Stern Radio 1U11 Restaurierung |
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18.12.15 11:27
HB9 WGF-Premiumnutzer
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18.12.15 11:27
HB9 WGF-Premiumnutzer
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Re: Stern Radio 1U11 Restaurierung
Hallo Bernhard,
Mikrofonie deutet auf eine mangelhafte Fixierung der Elektroden in der Röhre, vor allem vom Steuergitter der Audion-Tetrode, das ist am empfindlichsten. Das passiert durchaus, als Ursache kann eine mangelhafte Befestigung des Gittersteges an den Glimmerscheiben oder auch eine zu lockere Wicklung des Gitterdrahtes sein. Sobald sich der Gitterdraht gegenüber der Kathode bewegt, ändert sich der Anodenstrom, genau gleich wie durch die elektrische Steuerung. Für die übrigen Elektroden gilt dasselbe, wegen der geringeren Verstärkung sind sie aber weniger anfällig auf Mikrofonie. Aus diesem Grund gibt es auch spezielle NF-Verstärkerröhren wie z.B. die EF86, welche extra 'steif' gebaut wurden, so dass die Elektroden sich nicht bewegen können und kein Mikrofonie-Effekt entsteht. Ein anderer Lösungsansatz sind Spanngitter-Röhren wie z.B. die ECC88, bei denen die Gitterdrähte straff gespannt sind und die Eigenschwingungen weit über dem hörbaren Bereich liegen und auch schwer anregbar sind. Die Form des Glaskolbens spielt auch eine Rolle. Bei 'normalen' Röhren muss man mit Mikrofonie leben und allenfalls besonders schlechte Exemplare ausmustern. Optisch oder auch messtechnisch sind solche Sachen kaum feststellbar, häufig kann eine solche 'schlechte' Röhre in einer anderen Schaltung auch problemlos betrieben werden, daher nicht wegwerfen. Verdächtig ist allenfalls, wenn beim Beklopfen oder Schütteln der Röhre etwas im Innern scheppert.
Eine Verlängerung des Antennendrahtes durch Wickeln oder Abbiegen kann durchaus Sinn machen. In meiner früheren Wohnung hatte ich einen etwa 10m langen und 2m hohen Estrich. Dort spannte ich einen Halbwellendipol für das 80m-Band im 'Zickzack', jeweils ca. 2m horizontal, 2m nach unten, 2m horizontal, 2m nach oben, usw., das ergab sehr gute Sende- und Empfangsresultate. Statt vertikal kann man den Zickzack ebensogut auch horizontal machen, z.B. zwischen zwei Dachbalken. Reines Umwickeln eines Balkens bringt vermutlich nicht sehr viel, man kann es aber durchaus probieren, durch die erhöhte Induktivität wird die Antenne elektrisch länger, was eine günstigere Impedanz und damit eine bessere Anpassung an den Empfänger bringt, auch wenn die Antenne nicht mehr Energie aufnimmt als ein gestreckter Draht über dieselbe Distanz.
Gruss HB9
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18.12.15 18:30
Bernhard45nicht registriert
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18.12.15 18:30
Bernhard45nicht registriert
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Re: Stern Radio 1U11 Restaurierung
Guten Abend,
vielen Dank für Ihre Erklärungen. Ich bin sehr begeistert von der Qualität und der Empfindlichkeit dieses Radios mit der UEL51. Meine Hochachtung gilt auch den Entwicklungsing. der DDR! Ich finde den Geräten kommt viel zu wenig Beachtung zu. Wenn das Wort Einkreiser fällt, ist meist der VE301 oder DKE38 gemeint. Nein auch nach dem Krieg gab es sehr schöne und empfangsstarke Geräte. Ein Beweis ist diese Radio. Nach etwas Übung ist sogar der Empfang von Funkamateursignalen möglich. Ich bin sicher das ich mit diesem Radio noch einige interessante Stunden verbringen werde.
MfG Bernhard
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18.12.15 21:36
HB9 WGF-Premiumnutzer
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18.12.15 21:36
HB9 WGF-Premiumnutzer
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Re: Stern Radio 1U11 Restaurierung
Hallo Bernhard,
auf Mittelwelle kann ein richtig eingestellter Einkreiser mit einem Superhet durchaus mithalten, wenn nicht sogar überholen. Die Trennschärfe ist ausreichend, und dank dem Geradeausempfang gibt es keine Probleme mit Spiegelfrequenzempfang und Intermodulation. Mein erstes Radio war ebenfalls ein Audion, und zwar selbstgebaut aus Ausschlachtmaterial. Da ich noch eine Röhre übrig hatte, spendierte ich noch eine HF-Stufe, dadurch wurde das Gerät sehr empfindlich, und meine ca. 4m lange Indoor-Antenne reichte aus, um aus der Schweiz auch tagsüber die 'Stimme der DDR' zu empfangen (damals war der EMV-Störnebel noch kein Thema). Die HF-Stufe war manuell regelbar. Da durch die Regelung neben der Verstärkung auch der Innenwiderstand der Röhre ändert, wurde so die Dämpfung des Schwingkreises leicht beeinflusst, was vor allen auf KW für die Feineinstellung der Rückkopplung nützlich war.
Ohne HF-Stufe braucht es einfach etwas mehr Antenne, oder man baut extern noch eine HF-Stufe als elektrische Verlängerung, so bleibt das Radio original.
Ich finde es nach wie vor faszinierend, mit wie wenig Aufwand guter Empfang möglich ist, wenn man das nötige Fingerspitzengefühl für die richtige Einstellung hat. Ich hatte mit meinem Empfänger auch oft SSB-Signale auf KW empfangen, was mit leicht überzogener Rückkopplung ja gut geht, und dank der Vorstufe hält sich die Abstrahlung in Grenzen. Da mein Empfänger immer noch in einem Gestell steht, habe ich beschlossen, ihn bei Gelegenheit mal wieder fit zu machen. Im Prinzip sollte er funktionieren, aber er war sicher 10 Jahre nicht mehr in Betrieb, und somit gelten die üblichen Vorsichtsmassnahmen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spass mit dem Gerät.
Gruss HB9
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22.12.15 18:16
Bernhard45nicht registriert
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22.12.15 18:16
Bernhard45nicht registriert
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Re: Stern Radio 1U11 Restaurierung
Guten Abend,
Versuche eine längere Antenne entlang der Raumdecke zu spannen brachten keine weitere Empfangsverbeserungen auf der Mittelwelle. Vielleicht sollte ich Ihren Gedanken einer HF-Stufe aufgreifen. Dazu möchte ich das Radio nicht verbauen sondern die Vorstufe als eigenständigen Vorsatz betreiben. Über Ergebnisse werde ich berichten.
MfG Bernhard
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