Graetz Sinfonia UKW spitzensuper |
|
|
1 2 3
|
1 2 3
|
04.09.16 17:59
HB9 WGF-Premiumnutzer
|
04.09.16 17:59
HB9 WGF-Premiumnutzer
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo Chris,
zur Formierung von Elkos: Das geht ganz gut mit 'Hausmitteln'. Im einfachsten Fall brauchst du nur einen Widerstand und ein Multimeter mit Strommessbereich (ca. 5mA, analog oder digital). In deinem Fall ziehst du alle Röhren aus den Fassungen (das magische Auge nicht vergessen, unbedingt Positionen merken!). Weiter unterbrichst du die Verbindung vom Pluspol des Gleichrichters zur restlichen Schaltung (geht normalerweise direkt zu einem der Elkos im grossen Alubecher). Nun in einem ersten Test Gerät einschalten und die Gleichspannung am Gleichrichter messen, sie sollte so 220..250V sein. Falls sie viel tiefer ist oder der Gleichrichter warm wird, ist der Gleichrichter defekt und muss ersetzt werden.
Ist soweit alles in Ordnung, wird ein 100kOhm-Widerstand (oder besser 2 Widerstände 47kOhm in Serie) und in Serie dazu das Multimeter im Strommessbereich (ca. 5mA) zwischen dem Pluspol des Gleichrichters und Elko eingebaut (also die aufgetrennte Verbindung mit dem Widerstand verbinden). Alternativ kann man auch die Spannung über den Widerständen messen und den Strom rechnen, wenn das Multimeter keinen passenden Strommessbereich hat.
Nun wird das Gerät wieder eingeschaltet (Betriebsart Plattenspieler (TA)) und der Strom beobachtet. Er sollte gemächlich absinken (innerhalb mehrerer Sekunden), je nach Zustand des Elkos auf einen mehr oder weniger kleinen Wert. Nun wird etwa alle 10..20 Minuten der Strom kontrolliert, bis auf auf 0.1mA oder weniger abgefallen ist. Falls der Strom auch nach Stunden wesentlich grösser bleibt, ist der besagte Elko nicht mehr gut und muss ersetzt werden (oder im Rest der Schaltung gibt es ein Isolationsproblem).
Ist so weit alles gut, wird das Gerät abgeschaltet, dabei unbedingt daran denken, dass der Elko jetzt die Spannung von ca. 300V noch stundenlang halten kann! Das gilt auch, wenn man das Gerät mit eingebauten Röhren nur kurz einschaltet, so dass die Röhren kalt bleiben und daher keinen Strom ziehen. Um den Elko wieder zu entladen, kann man am Gleichrichter den Plus- und Minuspol miteinander verbinden, dann entlädt sich der Elko langsam über den 100kOhm-Widerstand (Achtung!!! Wenn der Widerstand wieder entfernt ist, darf man das nicht machen, sonst gibt es einen Knall und Schäden, Elko nie mit einem direkten Kurzschluss entladen). Während der ganzen Prozedur ist sicherzustellen, dass niemand in die Nähe kommt, die Spannungen sind lebensgefährlich.
Falls der Strom zu hoch bleibt, hängt man als erstes die vom Siebelko (das ist der andere Elko im Becher) wegführende Leitung ab, so dass kein Strom in die restliche Schaltung abfliessen kann (Achtung! erst Spannung messen, um sicher zu sein, dass der Elko nicht geladen ist!). Sinkt dann der Strom (allenfalls nach längerer Wartezeit) auf unter 0.1mA, liegt der Fehler in der restlichen Schaltung, meistens ist da ein ERO-Papierkondensator schuld. Es bleibt noch anzumerken, dass es ein paar wenige Schaltungen gibt, die Spannungsteiler von der Betriebsspannung auf Masse verwenden, in diesem Fall fliesst natürlich Strom.
Wenn so weit alles gut ist, können die Röhren wieder an ihren Platz und ein Funktionstest erfolgen. Jetzt sollte auch geprüft werden, ob die Anode der EL84 (das grosse von aussen sichtbare Blech) auch nicht andeutungsweise glüht. Weiter wird die Spannung am Pluspol vom Gleichrichter gemessen, die Spannung sollte dem Wert im Schaltplan entsprechen oder wenn keiner vorhanden ist, ist ein Wert von ca. 270V ok. Wesentlich zu tiefe Spannung deutet auf einen defekten Gleichrichter oder ein zu hoher Strom durch die EL84, wenn dort der Koppelkondensator oder der Elko von der Kathode auf Masse defekt sind.
Die Frequenzdrift auf UKW kommt vermutlich davon, dass die Elkos noch viel Leckstrom ziehen und so die Spannung langsam ansteigt. Ansonsten geht im UKW-Teil so gut wie nie etwas kaputt (ausser vielleicht die Röhre).
Weiter sollte das Gerät entstaubt werden, so wie es im Kompendium steht, sonst besteht die Gefahr von Überschlägen, insbesondere wenn es feucht ist. Auch allfälligen Schmutz zwischen den Platten der Drehkondensatoren wegblasen (nur blasen, sonst besteht die Gefahr, dass die Platten verbogen werden).
Immer daran denken: Die Betriebsspannung in Röhrenradios ist lebensgefährlich und die Elkos können diese Spannung stunden- oder gar tagelang halten! Daher immer Spannung messen (z.B. vom Pluspol des Gleichrichters auf das Chassis), bevor man im Inneren etwas anfasst.
Gruss HB9
|
|
|
|
04.09.16 19:22
nobbyrad58 WGF-Premiumnutzer
|
04.09.16 19:22
nobbyrad58 WGF-Premiumnutzer
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo Zusammen!
Das mit dem Formieren von HV Elkos ist doch eher was für "alte Hasen". Ich würde und habe in der Praxis diese Netzteil Elkos durch neue ersetzt. 2 X 47 µF mind. 350 Volt. Das oben beschriebene Verfahren ist schon kompliziert und wie soll man ohne C Meter wissen ob die Kapazität noch da ist? Meine Erfahrung ist bei alten Elkos: Kleiner Leckstrom = zu geringe Kapazität. Richtige Kapazität = zu hoher Leckstrom. Man sollte es Chris möglichst einfach machen, also Netzteil in Ordnung bringen, kaputte Papierkondensatoren ersetzen. Röhren und Widerstände prüfen soweit möglich bei Röhren und dann evtl. vorsichtiges Nachstimmen der HF Sektion. Wie geschrieben dafür reicht ein einfaches DMM ohne C Messbereich, bei einfachen DMM ist dieser Bereich mehr als Lottozahlengenerator zu gebrauchen.
MFG Nobby
|
|
|
04.09.16 19:49
HB9 WGF-Premiumnutzer
|
04.09.16 19:49
HB9 WGF-Premiumnutzer
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo zusammen,
die Netzteil-Elkos vorsorglich ersetzen ist natürlich die sicherste Methode, wenn man in der Bauteil-Analyse nicht so bewandert ist. Dann sollte man aber gleich auch den Elko im Ratiodetektor und in der Kathodenleitung der Endstufe ersetzen, denn diese sind viel wahrscheinlicher nicht mehr gut.
Meine Erfahrung bei den Netzteil-Elkos war bisher, dass alle nach Formierung wieder gut waren (alles Nachkriegsmodelle ab 1950). Kapazitätsverlust zeigte keiner (ist auch nicht kritisch, gibt einfach Brumm), und nach ein paar Stunden Formierung hatte keiner mehr als 0.1mA Leckstrom bei 320V. Man muss den Elkos nur genug Zeit lassen. Die 'kleinen' Elkos (Ratiodetektor, Transistorschaltungen) geben viel mehr Probleme, da sie wegen dem kleinen Volumen schneller austrocknen. Allenfalls ist die Situation bei DDR-Produkten anders, die kenne ich nicht.
Gruss HB9
|
|
|
05.09.16 00:10
Wolle WGF-Premiumnutzer
|
05.09.16 00:10
Wolle WGF-Premiumnutzer
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo HB9.
Bei Elkos aus der Fertigung der DDR gibt es die gleichen Probleme bei Niedervolt - Elkos. Berüchtigt sind die weißen Elkos im Plastgehäuse (Schneemänner) Hier gibt es drei Fehlermöglichkeiten, Kurzschluss, Kapazitätsverlust, austretendes Elektrolyt an den Anschlussdrähten. Die Nachfolger im schwarzen Aluminiumbecher (Frolyt) sind von höherer Qualität und sind auch Schaltnetzteilfest. Bei Hochvoltelkos der sechziger Jahre aus DDR - Produktion sind mir Kapazitätsverlust und austretendes Elektrolyt am Überdruckventil bekannt. Das Problem "keine Kapazität" gab es bei Hochvoltelkos aus Sonneberg (SONRA). Ansonsten waren die Hochvoltelkos kaum fehlerhaft.
Mit vielen Grüßen. Wolle.
|
|
|
05.09.16 12:41
Cyrix71 WGF-Einsteiger
|
05.09.16 12:41
Cyrix71 WGF-Einsteiger
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo zusammen,
dann werde ich mich jetzt mit den ERO Papierkondensatoren auseinandersetzen und schauen, dass ich für diese Ersatz bekomme. Wenn die ausgetauscht sind, sehe ich weiter. Nochmal zurück zum formieren...dies formieren gilt nur für alte Kondensatoren und nicht für neue und dann auch nur für so genannte Elkos?
Viele Grüße Chris
Nachtrag: Ich habe einen Schaltplan von einem Sinfonia UKW spitzensuper 4R. Dieses Radio hat einen Lautsprecher mehr für den Raumklang. Hat einer von euch zufällig einen Schaltplan für mein Gerät ? Letztlich würde Ich mal behaupten, beide Geräte sind gleich, bis auf die Endstufe zu den Lautsprechern hin. Aber das ist eher eine Vermutung....
Zuletzt bearbeitet am 05.09.16 13:14
|
|
|
05.09.16 13:14
HB9 WGF-Premiumnutzer
|
05.09.16 13:14
HB9 WGF-Premiumnutzer
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo Chris,
zum Formieren: das ist richtig. Man muss nur Elkos formieren und auch nur dann, wenn sie an Spannungen über etwa 50V betrieben werden und schon jahrelang ohne Spannung herumlagen. Neue Elkos kann man sofort betreiben, ebenso auch Elkos in Geräten, die regelmässig benutzt werden (mehrmals pro Jahr).
Noch was zur Sicherheit: die bereits einseitig abgehängten Kondensatoren auf der Primärseite des Netztrafos müssen unbedingt entfernt und allenfalls durch Y-Kondensatoren ersetzt werden. Hier hatte offenbar schon mal jemand herumgebastelt, aus diesem Grund solltest du prüfen, dass das Netzkabel nur via Schalter und Sicherung zur Primärseite des Trafos führt und sonst keinerlei Bauteile vorhanden sind, insbesondere keine, die auf das Chassis führen, sonst wird es gefährlich. Auch die Lötstellen und Kabelisolationen auf Schäden prüfen. Die Sicherung sollte auch auf den korrekten Wert geprüft werden (korrekter Wert steht normalerweise auf der Rückwand oder beim Sicherungshalter), sie könnte ebenfalls durch eine falsche ersetzt worden sein.
Gruss HB9
|
|
|
05.09.16 14:34
nobbyrad58 WGF-Premiumnutzer
|
05.09.16 14:34
nobbyrad58 WGF-Premiumnutzer
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo Chris!
Google mal nach Greatz Sinfonia Schaltplan. Es gibt da eine Verlinkung zu einer niederländischen Buizenradio Seite. Zur Formierung, das ist meine Meinung, ich würde es lassen und neue Kondensatoren nehmen. Der Grund ist der doch sehr spezielle Ausgangsübertrager mit Brummkompensationswicklung. Damit das richtig funktioniert müssen beide "Hälften" des Elkos ziemlich gleiche Werte haben. Auch über einen Ersatz des Selengleichrichters durch einen neuen Si Gl. sollte man nachdenken, denn bei einem Defekt könnte der AÜ auch in Mitleidenschaft gezogen werden. Dieser ist durch einen anderen heutigen AÜ nicht 1:1 zu ersetzen, das ist das wertvollste Bauteil in diesem Radio. Wie gesagt das ist meine Meinung, es gibt da ja noch andere Sichtweisen.
MFG Nobby
|
|
|
06.09.16 20:58
Cyrix71 WGF-Einsteiger
|
06.09.16 20:58
Cyrix71 WGF-Einsteiger
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo zusammen,
viel Dank für die ganzen Tipps von euch. Wie versprochen, reiche ich heute nach, welches Messgerät mir zur Verfügung steht. Es ist ein Gossen Metrahit 15S. Röhren kann man damit wohl nicht messen, wobei ich auch nicht davon ausgehe, dass sie das Problem sind. Einen Schaltplan für genau mein Radio konnte ich nicht finden. Das scheint recht schwierig zu sein. Professor Google brachte jedenfalls nichts zu Tage.
Viele Grüße Chris
|
|
|
06.09.16 21:57
wumpus Administrator
|
06.09.16 21:57
wumpus Administrator
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Hallo Chris,
welches genaues Sinfonia-Modell ist das?
Gruß von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
"Vom Mund zum Ohr auf dem Strahle der elektrischen Kraft!"
|
|
|
07.09.16 00:12
Cyrix71 WGF-Einsteiger
|
07.09.16 00:12
Cyrix71 WGF-Einsteiger
|
Re: Graetz Sinfonia UKW spitzensuper
Es ist ein Graetz Sinfonia UKW spitzensuper. So stehtves hinten auf der Abdeckung.
|
|
|
|
1 2 3
|
1 2 3
|