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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)
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18.12.18 13:00
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

18.12.18 13:00
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Hallo zusammen,

das hier gezeigte Kofferradio "Körting Tourist KS6230B" aus den Jahren 1937 und 1938
ähnelt im Aufbau dem "Nora K69" oder "Braun BKS36 / 237" und ist mit den Abmessungen
42 x 34 x 19 cm und 15 kg (ohne Batterien 9,5 kg) ein echtes Schwergewicht und ein "echtes"
Kofferradio. Im Gegensatz zum "Olympiakoffer DOK37" ist es ein richtiger Superhet mit guter Regelung.

https://www.radiomuseum.org/r/korting_to...38_ks6230b.html

und hier im WGF (@wumpus: Bilder können verwendet werden)

http://www.welt-der-alten-radios.de/auss...ios-1-1343.html

Zitat aus den Originalunterlagen:

"Prinzip: Fünfröhren-Superhet mit Rahmenkreis, Oszillatorkreis, einem ZF-Bandfilter
und einem ZF-Kreis

Wellenbereiche: 500-1500 kHz (200-600m), 150-300 kHz (1000-2000m)

Kreiszahl: 5, davon 3 im ZF-Teil

Schaltung: Der Eingangskreis, durch zwei getrennt einschaltbare bzw. kurzschließbare
Rahmenwicklungen gebildet, liegt am 4. Gitter einer Achtpol-Mischröhre
(Okthode), an deren 1. Gitter der vom 2. her erregte Oszillatorkreis angeordnet
ist. Über ein zweikreisiges ZF-Bandfilter folgt die ZF-Stufe, eine Fünfpol-
Regelröhre (HF-Exponential-Penthode), über einen weiteren ZF-Kreis in Drossel-
Kondensator-Kopplung der Empfangsgleichrichter mit Doppel-Zweipolröhre, dessen
eine Strecke die NF und dessen andere die Schwundregelspannung erzeugt.
Es folgt der dreistufige NF-Verstärker, bestehend aus einer CW-gekoppelten
Fünfpol-Schirmröhre (HF-Penthode), einer CW-gekoppelten Dreipol-Treiberröhre
und einer transformatorisch angekoppelten Doppel-Dreipol-Endröhre (Doppel-
Triode) in B-Schaltung

Zwischenfrequenz: 470 kHz = 639 m

Lautstärkeregelung: Selbsttätig durch Beeinflussung der 1. und 2. Röhre; von Hand durch
Regelung der dem NF-Teil zugeführten NF-Spannung

Klangfarbenregelung: Stetig veränderlich durch Regelwiderstand und Kondensator an der
Anode der Vorröhre

Endleistung: 2 Watt

Röhrenbestückung: KK2, KF3, KB2, KF4, KC3, KDD1

Sicherungen: 2 Stück 200mA; Nr. 10615, Größe 30 x 7 mm

Batteriespannungen: Heizbatterie 2 Volt, Anodenbatterie 120 Volt

Leistungsverbrauch: Heizstrom = 0,77 Ampere, Anodenstrom = etwa 15 mA Ruhestrom

Verschiedenes: Eingebauter permanentdynamischer Lautsprecher

Hersteller: Dr. Dietz & Ritter G.m.b.H., Leipzig = O 27,
jetzt Körting-Radio-Werke Oswald Ritter"

Zitat Ende

Eine Reklame aus dem Radio Amateur im März 1939 zitiert den "Radio Händler",
Heft 6/1938: "Man weiß heute, daß es keinen Koffersuper auf der Welt gibt, in dem
alle Forderungen des Hochfrequenzfachmannes und des musikalisch anspruchsvollen
Hörers besser erfüllt sein könnten."

Solche Aussagen machen mich neugierig ...

Der Käufer musste 256,50 Reichsmark auf den Tisch legen und noch in die Heiz- und
Anodenbatterie investieren.











Datei-Anhänge
Körting Tourist - ohne Bespannstoff und Knopfschalen.jpg Körting Tourist - ohne Bespannstoff und Knopfschalen.jpg (535x)

Mime-Type: image/jpeg, 136 kB

Körting Tourist 1938 - Skala.jpg Körting Tourist 1938 - Skala.jpg (373x)

Mime-Type: image/jpeg, 198 kB

Körting Tourist - Chassis.jpg Körting Tourist - Chassis.jpg (415x)

Mime-Type: image/jpeg, 267 kB

Körting Tourist 1938 - Chassis unten vorher.jpg Körting Tourist 1938 - Chassis unten vorher.jpg (372x)

Mime-Type: image/jpeg, 543 kB

Körting Tourist - Rückwand.jpg Körting Tourist - Rückwand.jpg (308x)

Mime-Type: image/jpeg, 248 kB

Körting Tourist - Aufkleber.jpg Körting Tourist - Aufkleber.jpg (372x)

Mime-Type: image/jpeg, 299 kB

apollo, Debo, wumpus, Airwaves, laurel1 und Vorkreis gefällt der Beitrag.
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Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
18.12.18 13:05
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

18.12.18 13:05
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Die Restaurierung dieses Radios erforderte einige Geduld. Auf den üblichen Tausch der
Teerkondensatoren, die sich in ihrem Wert fast verdoppelt haben und nur noch mangelnde
Isolationswiderstände aufwiesen, und der beiden Elkos gehe ich nicht weiter ein. Ich war
erstaunt, dass jemand in dem aus dem Jahr 1938 stammenden Gerät bereits 10 bis 15 Jahre
später die Elkos - mit Baujahr 1948 - tauschen musste. Original waren Typen mit quadratischem
Querschnitt und gelber Papierummantelung verbaut, die ich zuvor nie gesehen habe.

Das mit Kunstleder bezogene Holzgehäuse zeigte Wurmbefall und war am Platz der offenen
Bleibatterie durch Säure beschädigt. Wenn jemand diese kleinen, scharfkantigen 1 mm Löcher
entdeckt, dem kann ich nur raten, sie mit Holzkit zuzuschmieren und nach 48 Stunden nach-
zusehen, ob sich etwas verändert hat. Meistens ja, und hier hilft nur eine Wärmebehandlung:
Eine Stunde mit 55 Grad oder 2,5 Stunden mit minimal 48 Grad Celsius. In die Sonne legen
nützt nichts, die Tierchen krabbeln in ihren Kanälen an die kälteste Stelle und haben so eine
Überlebenschance. Ich habe den Backofen mit Umlufteinstellung bei 70 Grad gewählt. Um
Holzrissen vorzubeugen wäre aber die feuchte Sauna besser. Auch die Holzfrontplatte
zeigte Wurmbefall, sodass das ganze Radiochassis für 2 Stunden bei 70°C in den Backofen
ging. Dadurch setzte sich der Friktions-Drehkoantrieb bombenfest, konnte aber nach
Herausdrehen der "Bremsnippelschraube" und Einspritzen von Kriechöl wieder flott gemacht
werden.

Ein Niet des Wellenschalters war ausgerissen und musste mit einer M2 Schraube ersetzt
werden. Der "Schleifer" des Lautsprecher-Potentiometers arbeitete ursprünglich mit einem
Quecksilbertropfen und musste mit einer passenden Kugellager-Kugel repariert werden. So
etwas habe ich bisher auch noch nie angetroffen.

Die Abdeckung der urspünglichen Anodenbatterie "EAG Perplex" konnte ich weiter verwenden.
Eine zurechtgezimmerte Sperrholzbox beherbergt nun 24 Flachbatterien a 4,5V. Die sind im
Instustrie-Zehnerpack gar nicht mal so teuer. Im Neuzustand ergeben sich knapp 120V, und
nach Erreichen der Entladeschluss-Spannung dürfte die Spannung kaum unter 100 Volt fallen.
Während die Anodenbatterie mit der Kapazität von 6Ah das Original übertreffen dürfte,
ist der Heizakku mit 10 Ah nur knapp halb so gross und müsste nach 12 Stunden nachgeladen
werden. Das ist aber kein Problem, denn so häufig wird das Gerät nicht laufen, obwohl es
aufgrund der beiden Rahmenantennen und dem wohlklingenden Lautsprecher schon saugut
spielt, und die Empfindlichkeit nur selten die Aussenantenne erfordert.

Es ist noch erwähnenswert, dass man für eine erfolgreiche Restaurierung des Körting
Tourist auch den für LW/MW abgeschirmten und umschaltbaren Eingangs-/Oszillatorkreis
demontieren und öffnen muss. Bei der Prüfung der Komponenten fiel auf, dass der Gitter-
ableitwiderstand zum Gitter 1 der Mischröhre unterbrochen und der 1000cm Teerkonden-
sator erwartungsgemäss fehlerhaft war. Zur Einstellung des Gleichlaufs zwischen Eingangs-
kreis und Oszillator wird der Kreisinduktivität eine geschlitzte Alu-Scheibe dem Kern
über ein Gewinde angenähert. Eine der beiden Scheiben (hier LW) hatte sich gelöst und
erlaubte keinen Abgleich mehr. Die beiden Glimmer-Keramiktrimmer sind hochwertig und
sollten dauerhaft funktionieren. Sie haben eine Endkapazität von 60pF, wobei dem Lang-
wellenkreis ein 200pF-Fest-Rohrkondensator parallel liegt. Ich erwähne das, weil das
aus den Schaltplänen nicht hervorgeht. Die Kreisinduktivitäten betragen 140+80 µH,
die Koppelwicklungen in der Summe zum Gitter 2 etwas über 10µH.

Auch im zweikreisigen ZF-Bandfilter zwischen der KK2-Mischröhre und der KF3-ZF-Stufe
befindet sich eine R/C-Kombination aus einem 10nF-Teerkondensator und 100kOhm Widerstand.
Ein Tausch des Kondensators ist obligatorisch und der Widerstand sollte auch geprüft
werden, meiner hatte ebenfalls eine Unterbrechung.

Besonders fiel ein Elko auf, der zwischen der Kathode des Duo-Gleichrichters KB2
und Masse geschaltet war und in keinem der verfügbaren Schaltbildern zu finden war.
Dieses Bauteil stammte mit Sicherheit aus der Erstbestückung im Jahr 1938.
Die Beschriftung auf dem Gehäuse war bereits verblichen, gemessen habe ich ganze
100 nF an Kapazität bei einem Verlustfaktor von 12%. Größten Raum nahmen die
Patentnummern ein: D.R.P. 498704, D.R.P. 647242 und D.R.M. 809/4. Mit größter Mühe
konnte "4MfD" und "Arbeitsspg. 6V" entziffert werden.

Es bleiben noch 2 Probleme offen: Auffinden eines passenden Lautsprecherbespannstoffs
Mitte Januar in Polen und M3,5 Madenschrauben für die alten Drehknöpfe. Wenn alles
fertig ist, kommt noch ein Abschlussfoto.











Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 17.03.19 19:38

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Körting Tourist - Chassis unten nachher.jpg Körting Tourist - Chassis unten nachher.jpg (402x)

Mime-Type: image/jpeg, 321 kB

Körting Tourist - hinten.jpg Körting Tourist - hinten.jpg (388x)

Mime-Type: image/jpeg, 244 kB

Anodenbatterie Perplex.jpg Anodenbatterie Perplex.jpg (324x)

Mime-Type: image/jpeg, 114 kB

Anodenbatterie Perplex Seite.jpg Anodenbatterie Perplex Seite.jpg (333x)

Mime-Type: image/jpeg, 148 kB

Körting Tourist - Eingangsfilter Rückseite.jpg Körting Tourist - Eingangsfilter Rückseite.jpg (369x)

Mime-Type: image/jpeg, 294 kB

19.12.18 14:12
wumpus 

Administrator

19.12.18 14:12
wumpus 

Administrator

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B) mit Nachtrag

Hallo Walter,

habe auch Fotos von Dir in meine Museums-Seite zum Tourist 38 zugefügt:

http://www.welt-der-alten-radios.de/auss...ios-1-1343.html

Übrigens hat das Gerät (laut Schaltbild) drei Versorgungsspannungen: 120 V, 2 V und 4,5 V (für Gitter 1 der KC3).

Nachtrag: Im Großhandelskatalog wird "Anschluß für Aussenentenne" erwähnt, im Schaltbild aber nicht erkennbar. Kannst Du was dazu sagen?

Nachtrag 2: Sehe ich das richtig? Die Rahmenantennen sind im Rückwandteil?




Grüße von Haus zu Haus
Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)

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https://www.youtube.com/user/MyWumpus

Zuletzt bearbeitet am 19.12.18 15:59

19.12.18 16:51
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

19.12.18 16:51
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Hallo Rainer,

die dritte Versorgungsspannung war Bestandteil der Anodenbatterie und ist im Prinzip verzichtbar. Sie gibt lediglich auf den NF-Treiber mit der KC3 eine negative Vorspannung und reduziert bei voller Anodenspannung die gesamte Ruhestromaufnahme um 5 mA. Ich habe eine separate 4,5V-Flachbatterie (Alkali-Mangan) spendiert, und die Ruhestromaufnahme reduzierte sich von 15 auf 10mA. Das Radio spielt gut mit einer Anodenspannung zwischen 80 und 120 Volt. Es ist also möglich, eine Anodenbatterie von 100V zu nehmen und die C-Batterie wegzulassen. Bei normalen Lautstärken hört man auch keinen Unterschied im Klirren. Ich habe mich zuerst um das Gehäuse gekümmert und alle Spannungen auf Buchsen gelegt. Hätte ich das Verhalten des Radios früher kennengelernt, hätte ich eine 3,6V-Lithium-Zelle verwendet, denn die Flachbatterie, die ja mit keinem Strom belastet wird, hat eine Leerlaufspannung von fast 5 Volt. 0,1V weniger Heizspannung wirken sich deutlicher aus als 10 Volt Anodenspannung.

Die getrennten Rahmenantennen sind ein wirklicher Pluspunkt des Radios. Der Langwellen-Rahmen ist wesentlich kleiner als der Mittelwellenrahmen und in der Holzfrontplatte des Radios versteckt (L = 1975 µH). Daher ist die Empfindlichkeit hier eher durchschnittlich. Die grössere Rahmenantenne für Mittelwelle befindet sich im hinteren Klappdeckel (L = 179 µH, nach dem Backofen 194 µH!). Klappt man den Deckel herunter, dann ist der Empfindlichkeitsverlust nur geringfügig zu spüren. Natürlich habe ich den Abgleich bei aufgeklappten Rahmen vorgenommen. Es wurde übrigens nur schwer lötbare und wirklich robuste HF-Litze für die Rahmen verwendet.

Der Mittelwellenrahmen (21 Windungen) ist übrigens 10 Prozent vom kalten Ende auf die externe Antennenbuchse gelegt. Die Kapazität des Drehkos variiert zwischen 12 pF (Oszillator), 25 pF (Rahmen) und genau 500 pF.

Von allen meinen Radios der Vorkriegszeit ist dieser Körting in puncto Empfindlichkeit und Klanggüte das beste Gerät. Das waren also damals keine leeren Werbeversprechen. Man muss aber auch sehen, dass mit den Batterien bzw. Akku zwei Monatsgehälter eines Arbeiters zu bezahlen waren.


Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 20.12.18 17:20

19.12.18 17:22
HB9 

WGF-Premiumnutzer

19.12.18 17:22
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Hallo Walter,

ein hübsches Gerät, und die Trioden-Gegentakt-Endstufe ist ein eher exklusiver Luxus, insbesondere bei Batteriegeräten, wo der zusätzliche Heizstromverbrauch nicht unbedeutend ist. Körting hat einige sehr gute Geräte gebaut, mein Fernseher macht immer noch Spass, und der Syntektor steht noch auf der Wunschliste.

Was die Empfindlichkeit angeht, ist mein Biennophone 2066 (Jahrgang 1937) unschlagbar, insbesondere auf Langwelle. Mit der ein- und ausgangsseitig abgestimmten HF-Vorstufe ist das auch zu erwarten.

Gruss HB9

20.12.18 17:11
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

20.12.18 17:11
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Hallo HB9,

die Restaurierung deines Biennophone 2066 habe ich kommentarlos und interessiert
verfolgt:

http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/...=246&page=1

Ich bevorzuge eher den vorsorglichen Tausch der Kondensatoren und mache nur
bei frequenzbestimmenden Bauteilen und bei Rohr/Styroflex/Glimmer-Kondensatoren
eine Ausnahme. Ersatzröhren sind schwierig zu finden. Sollte aber Bedarf an einem
Austauschsatz bestehen, dann kann ich zu einem Schweizer, der in Frankreich lebt,
vermitteln. Die Selektivität dieses Gerätes ist zweifellos besser als beim Körting
Tourist, bei der Empfindlichkeit bin ich mir nicht sicher.

Der Heizstrom der Gegentakt-B-Endstufe (zero-bias!) mit der Röhre KDD1 ist mit
220 mA recht hoch. Die Treiberröhre KC3 ist genau auf die KDD1 zugeschnitten, hat
auch einen recht hohen Heizstrom von 200 mA und eine beträchtliche Anodenleistung,
weil die Endstufe in den Gitterstrom durchgesteuert werden muss. Der Treiber muss
also Leistung erbringen. Dafür konnte man im Eingang einiges an Heizleistung einsparen.

Eine kleine Revolution war nämlich 1935 die Entwicklung der KK2 (Oszillator/Mischer),
mit der erstmals überhaupt leistungsfähige Batterie-Superhets gebaut werden konnten.
Mit nur 130mA Heiz- und 3,5 mA Anodenstrom war eine hohe Mischverstärkung (bei Ri=2,5
bis über 10kOhm) mit der Möglichkeit zur Herabregelung bis 0,002 mA/V machbar. Auf eine
Vorröhre konnte jedenfalls auf LW/MW verzichtet werden.

Der Royal-Syntektor 55W dürfte das Maximum an möglicher Trennschärfe in FM (und nicht
nur in FM) bieten. Er würde mich auch interessieren, wenn die Frequenzvergabe der
letzten zwei Jahrzehnte mit den vielen 100W-Stationen nicht zu diesem jetzigen Chaos
geführt hätte. Ich habe hier eine freie Sicht nach Süden auf fast 100 km und konnte
früher bei Überreichweiten schweizer Radiostationen empfangen. Jetzt gibt es im ganzen
Band einen Geräuschpegel von fast 20dBµV aus dem Fernfeld.


Gruss
Walter

@wumpus: Du bist ein Retuschiermeister! Den mit Teppichband eingeklebten Holzklotz
habe ich bewusst drin gelassen. So lässt sich das Gerät gerade auf den Kopf stellen,
ohne die Skala zu beschädigen









Zuletzt bearbeitet am 22.12.18 13:44

Datei-Anhänge
Körting Tourist - Test an Aussenantenne.jpg Körting Tourist - Test an Aussenantenne.jpg (343x)

Mime-Type: image/jpeg, 191 kB

Körting Tourist - Front ohne Bespannstoff.jpg Körting Tourist - Front ohne Bespannstoff.jpg (278x)

Mime-Type: image/jpeg, 254 kB

Körting Tourist - Koffer geschlossen.jpg Körting Tourist - Koffer geschlossen.jpg (305x)

Mime-Type: image/jpeg, 76 kB

Körting Tourist - alter Bespannstoff.jpg Körting Tourist - alter Bespannstoff.jpg (310x)

Mime-Type: image/jpeg, 378 kB

Mögliche Alternative.jpg Mögliche Alternative.jpg (296x)

Mime-Type: image/jpeg, 117 kB

21.12.18 10:43
wumpus 

Administrator

21.12.18 10:43
wumpus 

Administrator

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Hallo zusammen,

was mir noch aufgefallen ist, ist die Gegentakt-B Schaltung, also nicht Gegentakt AB. B hat wohl einen etwas höheren Klirrfaktor, es kam also eher auf Lautstärke als Klangtreue an? Obwohl, beworben wurde das Gerät damals mit guter Klangqualität.

p.s. Bildretusche: Na ja, eigentlich wird jedes Foto von mir nachbearbeitet, gelingt mal mehr, mal weniger Oft macht die "Freistellung" die meiste Arbeit, weil Bildbearbeitungsprogramme nicht immer GUTE Automatiken anbieten, aber das ist ein weites Feld...


Grüße von Haus zu Haus
Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)

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Zuletzt bearbeitet am 21.12.18 10:48

21.12.18 10:57
wumpus 

Administrator

21.12.18 10:57
wumpus 

Administrator

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Hallo Walter,


schnell noch ein Nachtrag zum Thema Retusche: Ich habe Deinen Stoff schon repariert






Grüße von Haus zu Haus
Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)

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Zuletzt bearbeitet am 21.12.18 11:05

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tourist-38-big.jpg tourist-38-big.jpg (300x)

Mime-Type: image/jpeg, 122 kB

21.12.18 11:24
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

21.12.18 11:24
WalterBar 

WGF-Premiumnutzer

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Hallo Rainer,

ich bin wirklich beeindruckt. Wie schon berichtet, werden meine Frau und ich nächsten Monat ein paar polnische Stoffläden aufsuchen. Die gibt es dort noch reichlich. Mal sehen, ob ich an dein Exemplar herankomme.

Es ist wohl so, dass die reine Lehre bei einem Gegentakt-B-Verstärker von Verzerrungen ausgeht. Allerdings habe ich davon nicht die Spur hören können, als ich in einem ersten Test nur die KC3 und KDD1 in Betrieb genommen habe. Ich habe ein UKW-Signal eingespeist und war - trotz akustischem Kurzschluss (auch nach der reinen Lehre) - sofort von der Audio überzeugt. Leider habe ich versäumt, den Ruhestrom der KDD1 (zero-bias!) zu messen. KC3 und KDD1 nahmen bei 100V Anodenspannung und -Ug1/KC3=4,5V zusammen genau 6 mA auf.




Gruss
Walter

Zuletzt bearbeitet am 14.01.19 13:45

Datei-Anhänge
Körting Tourist - erster Test des NF-Teils.jpg Körting Tourist - erster Test des NF-Teils.jpg (271x)

Mime-Type: image/jpeg, 418 kB

22.12.18 11:01
HB9 

WGF-Premiumnutzer

22.12.18 11:01
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Kofferradio Körting Tourist 1938 (KS6230B)

Hallo zusammen,

eine Gegentakt-B-Endstufe ist klirrfaktormässig zwar etwas weniger gut als eine Gegentakt-A-Endstufe, aber immer noch viel besser als eine Eintakt-Endstufe. Die geradzahöigen Harmonischen heben sich prinzipbedingt auf, und damit der grösste Anteil des Klirrfaktors bei FET- und Röhrenendstufen (erste Oberwelle). Allerdings ist der Klirrfaktor bei B-Einstellung recht stark vom tatsächlichen Ruhestrom abhängig, zudem auch von der Steilheit und Linearität (also der Genauigkeit des Gitters) abhängig. A-Betrieb ist da weniger anfällig, auch Asymmetrie macht sich im B-Betrieb störender bemerkbar. Dass Gegentakt-B-Betrieb eine gute Sache ist, zeigen ja die HIFI-Transistorverstärker, die sind bis auf sehr wenige Ausnahmen auf B-Betrieb eingestellt, allenfalls AB, wobei der A-Betrieb schon bei 0.1W Ausgangsleistung aufhört. Mit einer Gegenkopplung kann das Ganze dann noch verbessert werden.

Den guten Klang und die für ein Batteriegerät hohe Ausgangsleistung bekommt man aber nicht gratis, der Heizstrom ist doch recht hoch. Eine "normale" Leistungspentode anstelle der Treiber- und Endtrioden wäre da einiges sparsamer, die KL4 als Beispiel begnügt sich mit 150mA Heizstrom und bringt immerhin 0.4W.

Noch was zum Syntektor: Hier interessiert mich vor allem der Synchro-Oszillator sowie der kompromisslose AM- und NF-Teil. Der Körting ist sozusagen die Vereinigung vom Biennophone "Celerina" (UKW) mit dem Albis 494 (AM und NF). Aber Walter hat schon recht: vorerst ist auf UKW so viel Chaos, dass die guten Empfänger ihre Qualitäten gar nicht zeigen können (oder nur unter speziellen Bedingungen wie in meinem "Bunker").

@Walter: Ich habe Kondensatoren bezüglich Tausch in Gruppen unterteilt:
- Elkos: werden formiert und nur bei zu hohem Leckstrom oder mangelnder Kapazität ersetzt
- Keramik, Kunststoff-Folie (Styroflex, MKT, hellbraune Philips): werden nur bei tatsächlichem Defekt (sehr selten) ersetzt
- Papier: Mit Ausnahme der "Condensateur Fribourg" werden sie ersetzt

Neben dem Kondensatortyp kommt es auf den Einsatzort an. Abblockkondensatoren parallel zu den Elkos sowie die Koppelkondensatoren im NF-Pfad zwischen Gitter und Anode werden immer ersetzt, ausser es sind Kundststoff-Folienkondensatoren von bekannt guter Qualität wie die hellbraunen Philips, da hier folgenschwere Schäden bei einem Kurzschluss oder sogar ein Brand resultieren kann.

Gruss HB9

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