Kurz zu mir und meinen Voraussetzungen: Mein Radio ist ein RFT Dominante W101 vom Typ 1132 aus dem Funkwerk Dresden. Es stammt aus dem Familienbesitz und ich möchte es jetzt wieder alltagstauglich machen. Ich selbst habe vor einigen Jahren den Beruf des Energieelektronikers gelernt. Die Grundlagen der Elektrotechnik sind also vorhanden. In den letzten 10 Jahren bin ich allerdings ausschließlich im Softwarebereich unterwegs. Von der Webseite radiomuseum.org habe ich mir einen Schaltplan heruntergeladen, welcher mir auch schon oft weitergeholfen hat. Ich habe zwei neue Ersatzröhren: EL84 und die EABC80. Ich habe in meiner kleinen Werkstatt eine Lötstation, ein digitales Mulimeter und viel Elektronik-Werkzeug aus meiner Ausbildung. Die Sicherheitshinweise habe ich gelesen und werde sie befolgen.
Nun zur Fehlerbeschreibung: Das Radio war im Originalzustand. Ich konnte keine Hinweise auf frühere Reparaturen oder andere Basteleien erkennen oder in Erfahrung bringen. Es wurde in der Familie stets mehr geschont als genutzt. Ich hatte das Radio vor dem Einschalten einer gründlichen Sichtprüfung und einer vorsichtigen Innenreinigung unterzogen. Es war nicht sehr stak verdreckt, die Mechanik machte keine Probleme. Zuerst habe ich eine Glühbirne in Reihe zum Netz angeschlossen, später habe ich es direkt an das Netz angeschlossen. Da Radio spielte auf allen Wellenbereichen, die Lautstärke war gut. Leider war der Empfang nicht sehr gut und die Sender „liefen weg“. Auch der Klang war nicht besonders gut. Am störensten war jedoch, dass das Radio stark gebrummt hat.
Ich habe mich etwas in das Thema eingelesen und habe erfahren, dass alte Kondensatoren oft defekt sind. Daraufhin habe ich mir alle Kondensatoren genau angeschaut. Es waren viele Kondensatoren mit Teer-Isolierung verbaut. Da der Teer bei fast allen an den Seiten herausgequollen ist, habe ich die Teerkondensatoren getauscht. Ich habe die passende Kapazität und Spannungsfestigkeit beachtet. Weiterhin habe ich viele gelbe Kondensatoren getauscht. Diese befanden sich alle im Bereich der Klangeinstellung. Soweit ich weiß, nennt man diese „Gewaplast-Kondensatoren“.
Auch den Becherelko habe ich gegen einen neuen ersetzt, dabei ist mir aufgefallen, dass im Schaltplan 2x50µF eingezeichnet sind. Im Gerät war ein Becherelko mit 2x100µF verbaut. Ich habe Ihn duch einen 2x 100µF ersetzt.
Im Gerät sind jetzt nur noch 4 originale Folienkondensatoren vorhanden, einer in der Nähe des Lautstärkereglers, einer an der Bandumschaltung und zwei direkt an der EABC80. Alle Keramik-Kondensatoren (die kleinen bunten Röhrchen) habe ich im Gerät gelassen.
Bei der Austausch-Aktion habe ich einen 1k Ohm Widerstand entdeckt, der ein wenig verfärbt war. Er hatte noch genau 1 K Ohm, ich habe ihn auf Grund der Verfärbung gegen einen neuen mit mehr Leistung (5W) ausgetauscht.
Ich lade ein Bild hoch mit allen ausgetauschten Bauteilen.
Erwähnen möchte ich noch den Austausch des „Entstörers“ mit 2x 5000pF. Er war direkt 2 x an der Gleichrichterröhre EZ 80 angelötet und an Masse. Diesen habe ich gehen zwei RIFA-Entstörer ausgetauscht.
Nach dem Austauschen der Bauteile habe ich erneut einen Test gemacht. Der Empfang und der Klang haben sich deutlich verbessert!
Leider war das laute Brummen immer noch da – diesen Fehler würde ich gern finden und beseitigen.
Was ich bis jetzt unternommen habe: - kalte Lötstellen gesucht (Lötstellen mit einem Holzstab abgeklopft) , keine gefunden - Geprüft ob alle Massepunkte richtig angeschlossen sind, keinen Fehler gefunden - Viele Wiederstände im Bereich Vorstufe bzw. Lautstärkemessung nachgemessen, keinen Fehlerhaften gefunden - Lautstärkepoti nachgemessen, keine Fehler gefunden - EABC80 getauscht, keine Besserung - EL84 getauscht, keine Besserung - EABC80 gezogen, auf TA geschaltet, Brummen ist immer noch da - Chassis an den Schutzleiter der Steckdose angeschlossen, Brummen so gut wie weg! - Wechselspannung zwischen Chassis und dem Schutzleiter gemessen, diese ist zuerst 30V, bricht, dann aber sehr schnell zusammen auf 10V. Bei 10 Volt ist das Brummen immer noch da.
Was mir noch aufgefallen ist: Das Radio verwendet scheinbar Spulen der Ausgangsübertrager zur Entstörung des Netzbrummens.
Da mir langsam die Ideen ausgehen, bin ich auf eure Vorschläge zur Fehlersuche sehr gespannt. Ich bedanke mich im Voraus.
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wo fange ich an? Also: Du hast wahrscheinlich ohne Not die Kondensator-Kur durchgeführt. Brumm-Kandidaten sind im Allgemeinen lediglich die Netzteil-Elkos, der Gleichrichter (eher selten) und zu hoher Querstrom bedingt durch einen Feinschluß eines Kondensators - der irgendwo zur HF/NF-Siebung genutzt wird.
Auch kann, wenn die Endröhre (durch einen defekten Koppel/Entkoppel-kondensator) zu viel Strom zieht (weil das Steuergitter dann zu wenig Minus bekommt) , ein Brummen auftreten. Dann kommen schlechte Schirmungen als Brummquelle hinzu. Weitere Brumm-Ursachen sind schon eher seltener, wie z.B. defekte Röhre.
Der Weg einer gezielten Fehlersuche (also ohne große Verdachts-Ausstausche) ist zielführender.
Was ist zu tun?
Fehlerstelle einkreisen (im Betriebszustand):
Fragen: 1) In Stellung TA EABC80 herausziehen. Brummen weg? 2) In Stellung TA EL84 herausziehen. Brummen weg? 3) Brummen weg bei Lautstärke-Stellung Null?
Nach dem jeweiligen Test 1 - 3 den Originalzustand wieder herstellen.
vielen Dank für deine schnelle Antwort. Hier meine Testergebnisse:
1) In Stellung TA EABC80 herausziehen. Brummen weg? Lautes brummen, die Lautstärke des brummens kann über den Lautstärkeregler eingestellt werden. Bei Stellung 0 brummt es nur noch leise.
2) In Stellung TA EL84 herausziehen. Brummen weg? Leises brummen, nicht abhängig vom Lautstärkeregler.
3) Brummen weg bei Lautstärke-Stellung Null? Nein, brummt immernoch leicht.
Das Wechseln der Kondensatoren links (Gewaplast) ist schon ok. Auch die teervergossenen Kondensatoren sind häufig fehlerhaft (Reststrom. Das Brummen ist auch nach dem Ziehen der EABC80 vorhanden. Damit kann ich nur erst einmal vermuten, dass zwischen dem Steuergitter der EL84 und dem Klangregister eine Unterbrechung vorliegt. Dafür spricht auch, das das Brummen nach einer Verbindung des Chassis mit dem Schutzleiter das Brummen verschwindet. Hier würde ich eine Kontrolle der Verdrahtung empfehlen. Der Becherelko, zweimal 100 µF / 385 Volt ist Anfang der siebziger Jahre ersetzt worden. Original gehören hier zweimal 50 µF rein.
Hallo Jan223, vielen Dank für Deine Vorstellung. Meine Einschätzung zum Kondensatortausch, habe ich oben schon gesagt, geht in Ordnung. Die Keramikkondensatoren sind in Ordnung, hier gibt es selten Ausfälle. Zur Wicklung am Ausgangstrafo. Hier wird eine Brummkompensation eingesetzt, ein Schaltungstrick, der in vielen Geräten zu finden ist.
Wenn Du das Gitter 1 der EL84 mit dem Chassis verbindest, müsste das Brummen verschwinden. Das würde meine Vermutung zu einer fehlerhaften Verbindung zum Klangregister bestätigen.
Mit vielen Grüßen. Wolle.
Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich durch Gebrauch vermehrt.
Ich nehme an, dass du mit Klangregister die Klangumschaltung (Bas, Jazz, Sprache, Regler usw.) meinst. Ich habe die Zuleitungen zum Klangregister überprüft. Es sind zwei geschirmte Kabel und zwei einzelne Adern vom Klangregister zum Chasiss verlegt. Die Schirmungen sind auf beiden Seiten an Masse angeschlossen. Es sind 0 Ohm zwischen dem Chasiss vom Gerät und der Masse vom Klangregler. Da die gesamte Klangregelung einwandfrei funktioniert, gehe ich mal von aus, dass kein Kabel falsch angeschlossen ist. Ich habe, wie von dir vorgeschlagen, das Gitter 1 der EL84 mit dem Chassis verbunden. Dann ist das Radio mucksmäuschenstill, kein brummen und kein Ton aus dem Radioempfang.
Was mir noch aufgefallen ist: Der Lautstärkeregler ist ja direkt mit einer geschirmten Leitung mit der EABC80 verbunden. Wenn man mit einem Gegenstand in die Nähe der Leitungsenden kommt, wird das Brummen lauter.
Klangregister oder Klangumschaltung sind unterschiedliche Bezeichnungen für die gleiche Sache. Dann verfolge bitte gei gezogener EABC80 die Leitungen, die zum Gitter führen. Sie müssten abgeschirmt sein. Vielleicht ist der Schirm unterbrochen. Eine Leitung müsste über den Koppelkondensator zur Anode des C - Systems der EABC80 führen, ein weiteres zur Klangumschaltung. Auch hier lässt sich durch kurzschließen nach Masse überprüfen, ob das Brummen verschwindet.
Mit vielen Grüßen. Wolle.
Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich durch Gebrauch vermehrt.
danke für diese Hinweise. Ich werden diesen nachgehen und hier berichten. Leider bin ich in den nächsten zwei Tagen verreist, dannach werde ich mich gleich wieder dem Radio widmen.
Meinst du mit C-System den Trioden-Teil der EABC80 Röhre?
jan223:Meinst du mit C-System den Trioden-Teil der EABC80 Röhre?
Die Röhre EABC80 ist eine Verbundröhre, die in einem Kolben drei Systeme enthält. A - System Dient als Demodulator für AM und zur Erzeugung der Regelspannung. B - System Dient zum Aufbau eines unsymmetrischen Ratiodetektors zum Aufbau des FM - Demodulaturs. C - System Dient zum Aufbau eines NF - Vorverstärkers zur Ansteuerung der Endröhre (EL84).
Mit vielen Grüßen. Wolle.
Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich durch Gebrauch vermehrt.
Bitte auf jeden Fall den 2 X 100 µF gegen einen mit 2 X 50 (47) µF tauschen und eine neue Gleichrichterröhre EZ 80 oder besser EZ 81 besorgen. Einfach gesagt sind die Röhren für diese Ladekapazität gebaut, mehr schadet auf die Dauer. Mehr hilft hier nicht, sondern schadet.
dank Wolle und nobbyrad58 kann ich nun zwei Wege verfolgen:
- Austausch des Becherlekos gegen einen in der richtigen Größe und Ersatz der EZ80 - Nachverfolgung der Leitungen und Schirmungen
Da ich gestern Abend am Elektronikladen vorbei gekommen bin, habe ich mir eine EZ80 und einen neuen Becherelko (2x47µF 450V) mitgebracht. Leider hat das Austauschen der beiden Bauteile nacheinander nichts gebracht. Ich lasse den neuen Elko in der richtigen Größe trotzdem im Gerät.
Nun werde ich mich mit dem Vorschlag von Wolle beschäftigen und melde mich wieder.