Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo zusammen,
ich möchte mich endlich ans Herz fassen und guten Mutes meinen alten Dux von 1943/44 endlich mal einschalten. Das Gerät soll angeblich funktionieren, sieht innen ordentlich aus und ist kaum verstaubt. Trotzdem möchte ich wegen der Elkos nicht gleich die volle Netzspannung anlegen. Nun bekam ich den Tipp, eine 60 Watt-Glühbirne in Serie zur Netzspannung zu schalten, da ich keinen Stelltrafo besitze. Ist das empfehlenswert? Das Netzteil meines Dux hat einen Netztrafo und eine Gleichrichterröhre. Die 60 Watt-Glühbirne müsste die Spannungen grob gerechnet halbieren. Allerdings bekommen die Heizfäden dann auch zu wenig Spannung ab, was die Elektronenemissionsfähigkeit einschränkt. Damit werden die Verhältnisse schon kompliziert. Deshalb meine Frage an die Praktiker, was von dem Vorschalten einer Glühbirne zu halten ist und wie lange ich das Gerät mit der Glühbirne eingeschaltet lassen soll.
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17.11.07 17:02
JHG
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17.11.07 17:02
JHG
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Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo Volker, ich habe dieses Problem bei einem 1943 gebauten Radione R2 so gelöst: 100 W Glühlampe anstelle der Geräte Netzsicherung. 1. Einschalt-Versuch: alle Röhren gezogen. 2. Versuch nur Gleichrichterröhre installiert und Prüfung des Temperaturverhaltens von Trafo u. Elkos während einer Dauer von ca 1/2 Stunde. Jetzt die original Sicherung wieder eingesetzt und die Röhren nach einander , beginnend mit der Endröhre einzeln eingesetzt. Nachdem bei den einzelnen Testphasen die Sicherung heil blieb und auch sonst keine abnorme Situation sich bemerkbar machte, liess ich das Radio ca 2 Std testlaufen. Diese Methode geht natürlich nur bei einem Wechselstromgerät. Ob dieses Vorgehen das Plazet der Fachleute hat weiss ich nicht, es hat jedenfalls mittlerweile schon mehrfach bei mir funktioniert. Gruss Jürgen (Rödermark)
Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo Volker,
da Du, wie Du schreibst, keinen Regeltrafo besitzt würde ich zunächst nur eine 15Watt "starke" Lampe vorschalten und das Gerät nur mit der Gleichrichterröhre in Betrieb nehmen. Dabei die Ladespannung am Ladeelko beobachten. Sie sollte zügig nach dem Anheizen auf satt über 100Volt ansteigen. Diesen Zustand für gut eine Stunde beibehalten und darauf achten, daß der Ladeelko sich nicht erwärmt! Dann weiter nacheinander mit einer 60Watt und einer 100Watt-Lampe, schließlich alle Röhren einsetzen und noch mit vorgeschalteter 100W-Lampe einige Minuten laufen lassen. Die Lampe glüht dabei schwach. Gerät beobachten! Wenn Elko´s, Trafo und Kondensatoren kalt bleiben und sich (leiser) Empfang ohne Störungen einstellt kann´s mit voller Netzspannung weitergehen. Ansonsten schliesse ich mich unserem Kollegen JHG an.
Hochfrequente Grüsse in Farbe, stereo und mit 30 über 9, Jürgen rf
Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo,
den Tipps von JHG kann ich mich voll anschließen, allerdings würde ich vor dem ersten Einschalten das Chassis des Radios mir mal von unten auch anschauen, sprich die vielen Kondensatoren, hier die ERO und Wima Papiertypen, die sind nach all den Jahren ziemlich fertig und staubtrocken.
Ansonsten, Augen und Nase aufhalten nach dem ersten Einschalten
Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo Daniel,
das Gerät ist aus schwedischer Kriegsproduktion, das heißt, alles, aber auch wirklich alles wurde während des zweiten Weltkriegs in Schweden hergestellt. Deshalb gibt es keine Kondensatoren von Wima oder Ero. Bei einigen Geräten soll die Drahtisolation so schlecht sein, dass sie schon beim scharfen Ansehen zu Staub zerfällt. Ich hab´s noch nicht eingeschaltet. Muss mich erst noch dazu mental einstimmen.
Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo! Bei so einem Gerät würde mir das auch schwer fallen. An einem 13. würde ich es erst recht nicht machen. Die Bayern würden hier sagen: Erst die Hände falten und dann einschalten!
Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo zusammen, in älteren Reparaturratgebern habe ich schon des öfteren Warnungen zu einem Betrieb mit vollständig oder teilweise gezogenen Röhren gelesen. Da heisst es in etwa: Jede Unterbrechung in der Schaltung kann zu einer Überbeanspruchung der Röhren führen. deshalb darf ein Gerät nicht ohne weiteres eingeschaltet werden, wenn die Röhrenbestückung nicht vollständig ist.
In einem anderem Ratgeber wird auf die daraus resultierende mangelnde Anodenbelastung und der damit verbundenen Überlastung des Ladekondensators hingewiesen, was zu einem Kondensatorkurzschluss führen kann. Natürlich darf die Gleichrichterröhre aber allein für sich gezogen werden. Wo keine Gleichspannung entstehen kann, da kann auch nichts beschädigt werden.
Ich fahre die Geräte langsam über einen Regeltrafo hoch. Selbstverständlich erst nachdem ich einige Ohm Messungen auf eventuell irgendwo vorhandene Kurzschlüsse gemacht habe. Zuerst mit gezogener Gleichricherröhre um zu sehen ob Netztrafo und Heizkreise in Ordnung sind. Dann versorge ich den Anodenspannungszweig extern mit einem selbstgebastelten Netzteil. Auch hier fahre ich die Betriebspannung ganz langsam mit einigen Kontrollmessungen zwischendurch hoch. Erst wenn der Anodenspannungszweig so weit in Ordnung ist und keine übermässige Belastung darstellt, dann stecke ich die Gleichricherröhre ein und stelle somit auf interne Versorgung um. Bis jetzt hat sich diese Vorgehensweise bei mir besstens bewährt. Die Methode mit der Vorschaltung von Glühlampen halte ich Ersatzweise zum Regeltrafo auch für eine Gute Möglichkeit zur schonenden "Wiederbelebung"
Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
das Gerät ist aus schwedischer Kriegsproduktion, das heißt, alles, aber auch wirklich alles wurde während des zweiten Weltkriegs in Schweden hergestellt
Oha, das hatte ich schlicht überlesen, aber eagl, ändert sicher nichts daran, das auch die guten Cos aus dem hohen Norden voll durchgetrocknet sind
Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo zusammen, die Frage zu den alten Elkos ist ein Dauerbrenner. In Varianten wird das (richtigerweise) immer mal wieder hier angesprochen. Ich will mich da garnicht einklinken. Aber eine weitere Variante zur Formierung vorstellen, die auch bei einem völlig intaktem Gerät vollzogen werden können:
Das Gerät wird nicht eingeschaltet! An den Ladeelko wird zuerst eine 9 Volt-Batterie polrichtig angeklemmt. Es brauchen keine Leitungen abgelötet werden. Nach einer Minute wird die Batteriespannung auf 18 Volt erhöht. Man kann dafür zwei handelsübliche 9 Volt-Block-Batterien nehmen (auch 3 in Reihe gehen). Nach ca. 3 Minuten kann der Vorgang beendet werden. Elko 10 Sekunden kurzschliessen. Nun wird mit einem Ohm-Meter geprüft, ob sich der Elko richtig aufläd. Der Aufladevorgang wird ca 15 Sekunden dauern. Dann wird sich ein Ohmwert von grösser 15000-30000 Ohm einstellen. Ist das der Fall, kann das Radio eigentlich wieder genutzt werden. Fehlt die Aufladekurve oder liegt der Widerstandswert unter 10000-15000 Ohm, sind weitere Prüfungen notwendig. WICHTIG: Vorher an einem intakten Gerät die richtige Polarität der Ohm-Meter-Prüfschnüre ermitteln !!! Am besten beim intakten Vergleichsgerät die Formierung mal testen.
Diese Prozedur hat den Vorteil, dass nicht gleich schwere "Waffen" wie 100 Watt-Glühbirnen eingesetzt werden müssen. MFG Rainer
Möge die Welle mit uns sein und kein Mögel-Dellinger-Effekt auftreten.
Re: Wie soll ein altes Radio nach jahrelanger Pause in Betrieb gesetzt werden?
Hallo,
Rainers Vorschläge lassen sich vllt. noch verfeinern, indem man nicht eine 100W, sondern stufenweise immer stärkere Lampen verwendet. Die schwächsten gebräuchlichen E27 Lampen sind m.W. die mit 15W.
Irgendwo las ich kürzlich von einem Gerät, bei dem mittels Schalter verschiedene Lampen umgeschaltet wurden, um so einen immer niederohmigeren Vorwiderstand zu simulieren. Wer häufiger alte Geräte bearbeitet, für den mag solch eine Konstruktion durchaus hilfreich sein.
Am besten jedoch dürfte die Variante mittels Stelltrenntrafo sein.