Hallo an alle, habe einen Grundig 380W, der (noch) nichts von sich gibt. Es ist anscheinend - bis auf den Netzstecker? - alles original. Aufkleber von Grundig auf allen Abschirmbechern (einer ist lose), keine sichtbar ausgetauschten Teile. Ob die ein oder ander Röhre schon mal ersetzt wurde, kann ich nicht beurteilen. Die 4 Stahlröhren (alles gleiche Charge Telefunken Röhrenwerk Brln) sind wahrscheinlich original, die Gleichrichterröhre AZ11 scheint erneuert zu sein, die NF Triode/Tetrode ECL 11 (Funkwerk) möglicherweise auch.
Mein Wunsch ist, dass das Gerät mit den geringst möglichen Eingriffen wieder spielt und technisch i.O. ist. Änderungen sollen reversibel sein und dokumentiert werden, falls sich ein Profi später noch einmal daran machen sollte. Der äußere Zustand (abgeplatztes Furnier, kleine Abplatzungen an den Drucktasten, verzogene Papprückwand usw.) ist zwar bedauerlich, die auf der Unterseitenabdeckung aufgeklebte Schaltzeichnung ist gottseidank erhalten.
Eine netzseitige Stromaufnahme (die defekte Sicherung zur Sicherheit erstmal mit Widerstand überbrückt) war da, aber sehr gering. Die Skalenlampen (2x 7V/0,3A) sind schwarz, ersetze ich erstmal mit 6V/100mA, weil nichts anderes da ist. Alle Röhren werden warm, die Heizkreise funktionieren also. Zunächst habe ich die Spannungsversorgung geprüft, mögliche Kurzschlüsse, Widerstands- und Kontaktprobleme. Siehe da: der zweite Ladeelko hat einen Kurzschluss, der 1kOhm Siebwiderstand nach der Siebdrossel im NF Ausgangsübertrager hat seine Farbe verraucht und ist tot. Jetzt müssen diese Teile erst einmal ersetzt werden (Bild).
Die Doppeldiode AZ11 (was für eine beeindruckende alte Dame!) zeigt auf dem Oszi (Masseleitung und Tastspitze je mit spannungsfesten Kondensatoren in Reihe) schon mal einen schönen 100 Hz Sägezahn Restwelligkeit. Jetzt kanns also losgehen und ich werde eure Hilfe dankbar annehmen, wenn ich nicht weiterkomme.
!!!
Fotos, Grafiken nur über die
Upload-Option des Forums, KEINE FREMD-LINKS auf externe Fotos.
!!! Keine
Komplett-Schaltbilder, keine Fotos, keine Grafiken, auf denen
Urheberrechte Anderer (auch WEB-Seiten oder Foren) liegen! Solche Uploads werden wegen der Rechtslage kommentarlos gelöscht!
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
Den Beitrag-Betreff bei Antworten auf Threads nicht verändern!
Ersetz den 1k durch einen neuen, möglichst NICHT mit höherer Belastbarkeit, da dieser sozusagen auch die Lebensversicherung für die wertvollen Dinge (AZ1, Netztrafo) ist (da ist keine Sicherung). Ersetz den 8µF
Klemm ein Taschenvoltmeter über den 1k, pro mA Stromaufnahme des Radios ist da genau 1V abzulesen. Schau dir die Daten der Endröhre an, der Gesammt-Strom sollte max. 10mA höher sein als das was sie mag. Liegt er deutlich höher mach sofort wieder aus und such weitere Fehler.
Tip: Ein Skalenbirnchen 0,1A ist eine gute Sicherung für die Hochspannungswicklung des Trafos, ich nehm sowas gern beim Testen dazu. Wenn es schwach glimmt sind gute Werte da. (das funktioniert nur bei Röhrengleichrichtung, hier gehts also)
Hallo Martin und alle Interessierte, der Tipp mit der 100 mA Skalenlämpchen als "Sicherung" ist gut, allerdings habe ich das erst richtig verstanden, als die Endröhre bereits 100 Grad hatte!!
Nachdem ich gute und stabile Werte (unter 30 mA) über dem ersetzten 1 kOhm (2W) gemessen und am ersetzten zweiten Siebelko auch etwa Sollspannung (250 V) hatte, meinte ich, das passt schon. Dann habe ich geprüft, ob die Oszillatorstufen schwingen. Dazu (ohne Antenne) die Messspitze vom Oszilloskop in die Nähe der Drucktastenreihen gehalten: Ja, alle AM Stufen (LW, 2x MW, 3X KW) schwingen und lassen sich durchstimmen, große Freude! Mit UKW gings noch einfacher: Taschenempfänger in 1 m Abstand auf Rauschen gestellt und am Grundig durchgestimmt - ja super Empfang, stabil, nichts läuft weg. Das Magische Auge hat zwar altersschwache Leuchtkraft - aber immerhin. Allerdings hätte dennoch die ECL 11 abgeraucht sein können, Glück gehabt.
Jetzt werde ich erstmal bei der NF Stufe weitermachen. Der Koppelkondensator Triode zum Gitter der Tetrode ist von 25 nF auf gemessen 66 nF angestiegen, weitere Stichproben der Kondensatoren lassen nichts gutes ahnen (20 anstelle 100 nF, 360 anstelle 250 nF usw.), man weiß es ja, aber wills eben doch nicht wahrhaben. Das könnte doch noch ein längeres Projekt werden.
Das Glühlämpchen ist jetzt in die Speiseleitung nach der AZ11 eingebaut (Bild). Die Stromaufnahme (Soll ca. 60 mA) steigt nach dem Einschalten allmählich, bei 75 mA habe ich ausgeschaltet.
Hallo zusammen, der Hauptfehler ist gefunden. Beim Messen der Gittervorspannungen der NF Doppelröhre fiel es auf: der Koppelkondensator Anode der Triode zum Gitter der Endtetrode (ECL11) muss unter Spannung einen Leckstrom gehabt haben. Daher steuerte die Endstufe voll durch. Mit dem Ersatz war sofort guter satter UKW Empfang im Lautsprecher, alle AM Bereiche funktionieren auch gut. In 12 Stunden Dauerbetrieb hatte das Radio keine Senderdrift. Jetzt kann es entspannt mit der Kür der Überprüfung weitergehen.
Das muss seiner Zeit ein wirklich gutes Radio gewesen sein, 450 DM war die stolze Preisempfehlung. Interessant auch, dass man von Rundfunkempfang (AM) und von UKW Empfang (FM) sprach, als hätte UKW nichts mit Rundfunk zu tun. UKW kam halt zum "normalen Rundfunk" neu dazu. Hier die eingebaute UKW Antenne mit Anpassung (Bild).
schön das Du den Fehler gefunden hast. Ein tolles Gerät. Der Preis war damals bestimmt ein Monatslohn ! Die Antenne finde ich nun wieder spannend. Ich sehe nur noch überall 300Ohm Flachbandleitung
Die Anpassung kann man auf Deinem Bild nicht genau erkennen. Da ist eine große Wicklung zu sehen. Es ist doch eine Anpassung von 75 auf 300 Ohm? Geht das Kabel auch auf einen externen Stecker um eine Zusatzantenne anzuschließen? Bei meinem Grundig 3097 ist das so. Der offene Dipol ist dort auch im Gehäuse aus Alu aufgeklebt. Wirkt aber größer.
regency:der Koppelkondensator Anode der Triode zum Gitter der Endtetrode (ECL11) muss unter Spannung einen Leckstrom gehabt haben.
deshalb ziehe ich vor der (richtigen) Inbetriebnahme eines alten Radios zuerst alle Röhren (außer Gleichrichter) und messe nach dem Einschalten an allen Steuergittern die Spannung gegen Masse. Unter diesen extremen Bedingungen (maximal mögliche Anodenspannung wie beim Hochheizen) fallen Leckströme von Kondensatoren ebenso wie höchstohmig gewordene Gitterableitwiderstände besonders gut auf. Erst, wenn alle Steuergitter <=0V vorweisen können (außer in wenigen Spezialfällen, wo postive Gitterspannungen schaltungsbedingt nötig sind), kommen die Röhren wieder rein.
Hallo zusammen, Joe, hier ist die Antenne nochmal etwas größer (Ich musste auch gleich an dein Helixprojekt denken). Der Stecker und wahrscheinlich auch die Konstruktion stammt von Kathrein. Fast 50 Jahre später, Ende der 90er hat der kurzzeitig Grundig mitübernommen. In den Annalen von Grundig steht auch noch, dass damals, 1950 also, ein Rundfunkmechaniker eine Mark die Stunde verdiente...
Danke für den Tipp mit dem Röhrenziehen vor Inbetriebnahme, Ingo. Werde ich das beim nächsten Mal auch so machen. Das vermindert das Risiko, eine wertvolle Röhre zu killen. Im "Leerlauf" kommen zwar ziemlich hohe Spannungen vor (450 V), aber das tun sie ja schließlich kurzzeitig auch beim Hochfahren. Man darf halt nicht zu lange brauchen beim Messen wegen der begrenzten Spannungsfestigkeit der alten Teile.
Die Maße der Antenne: Trapezflügel 3 cm schmale und 15 cm breite Seite, Länge je 33 cm. Abstand der Flügel 2 cm. Der Anpass-Stub 10 cm und 12 cm bei 1,5 cm Parallelabstand. Den Antennen-Eingang hier als Auszug. Eine kurze Erklärung zur Funktionsweise der verkürzten Behelfs-Antenne von den Profis hier wäre schön. Im Netz und Literatur habe ich nichts gefunden, nur bei Sendeantennen gibt es was zur Konus- oder Schmetterlingsform. Möglicherweise bringt das ja auch nicht wirklich viel außer Breitbandigkeit...
total abgefahren finde ich das der Dipol, bei den alten Geräten, einfach auf das Holz geklebt wird. Na gut ,...es geht ja hier nicht um Detektorempfang, aber isolationstechnisch ist das doch eigentlich zu vermeiden. Es ist ein Lambda 1/4 Dipol. Der Ausschnitt des UKW- Eingangskreises sieht ja wie ein Pendelempfänger aus. Ist das ein UKW- Super oder kommt hier noch ein sogenanntes UKW- Vorschaltgerät zum Einsatz? Zeitlich würde das passen.
Diese Anpassung/ Verkürzung / Verlängerung ??, ist ja auch wirklich simpel gestrickt. Wenn wir heute so etwas selbst bauen und im WGF- vorstellen würden, bekommen wir bestimmt Haue.
Die Anpassung / Verkürzung ist auf dem Schaltbild nicht dargestellt. Was meinst Du? Ist denn für den Dipol auch der ext. Stecker vorhanden? Hier ein Wackelbild von meinem Grundig 3097. Auch total primitiv. Ich meine die Antenne... Das Gerät ist seit 1959 durchgehend in Familienbesitz. Ich betreue es seit 1984. Es war noch nie beim Doktor. Bis jetzt konnte ich es immer wieder selbst beleben.
Also ich finde die Gehäuseantenne des Grundig ganz gut. Der Draht der so schön rechtwinkelig gebogen ist dient bestimmt der Impedanzanpassung. Die Länge der beiden Flachbandleitungen ist auch bestimmt aufeinander abgestimmt. Die seltsame Form des Dipols soll die Richtwirkung eines normalen Dipols verringern, ähnlich wie ein Runddipol. Solche Gehäuseantennen waren damals nur in wirklicher Sendernähe <10 km zu gebrauchen, durch die verringerte Richtwirkung musste man das Radio nicht ganz genau ausrichten, was vielen Kunden bestimmt entgegenkam. Für alle anderen gab es die Aussenantenne, die gute alte Hochantenne, aber als Dipol. Es handelt sich beim Grundig schon um einen Super, in der Frühzeit des UKW Radios wurden gerne steile HF Pentoden als additive Mischstufen verwendet. Diese offene Bauweise des UKW Tuners fand um 1952/53 ein Ende, weil Oberwellen des Oszillators in die VHF Kanäle Bd.III fielen und zu Störungen führten. Man sollte bedenken das damals viel weniger UKW Sender gab als heute, das heißt Empfindlichkeit und Trennschärfe sind nicht auf dem Level wie ein paar Jahre später, diese frühen UKW Geräte brauchen schon eine gute bis sehr gute UKW HF Versorgung, ein Antennenverstärker kann hier schon notwendig werden wenn man eine Zimmerantenne benutzt. Der damalige Verkaufspreis dürfte nach heutigen Geldwert so um die 2000 € gewesen sein, aber welcher 3D fähige Flachbildschirm der gehobenen Preisklasse wird nach 60 Jahren noch reparabel und funktionsfähig sein? Also echt nachhaltig.
joeberesf:...total abgefahren finde ich das der Dipol, bei den alten Geräten, einfach auf das Holz geklebt wird.
Hallo Joe,
es handelt sich doch lediglich um eine Behelfsantenne; für besseren Empfang wurden die Anschlussbuchsen für eine Außenantenne verwendet (wurde in der BDA erläutert). In den meisten Fällen konnten damit bereits die Ansprüche der Kunden befriedigt werden, so auch bei meinem TFK Concertino HiFi von 1968. Dem lag z.B. ein Faltdipol bei, zur Montage an der Wand hinter einem Schrank o.ä. An einer Richtantenne mit entsprechenden Daten funktionierte das Gerät natürlich weitaus besser, aber wie erwähnt - den meisten Kunden reichte das.