Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
Zitieren:mein Tipp zur fehlenden Antenne: Das ganze Gebilde ist zusammen mit den Leitungen zu den Batterien und dem Kopfhörer die Antenne,
Das heißt also, der Aufbau selber ist eine Art Hilfsantenne. Sowas geht sicherlich in Sendernähe, ist aber wenig professionell. So kenne ich Hanns Günther nicht! Schon aus didaktischen Gründen gehört an jeden Empfänger eine Einspeisung der HF an zwei Punkten, Antenne und Erde, wie allgemein bekannt.
Gut, bei Lichtnetz gespeisten Radios kann oftmals die Erde weggelassen werden, wenn der Bezugspunkt der HF das Chassis fungiert = asymmetrische Einspeisung. Schleichweg über das Netzteil usw.
Ganz anders verhält sich die Sache bei einem erdfreien Antenneneingang, wie es bei dem DKE mit der VCL11 gemacht wurde. Nur über die kleine Schwenkspule wird induktiv die HF eingespeist. Wenn da die Erde (oder Antenne) nicht angeschlossen ist, ist kein Empfang möglich. Kann jeder mal ausprobieren....
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Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
WoHo:Schon aus didaktischen Gründen gehört an jeden Empfänger eine Einspeisung der HF an zwei Punkten, Antenne und Erde, wie allgemein bekannt.
Zu Antenne wird festgestellt: "Nach den Mitteilungen der "Radio Revue" liefert die Schaltung noch auf große Entfernung recht guten Empfang ohne jede Antenne".
Weiterer Tipp: Ein Nachbau mit Antenne dürfte im WGF zu Warnmeldungen führen.
Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
Hallo zusammen, nun zur Auflösung, wie ich sie sehe.
Die Schaltung stammt aus dem Zweiten Schaltungsbuch von Hanns Günther - Fünfzig erprobte Radioschaltungen zur Selbstanfertigung von Empfängern und Verstärkern aus käuflichen Einzelteilen, Wilhelm Herbst Verlag, 1925.
Es ist dabei die letzte, 50. Schaltung, im Kapitel Spezialschaltungen. Es ist die einzige, wo Gitter und Anode galvanisch gekoppelt sind, wenn auch sehr hochohmig.
Die sehr ausführliche Beschreibung lässt auf ein Pendel-Rückkopplungs-Audion schließen. Lässt man den Widerstand R2 weg, so lässt sich das Pendeln mit einem Milliamperemeter nachweisen. Ab ca. 10 Megaohm hört man im Kopfhörer einen tiefen Ton, der mit abnehmenden Widerstand irgendwann die Hörbarkeitsgrenze überschreitet. Ein dauerndes feines Pfeifen tritt auf und der Empfänger wird "ungewöhnlich empfindlich".
Ich finde das interessant, kannte den Pendelempfänger nur bei höheren Frequenzen, insbesondere UKW.
Danke an die drei Profis, die sich beteiligt haben. (Insbesondere, da die Fragestellung ja keinem im WGF gefallen hat. )
Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
Danke Jan, für die Vorstellung der außergewöhnlichen Schaltung.
Also ein selbsteregter Pendler für die MW. Das ist noch verwunderlicher, weil ja aus bestimmten Gründen (Einschwingverhalten der Kreise) das bei den niedrigen Frequenzen zu Problemen führt. Die Pendelfrquenz muss dann schon im hörbaren Bereich liegen, was den Genuss des Empfangs verdirbt. Habe sowas selber mal nachgebaut und im RM.org veröffentlicht, Schaltung nach Armstrong von 1922.
Nochmal zur Antennenfrage: Wenn die Empfindlichkeit der Schaltung schon so hoch ist, wie behauptet wird, dann sollte eine angeschlossene Hochantenne ja die Sender "aus aller Herren Länder" ins Haus bringen.... Oder ist die damit verbundene Störstrahlung der wahre Grund dafür, dass man davon abrät ? Ich denke schon.
EDIT: Habe jetzt die Beschreibung in der angegebenen Literatur auf Seite 162 ff gefunden...
Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
Dem Amatör is nix zu schwör.....
Ich habe kurzerhand einen schon bestehenden Audionaufbau umgestrickt, um mal selber zu sehen, ob das gut oder schlecht funktioniert. Man ist ja nicht zu alt etwas dazu zu lernen.
Also, eine Soft-Tube habe ich nicht. Und eine UV200 will ich nicht probieren, schon wegen der -für diese Röhre- zu hohen Anodenspannung. Eine RE084 müsste gehen. R2 ist bei mir 14 MOhm plus 1 MOhm in Reihe, als Gitterstrombegrenzung!
Mal sehen, ob ich heute noch Zeit habe, das zu testen. Wenn nach HB9s Aussage das Ganze Gebilde als Antenne wirkt, dann sollte die Anode- und Heizbatterie ebenfalls "hochliegen". Ich habe aber im Moment keine einzelnen Batterien zur Verfügung, nur Stromquellen, die auf Erdpotential liegen....
Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
...Das finde ich total klasse und spannend!!
Die Zeitkonstante für das Pendeln wird m.E. über den hochohmigen Widerstand und den Gitterkondensator bestimmt. Das schlechte Vakuum muss auch eine Funktion haben, vielleicht zur Demodulation, Kompensation der positiven Gittervorspannung?
Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
Also Ihr habt ja mal wieder coole Sachen hier! Auch wenn ich mangels "Knoffhoff" nicht mitrede - das lesen ist schon spannend und der Nachbau jetzt erstrecht!
Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
Erste Erfolge !.................
Wir schreiben den 1. Januar 2019, und beginnen mit einer taurigen Nachricht: Zwei Mittelwellensender (621 und 1125 kHz) in einem Umkreis von ca. 100 km wurden gestern für immer abgeschaltet!
Diese Sender waren für mich auch tagsüber zu empfangen und hätten für die ersten Versuche mit dem Versuchsaufbau des Pendelempfängers gute Dienste leisten können. Als Ersatz wird nun mein Prüfsender auf 900 kHz mit 400 Hz moduliert und das Signal induktiv auf die Anodenspule L2 eingekoppelt.
Da ich mich schon in 2004 intensiv mit den UKW-Pendlern und deren Funktion beschäftigt habe (nachzulesen in Jogis Röhrenbude), konnte ich nach etwas gewöhnungsbedürftiger Handhabung (der Autor erwähnte das ja bereits) Pendelschwingungen hervorrufen. Diese waren allerdings noch viel zu tief im Hörbereich, sodass ich den Gitterkondensator von 3 auf 1nF verkleinern musste.
Bei Pendelschwingungen von etwa 4 kHz war ein recht empfindlicher Empfang möglich, wenn auch mit dem schrecklichen Pfeifton. Ich konnte die Einkoppelspule (gespeist mit 10 mV HF) 30 cm von L2 entfernen. Die selbe Prozedur bringt bei der Gitterspule nur 1/3 der Lautstärke. Irgendwas stimmt da nicht, weil ich mit C3 keine Resonanz bekomme. L1 und C3 bilden einen Serienresonanzkreis, wobei parallel an C3 die parasitären Kapazitäten liegen, die ich nur schlecht einschätzen kann....
Erhöhe ich die Pendelfrequenz, dann geht die Empfindlichkeit rapide zurück, was auch erklärlich ist. Die Aufschaukelung der Kreise benötigt eine gewisse Zeit, um die volle Amplitude zu erreichen. Weiterhin kann ich mit der handmäßigen Verstimmung der Prüfsenderfrequenz erkennen, dass die Trennschärfe bei weitem nicht ausreichend ist, um die vielen Sender die abends und nachts einfallen, zu trennen. Auch das ist ein bekannter Nachteil des Pendelempfangs bei Wellen unterhalb des KW-Bereichs.
Zur Demodulation: Die veränderliche Amplitude des Sendersignals, lässt gleichzeitig die Zyklusdauer der Pendelschwingungen schwanken. Amplitudenanstieg = kürzere Abstände der Schwingungsbursts und umgekehrt. Dies wiederum ergibt stetige Veränderungen im Anodenstrom die an den Kopfhörer weitergegeben werden. Man könnte auch sagen: Die ursprüngliche Amplitudenmodulation wird in eine Frequenzmodulation der Pendelschwingungen umgesetzt. Habe das mal in der Vergangenheit experimentell bewiesen....
Bin mal gespannt wie sich das heute Abend sich anhört??
Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
Hallo Wolfgang,
ganz große Einzelleistung dieses praktische Nachvollziehen der von Jan gezeigten Schaltung.
Die 4kHz sind ein echtes Problem und aus meiner Sicht sicherlich eine Möglichkeit die steigende Empfindlichkeit nachzuweisen, aber für eine echte Empfangspraxis völlig ungeeignet. Du musst aus dem Hörbereich raus.
WoHo:Erhöhe ich die Pendelfrequenz, dann geht die Empfindlichkeit rapide zurück, was auch erklärlich ist. Die Aufschaukelung der Kreise benötigt eine gewisse Zeit, um die volle Amplitude zu erreichen.
Da die Empfindlichkeit mit steigender Pendelfrequenz abnimmt, vielleicht Frequenzen unter 500Hz versuchen. Gibt es hier noch eine Steigerung der Empfindlichkeit?
Hier könnte vielleicht eine nicht ausreichende Steilheit in der Röhrenkennlinie die Ursache sein. Des Weiteren wird das Aufschaukeln auch durch die gesamte Kreisgüte beeinflusst. Hier liegt aus meiner Sicht auch die Ursache keine Antenne anzuschließen um die Bedämpfung des Kreises gering zu halten. Bei meinen Versuchen mit einer sehr simplen UKW- Pendelempfangsschaltung hatte ich Probleme mit großen Massen im Schwingkreis, da der Massebezug des Luftdrehkos im Anodenkreis fehlte. Das Aufschaukeln setzte aus und nur der Einsatz einer Ferritkernabstimmung brachte letztendlich den gewünschten Erfolg. Das Gleiche geschah dann mit dem Antennenanschluss. Der Antennendraht musste sehr lose gekoppelt werden um die Schaltung stabil zu halten. Dies führte letztendlich dazu.... keine Antenne zu kontaktieren, da die HF- Zuführung über den kompletten Schaltungsaufbau ausreichte und die sehr lose gekoppelte Antenne keinen Gewinn brachte.
Sehr spannendes Experiment.... bin gespannt wie es weiter geht.
Re: Amateurempfänger 1925 - doch wie funktioniert er?
joeberesf: Hier könnte vielleicht eine nicht ausreichende Steilheit in der Röhrenkennlinie die Ursache sein. Des Weiteren wird das Aufschaukeln auch durch die gesamte Kreisgüte beeinflusst.
Hallo zusammen,
die alten "weichen" Trioden hatten alle nicht mehr als 0,5mA/V Steilheit. Der Kreisgütenansatz ist da schon plausibler. Wir wissen alle, dass empfindliche Superhets auch spielen, wenn man nur den Erdanschluss verwendet. Das ist aber wegen der allgemeinen HF-Verseuchung das Problem. Wolfgang hat den jüngsten Verlust an Sendern ja schon angesprochen. Bei mir ist - bis zur Sonnenwende - wegen seiner verlässlichen Stabilität allenfalls Solt auf 540 kHz neben dem "Prüfsender" für Versuche tauglich.