Gleichrichterröhre vs Selengleichrichter , 10 Jul. 2006 21:26
Guten Abend.
In jenen Tagen...... haben die Konstrukteure der Radios oft Gleichrichterröhren eingebaut, aber auch Selengleichrichter. Waren die Röhren nicht teurer? Warum wurde so oder so gehandelt?
Gruss Ronakd
Beitragsbewertung / Message valuation:
Wumpus
Moderator 643 Beiträge Messages RE: Gleichrichterröhre vs Selengleichrichter , 10 Jul. 2006 22:17
Hallo Ronald, in jenen Tagen (so ab Mitte der Jahre 1930-40) kamen die ersten Selengleichrichter auf. Richtig durchgesetzt haben sie sich erst ab. ca 1950 mit einer langen Übergangszeit bis ca 1960.
Richtig ist, daß Röhren teuerer waren, mehr Leistung verbrauchten und immer wieder ersetzt werden mußten. Im Gegenzug schonten Röhren die Lade- und Sieblekos mehr (langsames Ansteigen der Spannung) und waren im Allgemeinen störunanfälliger. Wurde z.B. der Strom wegen eines zeitweisen Kurzschluß in einer Röhre des Empfangers kurzzeitig deutlich zu hoch, "starben" die Selengleichrichter unter Abgabe eines üblen Geruches) recht schnell.
MFG Rainer
Beitragsbewertung / Message valuation:
Dennis
RE: Gleichrichterröhre vs Selengleichrichter , 12 Jul. 2006 10:36
Hallo, Ich habe mal irgendwo gelesen, das es für eine Röhre lebensdauerverkürzend ist, wenn sie nicht ausreichend geheizt ist. Genau diesen Effekt hat man aber bei Verwendung eines Selengleichrichters in der Aufheizphase des Gerätes. Die Anodenspannung ist fast sofort da, aber die Heizung setzt erst mit Verzögerung ein bis sie Ihren Betriebswert ereicht hat. Bei Verwendung einer Gleichrichterröhre steigt die Anodenspannung dagegen viel langsamer an. Die Röhre wird also fast gar nicht mit ungünstigen Betriebswerten betrieben. Vielleicht war das auch ein Aspeckt, den die Radiohersteller damals in Betracht gezogen haben.
!!!
Fotos, Grafiken nur über die
Upload-Option des Forums, KEINE FREMD-LINKS auf externe Fotos.
!!! Keine
Komplett-Schaltbilder, keine Fotos, keine Grafiken, auf denen
Urheberrechte Anderer (auch WEB-Seiten oder Foren) liegen! Solche Uploads werden wegen der Rechtslage kommentarlos gelöscht!
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
der Röhrengleichrichter ist historisch älter als der Selengleichrichter. Der Selengleichrichter war das erste Halbleiterbauelement. Jeder Hersteller hatte damals wie heute beim Einsatz von Bauelementen seine eigene Philosophie und bevorzugte das eine oder andere.
Selengleichrichter sind empfinlicher als Röhren- Gleichrichter, vor allem in Bezug auf Erwärmung. Reines Selen hat einen Schmelzpunkt von 220°C, da für eine verbesserte Gleichrichterwirkung eine Legierung verwendet wurde, sank der Schmelzpunkt bis auf 105°C ab. Die Sperrspannung einer Eisen- Selen- Zelle beträgt zwischen 15...25V. Der max. zulässige Strom ist abhängig vom Flächeninhalt der Sperrschicht. Er beträgt etwa 20...40mA/cm². Selen-Gleichrichter sind wartungsfrei, nur Überlastung und zu hohe Luftfeuchtigkeit, sowie chemische Einwirkungen zerstören sie allmählich. Der Wirkungsgrad bertägt belastungsabhängig 0,75...0,95. Besonders bei niedrigen Spannungen arbeiten Trockengleichrichter (Selen, Kupferoxydul) wirtschaftlicher. Die Höchsttemperatur bei Dauerbetrieb beträgt etwa 70°C. Wird der Gleichrichter zu hoch belastet, so sinkt infolge weiterer Temperaturerhöhung durch die Stromwärme die Sperrfähigkeit, bis schließlich die aufgebrachte Schicht schmilzt und der Gleichrichter unbrauchbar wird.
Die bei seinem Einsatz schnellere Bereitstellung der Anodenspannung schadet Röhren nicht wirklich, da der "schädliche" Anodenstrom erst mit der sich langsam aufheizenden Kathode zu fließen beginnt. Oft hat man den Selengleichrichtern zum Schutz auch Heissleiter nachgeschaltet.
Hallo Vorbemerkung: Zu jedem Satz dieses Beitrages von mir und Beiträgen anderer Forums-Nutzer (auch zu anderen Themen) kann man was ergänzen oder Korrekturen vorbringen. Ich beherrsche diese Fähigkeit auch, will sie aber nicht ständig einsetzen (müssen). Bei Beiträgen mit einer maximalen Buchstabenzahl von 3000 kann man nicht immer episch breit werden und es müsste reichen, Mainstream-Beschreibungen zu geben. Es erscheint mir auch nur so zu gehen, sonst müsste jeder Forumbeitrag über Tage vorbereitet werden, Korrektur gelesen werden, feinangepasst werden und die Varianten jedes Themas und jeder These abschliessend erarbeitet werden und als Kombination von These / Antithese gleich mit aufgenommen werden.
Unsere Themen hier Forum "Alte Radios, Technik" sind immer auf Radios und ihre Umgebung bezogen.
Nun zum eigentlichen Thema. 1923 mit Einführung des offiziellen Rundfunks wurden zuerst reine Batterie / Akku -betriebene Geräte vewendet wurden. (Ja, mir sind Ausnahmen davon auch bekannt.) Bald kamen sogenannte Netzanoden und reine Ladeteile dazu. Wir würden das heute als Netzteile und Akkulader bezeichnen. Diese wurden in der Regel mit Gleichrichter-Röhren verschiedener Wirkprinzipien angeboten. (Ja, mir sind Ausnahmen davon auch bekannt. Ich will jetzt das Thema nicht auf gasgefüllte Gleichrichterröhren, Glimmgleichrichter, Trockengleichrichter (Selen, Kupfer), Motor-Gleichrichter usw. erweitern.)
Erst später kamen die "röhrenlosen" Stromversorungen - dann schon zumeist als Teil des Radios - in relevanten Grössenordnungen zum Einsatz. Hier war das grösstenteils der Selengleichrichter.
Dieser Argumentationskette folgend, waren eben zuerst die Röhrengleichrichter in Radios oder mit Radios im Einsatz, dann kamen die Selen-Gleichrichter, noch später die Silizium-Gleichrichter dazu.
Hallo lieber Rainer, rege Dich doch bitte nicht auf! Weisst Du, es kommt doch nicht nur darauf an, hier mit aller Macht seinen "Wissensüberdruck" loszuwerden und jedes auch nur noch so kleine Detail bis in den allerhiterletztesten Winkel auszuleuchten. Es ist doch viel viel wichtiger, das der Fragende auch möglichst etwas mit der Antwort anfangen kann. Und genau dieses bemühen um eine für den Fragenden "geeigneten Antwort", wird mir in Deinen Antworten immer sehr deutlich. Da steckt so viel Herzblut und Praxisbezogenheit drin. Das ist allemal mehr wert als ein runterappeln irgendwelcher auswendig gelernten mathematischen Flosskeln und Nenngrössen. Genau dafür hast Du meinen Respekt und meine Anerkennung. Mach weiter so!
Merke: Es gibt Niemanden, der ein besseres Wissen hat, sondern nur solche, die ein anderes Wissen haben.
Gruß, Daniel
PS: Rechtschreibfehler sind wie immer Ausdruck meiner Fantasie und brauchen daher nicht extra kommentiert werden.
Hallo lieber Rainer, rege Dich doch bitte nicht auf! Weisst Du, es kommt doch nicht nur darauf an, hier mit aller Macht seinen "Wissensüberdruck" loszuwerden und jedes auch nur noch so kleine Detail bis in den allerhiterletztesten Winkel auszuleuchten. Es ist doch viel viel wichtiger, das der Fragende auch möglichst etwas mit der Antwort anfangen kann. Und genau dieses bemühen um eine für den Fragenden "geeigneten Antwort", wird mir in Deinen Antworten immer sehr deutlich. Da steckt so viel Herzblut und Praxisbezogenheit drin. Das ist allemal mehr wert als ein runterappeln irgendwelcher auswendig gelernten mathematischen Flosskeln und Nenngrössen. Genau dafür hast Du meinen Respekt und meine Anerkennung. Mach weiter so!
Merke: Es gibt Niemanden, der ein besseres Wissen hat, sondern nur solche, die ein anderes Wissen haben.
Gruß, Daniel
PS: Rechtschreibfehler sind wie immer Ausdruck meiner Fantasie und brauchen daher nicht extra kommentiert werden.
Hallo Daniel, so sehe ich das auch. Eine auf die vermutete Kenntnislage des Fragers angepasste und möglichst kurze Antwort ist der richtige Weg. Rainer praktiziert das seit Jahren so.
Urs
Nachtrag: Selengleichrichtern wurden keinesfalls "oft" Heissleiter nachgeschaltet. Oft würde ja meiner Definition nach in mehr als 50 % der Fälle bedeuten. Ach Daniel, Schreibfehler sind das Salz der Suppe.
Hallo Rainer, Du sprichst zum Thema in einem deiner Vorbeiträge von "Glimmgleichrichtern". Ist mir noch unbekannt. Glimmlampen waren doch eigentlich zur Spannungsstabilisierung? Kannst du was dazu sagen?
Hallo Rainer, Du sprichst zum Thema in einem deiner Vorbeiträge von "Glimmgleichrichtern". Ist mir noch unbekannt. Glimmlampen waren doch eigentlich zur Spannungsstabilisierung? Kannst du was dazu sagen?
Hier ist Voxhaus, Voxhaus ist hier.
Hallo Voxhaus, eine Glimmlampe kann auch als Gleichrichter genutzt werden. Eine solche Röhre war z.B. die G132. Werden die beiden Elektroden einer Glimmröhre stark unterschiedlich gross gemacht, tritt Gleichrichterwirkung ein. Schau Dir doch mal diese Seite an: http://www.oldradioworld.de/tspecial.htm