würde ich zuallerletzt tauschen. Das ist bestimmt nicht nötig. Es ist kein allzu großes Problem diese zu demontieren, zu zerlegen. Ich bohre in Fällen, wo die Kontaktprobleme hartnäckig sind oder sich die Achse nicht bewegen lässt, die Hohlniete auf, zerlege das Poti und reinige die neuralgischen Stellen, die Widerstandsbahnen, vorsichtig mit Alkohohl. Die Schleifer können auch, wenn nötig, justiert werden. Anstelle der Hohlniete verwende ich dann Schrauben mit passendem Durchmesser.
Ansonsten, eine schöne Truhe, viel Spaß bei der Restauration.
Re: Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
Hallo Antennow,
ja, die Brummkompensation habe ich auch gleich als erstes entdeckt. Typisches Merkmal ist, daß beim Kaltstart (das Gerät hat einen Selen-Brückengleichrichter) sofort ein leichtes Brummen aus dem Lautsprecher kommt, weil die Kompensations-Brücke bei kalten EL84 noch nicht im Gleichgewicht ist.
Aber das Gerät hat im warmen Zustand dennoch ein leichtes Grund-Brummen. Mein Ziel ist eine HiFi-mäßige Brummfreiheit. Durch meinen Volksempfänger bin ich brummgeschädigt und strebe nun ein brummfreies Röhrengerät an.
Du magst beim Elko-testen recht haben. Aber einen Elko-Tausch (alle 50 Jahre) sehe ich als Routinewartung an, so wie einen Zahnriemenwechsel beim PKW. Es ist halt ein Verschleißteil. Er kann die Spannung noch halten, aber wie steht es um Kapazitätsverlust und Innenwiderstand? Diese Werte kann niemand bei so alten Elkos garantieren.
Re: Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
Hallo Joachim,
danke für die Hinweise, das macht Mut. Die Potis sind leichtgängig, aber alle kratzen ein klein wenig und setzen gelegentlich aus, was will man auch anderes erwarten nach 50 Jahren. Bei einem Stereogerät ist das brisanter weil es nicht so schnell auffällt wenn z.B. Kanal B plötzlich keinen Baß mehr hat. Für mich müssen daher Stereopotis absolut zuverlässig sein für den sorgenfreien Musikgenuß.
Re: Generalüberholung Oberon Stereo im Ramona-Musikschrank - Tips? Erfahrungen?
Hallo zusammen,
ich möchte mit Euch mal die Brummkompensation des Oberon besprechen. Am überschaubarsten wird sie, wenn man sie wie eine Gegentakt-Endstufe zeichnet. Das Kompensationsprinzip ist auch das gleiche. (den anderen Stereokanal habe ich weggelassen, er wird an die Punkte A B angeschlossen)
Da der rechte Elko 50µF und der Widerstand 2 kOhm für die Brummspannung einen viel viel kleineren Widerstand darstellt als der Innenwiderstand der EL84, muß die Teilwicklung 2-3 auch viel weniger Windungen haben als die Anodenwicklung 1-2, so dass sich die gegensinnig fließenden Brummanteile auch wirklich auslöschen.
Die Brummkompensation hat natürlich neben dem Vorteil der Brummfreiheit der Eintakt-Endstufe (die man ansonsten nur mit einer Siebdrossel erreichen könnte) einen weiteren Vorteil. Indem am rechten Elko gleich die Anodenspannung für die Kleinsignal-Stufen abgegriffen wird, kommen diese in den Genuß einer Gratis-Siebdrossel, gebildet durch die Teilwicklung 2-3.
Kommen wir zu den Nachteilen dieser Brummkompensation:
1.) Das Gleichgewicht der Brücke ist fragil. Alterung der EL84, des rechten Elkos und sich ändernde Anodenstromentnahme der Vorstufen können die Brücke aus dem Brumm-Minimum hinausziehen, was bei meinem Oberon offensichtlich auch der Fall ist.
2.) Für die induzierte NF stellt der Pfad über die Elkos und den Widerstand 2kOhm eine zusätzliche Last dar, so daß hier wertvolle NF-Nutzleistung verlorengeht. Wie hoch dieser Verlust ist, kann ich nur sagen wenn das Teilungsverhältnis der Wicklung bekannt ist. Kann mir hier jemand einen Tip geben?