Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo zusammen,
heute habe ich einen interessanen Artikel aus "Radio och Television" Heft Nr.3, 1959 entdeckt, bei dem man 600 Radioreparaturen analysiert hat. Ich möchte den Artikeln in Auszügen inhaltlich wiedergeben. Dass es typische Fehler gibt, ist nicht verwunderlich und der erfahrene Instandsetzer kann diese Fehler deshalb schnell lokalisieren, während ein Theoretiker stundenlang an der falschen Stelle sucht. Untersucht wurden hauptsächlich Empfänger ohne UKW-Teil aus Europa und USA.
Mich hat laut Aussgage der Untersuchung schon gewundert, dass in 30% der Fälle defekte Röhren Schuld waren. 79 Mal war es die Mischerröhre, 51 Mal die NF-Endröhre, 40 Mal die Gleichrichter-Röhre. Pentoden im ZF-Teil waren es 34. 17 Mal war es die Doppeldioden-Triode. Die restlichen 7 waren andere Typen. Die Untersuchung behauptet noch, man hätte doppelt so viele Röhren austauschen können, aber dem Kunden wäre es zu teuer und man müsste sich mit dem absolut notwendigen begnügen.
Als nächste Fehlerquelle kamen die die Elkos dran, 63 waren defekt. Danach kamen die Potenziometer und Schalter dran, dann die schlechte Kontakte auf Grund der Röhrenstifte. Ganz weit ab lagen Lautsprecher und die Röhrensockel selber. Festwiderstände sind meist nur dann abgeraucht, wenn ein Koppelkondensator Kurzschluss hatte. Skalenseile gingen nur dann kapput, weil die Mechanik schwergänging war. Beit Batteriegeräten waren auch häufig ein Neuabgleich nötig, weil sich die Spulenkerne gelöst hatten.
Der Artikel ist leider auf Schwedisch, falls genügend Intresse besteht, übersetze ich ihn gerne.
Mir ist klar, dass die alten Geräte heutzutatge nach den jahrzehntelangen Standzeiten noch andere typische Fehler aufweisen wie ausgetrocknete Elkos, verharzte Mechanik und oxydierte Kontakte an Schaltern und Sockeln. Trotzdem sollte man bei einem empfangsschwachen Gerät alterschwache Röhren auf jeden Fall in Betracht ziehen.
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05.06.08 16:24
roehrenfreak
nicht registriert
05.06.08 16:24
roehrenfreak
nicht registriert
Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo Volker,
interessant, interessant. Wie sich die Erfahrungen doch decken. Oder aber auch nicht . Aus meiner Reparaturpraxis ergibt sich folgende "Hitliste": Platz 1: Kontakte, Kontakte, Kontakte (Wellenbereichs-Tastatur/Drehschalter, Potentiometer, Rö.-Sockel/-Fassungen...) Platz 2: Kondensatoren, Kondensatoren (ohne Ende - Koppel-, Abblock-, Siebkodensatoren usw.) Platz 3: ganz knapp unter der 2: Elko´s (Netzteil, Kathodenelko a.d. Endrö.) Platz 4: Schichtwiderstände hochohmig (über alle Stufen der Geräte) Platz 5: erst hier Röhren (klopfempfindlich, mangelnde Emission, Vakuumverlust weil geplatzt) Platz 6: verstimmt, aber - hahaha - durch den DAB (Dümmsten Anzunehmenden Besitzer) weil versucht wurde, die Kiste "im Empfang besser zu machen" oder "den P-Funk hören wollte" oder "alle Schrauben mal richtig fest gezogen werden mussten" . Armer Radio - konntaganixfür.
MfG Jürgen rf
Jeder Mensch kann irren, nur der Tor wird im Irrtum verharren (Cicero)
Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo,
auch ich würde eher - obwohl mir keine statistischen Auswertungen vorliegen - Jürgens Erfahrungswerte vermuten.
Vllt. ist das damit begründet, dass die schwedische Auswertung 1959 datiert und somit zu diesem Zeitpunkt die Erfahrungswerte rel. neuer Geräte widerspiegelt, wo hingegen Jürgens und auch meine sich vermutlich auf rel. alte Geräte beziehen. Das würde zumindest die häufigen Probleme mit den Kontakten (-> Staub?) erklären. Ebenso dürften bei neuen Geräten damals die Ausfälle der Röhren höher gewesen sein als bei älteren Geräten? Bekanntlich verläuft die Ausfallfunktion von Bauteilen/Geräten nach einer sogen. "Badewannenkurve", was bedeutet, dass zu Beginn der Lebensdauer eine häufige, dann geringe und gegen Ende wieder steigende Fehlerquote feststellbar ist. Das könnte zumindest mit der Komplexität der Röhren vs. passiven Bauteilen (Kondensatoren, Elkos, Widerstände) erklärbar sein, dass also damals zu Beginn der Gerätelebensdauer eher die Röhren versagten. Letztlich sind das aber nur Vermutungen, die ich nicht belegen kann. Sollten dem schwedischen Artikel jedoch im Durchschnitt genau so alte Geräte zugrunde liegen, wären meine Überlegungen schon gegenstandslos.
Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo!
Die Statistik ist ja sehr interessant. Leider steht nicht dabei, welches Alter die Radios hatten von denen die Reparaturergebnisse untersucht wurden. Mit Statistiken hab ich es nicht so. Vor allen aus der heutigen Zeit. Da glaube ich lieber Statistiken, die ich selber gefälscht habe. Aber den Erfahrungswerten vom >roehrenfreak< kann ich nur voll zustimmen.
Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo alle zusammen.
Und wie sieht heute eine Fehlerstatistik aus? Kontaktprobleme treten allenfalls an mechanischen Reglern und Schaltern auf. Am unzuverlässigsten sind Elkos, ein Trend, der Mitte der neunziger Jahre eintrat und sich bis heute fortsetzt. Ich habe Mitte der neunziger Jahre einige hundert fabrikneue Elkos kommentarlos entsorgt. Das betraf einen Hersteller, dessen Bauelemente bereits teilweise nach drei Monaten ausfielen. Antwort meines Anbieters: Ja, das Problem ist uns bekannt, aaaber----. Ein großes Problem ist die Qualität der Lötstellen mit teilweise kaum sichtbaren Unterbrechungen. Bei Schaltnetzteilen erklärlich durch mechanisches Schwingen im Ultraschallbereich, aber auch an Endstufen in der Verstärkertechnik (Hybrid- IC) zu finden. Ausfälle von Halbleitern sind eigentlich unberechenbar. Teilweise als Folgefehler eines Elkoausfalls (Bootstrapschaltung VK), teilweise als nicht erklärlicher Defekt und mitunter Bananenschaltkreise (müssen beim Kunden reifen), die eine hohe Ausfallrate haben. Der Supergau ist eigentlich, wenn Papa schon mal geguckt hat. Mit Schraubendreher und Multimeter ja kein Problem und in den Kisten ist ja sowieso nichts drin. Wer einmal damit konfrontiert wurde---.
Das wäre meine Erfahrung zur Situation heute. Mit vielen Grüßen. Wolle
Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Tja, lieber Wolle,
was die heutigen Geräte angeht - also alles was nicht älter als etwa fünf bis sieben Jahre alt ist - hast Du vollkommen Recht. "Hitkandidaten" in den SMPS Elko´s, Elko´s, Elko´s (halten die Impulsbelatung auf Dauer einfach nicht aus und an parallel geschalteten Keramik-C´s zur Abdämpfung der Pulse wird konsequent gespart), kalte Lötstellen - auch immer wieder gerne genommen, weil man u.a. am Platinen-Material respektive -Layout gespart hat, Hitzeschäden wegen zu klein geratener Kühlkörper und/oder zu knapp bemessener Bauteile. Ach - ich glaube wir singen da das gleiche Trauerlied... Vielleicht war damals doch vieles einfach qualitativ besser?! Zumindest suggerieren mir 50, 60, gar 70 und mehr Jahre alte Radios rein subjektiv dieses Gefühl. (Reden wir mal in siebzig Jahren darüber ob ein heutiges Gerät so etwas wie "Sammlerwert" hat und dabei sogar noch funktioniert...)
MfG Jürgen rf
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Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo zusammen, man muss aber auch berücksichtigen, dass beim Vergleich von alter Röhrentechnik und moderner Halbleitertechnik die erstgenannten viel häufiger Fehler ausbildeten. Die Röhrengeräte wurden heisser und das führte unabhängig von den sich verbrauchenden Röhren zu viel mehr Fehlern.
Ich habe während der Übergangszeit Röhrengeräte zu Transistorgeräte in einer Service-Firma gearbeitet. Der Aussendienst halbierte innerhalb von 10 Jahren seine Aussendienst-Mitarbeiterzahl. Der Innendienst schrumpfte sogar auf 40 %.
MFG Rainer
Möge die Welle mit uns sein und kein Mögel-Dellinger-Effekt auftreten.
Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo Rainer.
Diesen Einbruch im Bedarf an Servicetechnikern beim Übergang zur teil- und volltransistorisierten Technik gab es Anfang der achtziger Jahre auch in der DDR. Der Reparaturbedarf neuerer Konzepte sank stark ab. Es stieg allerdings der Anteil an zeitweise auftretenden Fehlern an. Häufig waren diese auf Keramikkondensatoren zurückzuführen. Beliebte "Brötchenbringer" waren die "roten Partisanen", Scheibenkondensatoren aus der SU, die mit Fein- und Kurzschlüssen, auch nur zeitweise, ausfielen. Aus diesem Grund habe ich diese Bauelemente auch nur im Notfall eingebaut. Der höhere Ausstattungsgrad mit Geräten und die Einführung der CD- Technik und der Videorecorder, aktuell DVD- Player und Recorder ließen den Bedarf an Reparaturkapazität wieder steigen. Eine weitere heute beliebte Fehlerquelle sind Softwarefehler. Hier steht man mitunter ziemlich hilflos da, wenn man das nicht weiß. Auch einige Universalfernbedienungen sind dazu geeignet, ein Gerät in den Himmel zu katapultieren. Ich selbst habe es mit einer Fernbedienung geschafft, meinen Sat- Receiver funktionsunfähig zu machen. Da Gerätekonfigurationen im EEPROM abgelegt werden, ist auch hier mit den merkwürdigsten Störungen zu rechnen. Gut, wenn der Geräteentwickler eine Grundfunktion auch ohne oder mit einem unprogrammierten Schaltkreis zuläßt, Supergau, wenn ein nur für einen Gerätetyp programmierter Schaltkreis eingesetzt werden muß. Auch Elkos in höherer Qualität (105°- Typen) können recht unangenehm sein. Riecht es irgendwie nach Urin, weiß man, was einem erwartet. Daß unser aktuelles schnelllebiges Angebot an Empfangstechnik einmal Sammlerwert erlangt, vermag ich nicht zu glauben. Bei manchen Produkten fragt man sich, weshalb der Hersteller den Umweg über den Kunden geht, wenn die Funktion nach einem halben Jahr oder weniger nicht mehr vorhanden ist.
Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo Wolle,
Zitat: Bei manchen Produkten fragt man sich, weshalb der Hersteller den Umweg über den Kunden geht, wenn die Funktion nach einem halben Jahr oder weniger nicht mehr vorhanden ist. Zitat Ende. Und von mir ergänzt: ...und das Produkt dann sowieso im Müll landet.
"Gefühlt" wird das momentan durch die Billigst-Importe aus Fernost im Schweinsgallopp immer schlimmer. Nicht nur, daß die Elektronik innerhalb kürzester Zeit nach dem Kauf den Dienst quittiert - nein - auch das "Drumherum" fällt beim Reparaturversuch buchstäblich auseinander. Ohne eine Chance, es je wieder zu einem Stück zusammen zu bekommen, versteht sich. "Gewinde" (falls man das in dem billigen Plastekram überhaupt so nennen kann) sind quasi nach dem ersten Aufschraubversuch "dull gedreht", irgendwelche Pastiknäschen und/oder Rasten, gut versteckt, brechen ab. Mechanikteile verformen sich, leiern aus nur durch die normale Beanspruchung. Aus drei hauchdünnen Äderchen bestehende "Litzen"-Drähte braucht man nur schief angucken damit sie abbrechen. Das könnte ich bis ins Nirvana fortsetzen. In diesen genannten Punkten war m.E. die Produktqualität früher schon besser.
MfG Jürgen rf
Jeder Mensch kann irren, nur der Tor wird im Irrtum verharren (Cicero)
Re: Die häufigsten Fehler laut einer statistischen Untersuchung von 1959
Hallo zusammen,
auch wenn die mindere Qualität der fernöstlichen Produkte wohl unübersehbar ist, befürchte ich doch, dass der König Kunde das zumindest billigend in Kauf nimmt - sonst würde er hochwertigere Produkte verlangen, auch wenn diese teurer sein müssen.
Vor einigen Monaten unterhielt ich mich mit einem HiFi-Fachverkäufer eines großen Kaufhauses, der mir folgendes sinngemäß bestätigte: Entscheidend sind möglichst hohe Ausgangsleistung (PMPO) sowie Anschlussmöglichkeiten für moderne Medien, MP 3 z.B. Hinzu kommen noch ein bisschen Schnickschnack in Form bunter Lämpchen o.ä. - fertig ist das HiFi-Center. Im Angebot des Kaufhauses gab es lediglich noch 1 Receiver japanischer Herkunft (Sony) - das war alles. Auf hochwertigen Einzelbausteinen oder Mini-/Mikroanlagen würde das Haus vermutlich sitzen bleiben, deshalb findet man diese Artikel kaum noch im Massengeschäft; die Minis/Mikros lagen allesamt unter 240 EUR. Einzig die 5.1 oder sogar 7.1 Komplettanlagen lassen sich noch vermarkten, und auch die nur zu rel. geringen Preisen. Kein Wunder unter diesen Gegebenheiten, dass wir uns von Anlagen wie der kürzlich hier besprochenen BRAUN Regie 510 immer weiter entfernen.