Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Hallo liebe Radiofreunde,
eigentlich wollte ich die nachfolgende Frage nicht stellen, aber ich habe mich dann doch entschlossen, weil mich die "Neugier" gepackt hat.
Es geht um eine technische Frage, die unter Umständen zu der damaligen Zeit eine enorme Bedeutung hatte.
Das Warnschild zu den Volkempfängern und anderen Radios, das Abhören von Feindsendern wird mit Zuchthausstrafe geahndet, ist ja bekannt.
Irgendwer (vielleicht mein Großvater ?) hatte mir einmal vor langen Jahren erzählt, dass in dieser Zeitepoche das Abhören von Feindsendern mit fahrbaren Kontrollautos überwacht wurde. So soll man bei einer zu starken Rückkopplung bei den Volksempfängern die Frequenzen der gehörten Sender ermittelt haben können.
Wer weiss mehr hierüber, insbesondere, ob es technisch möglich war oder nur ein Gerücht ist ?
Herzliche Grüße Peter
Radiotechnik und Rundfunkempfang sind die größten Erfindungen des vorherigen Jahrhunderts und bleiben uns trotz heutiger Digitalisierung lange erhalten.
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Re: Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Hallo Peter, da ist schon was dran. Es gab u.a. zwei Möglichkeiten, von ausserhalb einer Wohnung den in der Wohnung aktiven Empfänger zu kontrollieren:
1. Rückkopplungsempfänger pfeifen nicht nur bei zu stark angezogener Rückkopplung, sondern heben das eingestellte Empfangssignal leicht an - auch wenn sie noch nicht rückkoppeln. Mit einem mobilen oder portablen Peilempfänger kann man die Anhebung der Ortsfeldstärke in gewissen Grenzen wahrnehmen, wenn die Peilempfängerempfindlichkeit so eingestellt wird, dass er allein den "Feindsender" nicht hören kann.
2. Bei Superhetempfängern konnte man mit empfindlichen Peilempfängern die Oszillatorfrequenzen des Supers abhören und über den ZF-Versatz Rückschlüsse auf eingestellte Sender von Radios in der engen Nachbarschaft ziehen.
...
Das kann man auch noch heute nachempfinden. Rückkopplungsradio auf einen Sender einstellen, mit der Rückkopplung spielen und mit einem kleinen Portable-Radio diese Frequenz beobachten. Auch heute verraät sich jeder Super über den Mischoszillator. Mit einem durchstimmbaren Weltempfänger kann auf jeder AM-Bandstelle die vom Radio eingestellte Frequenz ermitteln. Steht er auf BBC London, dann gibts es Ärger .
Re: Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Hallo lieber Peter,
das von Dir erwähnte Verfahren gab es,denn man konnte damals schon mit entsprechend sauber abgestimmten Peilantennen die fahrbar waren den entsprechenden Empfänger orten,an der Wohnung unverhofft klingeln und dann im Überraschungseffekt am Empfänger die Frequenz ablesen.
In wie weit die Möglichkeit zur damaligen Zeit bestand direkt über das Rückkopplungssignal auch die eingestellte Frequenz direkt abzulesen weiß ich nicht,kannte es auch nur über meinen Vater als er damals darüber sprach.
Jedes TV Gerät,sowie jeder Empfänger kann abgehört werden,den schwarzen Mann mit dem Logo "Pst Feind hört mit" ist mir noch gut in Erinnerung.
Re: Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Lieber Peter.
Um mit einem Einkreiser "senden" zu können, muß die Rückkopplung schon stark angezogen sein. Dabei geht aber der Informationsgehalt des Senders verloren. Auch der Oszillator eines Überlagerungsempfängers ist nur auf kurze Distanzen lokalisierbar. Ich würde meinen, der Peilwagen gehört in das Reich der Legende. Denke nur an die Schwierigkeiten, Kurzwellensender aufzuspüren, die mit Moskau Kontakt hielten. Dem "Rundfunk*(A)*" wurden zwei Umstände zum Verhängnis. Der eine war der aufmerksame Nachbar und der andere die eigene Unvorsichtigkeit, den Sender eingestellt zu lassen.
Re: Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Hallo zusammen,
herzlichen Dank für Eure superschnellen Antworten, die ja ein weniig unterschiedlich sind.
Bevor ich vorhin diese Frage stellte, habe ich auch versucht, über das Internet Informationen zu erlangen.aber leider völlig ergebnislos.
Offensichtlich habe ich mit der Frage einen interessanten Aspekt der Rundfunk- und Empfangstechnik angesprochen und man kann versuchen, weitere Details zu erforschen bzw. zu ermitteln.
Herzliche Grüße Peter
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Re: Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Hallo zusammen, sicher ist die Wirkreichweite der Resonanzanhebung, aber auch die Feldstärke des Super-Oszillatorsignals begrenzt. Ein Grund dafür, dass ich ja auch ausdrücklich u.a. auf portable Peilungen verwiesen habe.
Beim in der Pfeifrückkopplung befindlichen Empfänger kam es ja auch nicht darauf an, den Nachrichteninhalt mitzubekommen. Die Peiler erkannten aber an einer Pfeifstelle auf der Frequenz von BBC, dass sich hier Jemand einpegelte. Die Leute, die London hörten, mussten teilweise schon bis in die einsetzende Eigenschwingung gehen, um ausreichenden Empfang zu haben. Das eigentlich Peilen im Haus (Mietshaus) war schon viel schwieriger. Man wusste vielleicht: In diesem Haus ist es, die Wohnung aufzuspüren war schwerer. Ein Trick war es im Treppenhaus - falls die Stromleitungen dort sichtbar waren - diese abzuscannen. Weiter wurde auch der Wohnungsklingelknopf gescannt, um Feldstärkeanhebungen wahrzunehmen. Man konnte den Hauswart auffordern, die Haussicherung rauszuziehen, um zu sehen, dass das Signal dann weg war.
Singemäss galt das auch für die Oszillatorsignale. Die Geräte hatten durchaus unterschiedliche Abstrahlintensitäten. Macht mal den Versuch mit alten Radios und schaut wieweit die Strahlung reicht. Da gibt es so manche Überraschung. Die AM-Bereiche - und um die geht es ja - waren im Oszillator nur selten abgeschirmt. Andererseits war die Oszlillatorleistung gering - so um 5 - 25 mW.
Versuch macht auch hier klug:
Empfänger auf 1000 KHz einstellen, es sollte eine richtige Antenne angeschlossen sein, ca. 5 Meter Draht reichen. Mit einem empfindlichen Portableempfänger dann 468 (472) KHZ versetzt auf den Träger des Oszillators achten (bei 1468 KHz oder 1472 kHz) und dessen Reichweite testen.
Ich habe eben noch mal einen Versuch gemacht. Der Oszillator meines kleines Micro-Radio von Tokyo Transistors wurde im Sony ICF-SW20 noch in 10 Meter Entfernung einwandfrei gehört. Bei einem "richtigen" Tischmodell geht das auch weiter!
Hallo zusammen, lieber Wolfgang, es ist bei weitem keine Legende die ich jetzt vortrage: Nach dem Bau der Mauer wurde kleine Polizeiposten in Kladow an der Grenze errichtet,und in einem saß mein langjähriger verstorbener Freund Klaus DL7DW der dort ein sogn. Volksempfänger sein eigen nannte. Aus lauter Jux und Dollerei wurde der an der Grenze vorhandene Zaun angekoppelt,die Rückkopplung angezogen und Telegrafie gemacht! Die Empfangsstation stand in einem gleichen Postenhäuschen etwa 500-700m entfernt,und so vertrieb man sich die Wartezeit bis zur Ablösung.
Das russische STASI Kästchen mit Zubehör in meinem mitgebrachten Orriginalkoffer diente zur Erfassung solcher Signale auf LW,MW,sowie KW. Als Antenne eine Hosenträgerantenne,und als Erde bzw. Gegengewicht liefen je 2 Drähte in jedem Hosenbein entlang.
Gepeilt wird das Minimum der Ausstrahlungsquelle,man dreht sich also um die eigene Achse wenn das Minimum gefunden ist geht man in diese Richtung,regelt bei Feldstärkezunahme im Nahfeld den HF-Eingang entsprechend runter,und befindet sich dann unmittelbar an der Sendequelle.
Bei unseren Versuchen mit DJ7QB im freichen Gelände außerhalb Berlin wurde ein 100mW Sender auf 21MHz. gesucht,und problemlos gefunden.
Mit einem ebenfalls russischen Gerät mit Peiltonverfahren für 70cm wurde ein kleines Funkhandy von DL7QB im Gras unsichtbar für mich versteckt,Gummiband und Kugelschreiber lösten die PTT aus und so sendete das Gerät bis ich fast raufgetreten wäre,hätte er mich nicht gewarnt.Als Antennewurde eine 4 Element HB9CV Eigenbau benutzt.
Übrigens Rainer,wie auch ich wir haben hier im Großraum Berlin diverse Störer ausgehoben,und das Peilen ob auf KW oder UKW ist so schwierig wie Du glaubst lieber Wolfgang nun auch nicht.
Re: Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Hallo zusammen,
auch wenn es die Eingangsfrage nur am Rande berührt, so kann ich mich an ein altes Magazin (Hobby - Das Magazin der Technik) erinnern, in dem ein Mitarbeiter der GEZ in den 50er Jahren einen mobilen Empfänger in der Hand hielt, um damit Schwarzhörer/-seher vor deren Wohnungstür ausfindig zu machen. Das Verfahren basierte ebenfalls auf der Erkennung der Oszillatorstrahlung und bediente sich einer eigentümlich aussehenden Peilantenne. Da die Superheterodynempfänger früher vermutlich stärker strahlten als spätere Geräte, kann ich mir das Verfahren zur Erkennung der Hörer verbotener Sender gut vorstellen; bei anderen Empfängern - ohne Oszillator - bin ich mir allerdings nicht sicher, ob es funktionieren würde.
Re: Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Hallo Klaus,
danke für die Er4gänzung !
Das Magazin "Hobby" war seinerzeit mein Lieblingsmagazin und ich konnte es eigentlich immer kaum erwarten, bis die neue Ausgabe kam. Schade, dass die Einstellung der Zeitschrift in den achtziger Jahren erfolgte.
Herzliche Grüße Peter
Radiotechnik und Rundfunkempfang sind die größten Erfindungen des vorherigen Jahrhunderts und bleiben uns trotz heutiger Digitalisierung lange erhalten.
Re: Fahrbare Frequenzermittlung bei den Volksempfängern durch die Rückkopplung
Hallo alle zusammen.
Belegbare Aussagen zur gezielten Aufspürung von Rundfunk*(A)*n mittels Funkaufklärung lassen sich nicht finden und erscheinen mir auch unwahrscheinlich. Der Bereich der möglichen Zwischenfrequenzen in dieser Zeit reicht von 52 kHz bis 1600 kHz, so daß ohne Kenntnis des verwendeten Empfängers eine Zuordnung kaum möglich ist. Ich möchte auch noch einmal an die Probleme bei der Aushebung von Sendern der "Roten Kapelle" erinnern, die seitens der Aufklärung mit Hochdruck betrieben wurde. Zumindest zum letzteren findet man einige Aussagen in der Literatur. Es geht ja nicht um die Feststellung von Rundfunkempfang, sondern um den Nachweis des Abhörens von Feindsendern. Selbst Denunziationen konnten nicht vollumfänglich verfolgt werden und endeten vielfach mit einer sogenannten Verwarnung.