Ich hatte das Glück, eine gute Loewe-Mehrfachröhre 3NF von Tom (DK1IS), zu einem Freundespreis zu erwerben.
Natürlich wollte ich zunächstmal den Zustand davon erfahren. Gemeint ist die Stärke des Anodenstroms in Abhängigkeit von der Gitterspannung. Weil die Anode der 1.Triode gesondert herausgeführt ist, lässt sich diese System ebenfalls messen. Als Referenz (Soll-Kurven) dienen die Darstellungen aus dem Büchlein „DIE MEHRFACHRÖHRE“ von E. Nesper und W. Kunze (1928).
1. Triode
Was sofort auffällt, der Riesenunterschied im Anodenstrom (rot), welcher 3x größer als die Vorgabe (schwarz) ist !! Weiterhin erkennt man, dass der Ia nicht zu Null geht. Es bleibt ein gewisser „Schwanzstrom“, auch bei einer hohen -Ug. Darf ich andere Besitzer (Walter z.B.) einer 3NF bitten, meine Messungen zu wiederholen und bekannt zu machen. Herr G. Eisenbarth weist in seinem Buch „Die Loewe Mehrfachröhren“ (Seite 2.36) auf eine Verbesserung des 1. Systems während der Produktion hin.
3. Triode
Betrachtet man den Anodenstrom im Arbeitspunkt, dann ist so gut wie kein Unterschied zur Sollkurve zu sehen, also 100%. Bei Ug 0 Volt dagegen werden keine 10, sondern nur 7,4 mA erreicht = 74%. Durchaus akzeptabel, ich bin zufrieden....
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Gratulation zur 3NF, die sich in der Tat in einem sehr guten Zustand befindet. Hätte ich vor einer Woche nicht mit diesem Exemplar spielen dürfen, wäre ich vielleicht zum Zuge gekommen:
Ich habe den Franzosen instruiert, dieses Exemplar nicht unter Wert zu verkaufen und nehme an, dass die Röhre alsbald in der Bucht auftauchen wird.
Es ist schon interessant zu hören, wie diese Röhren mit voller oder beinahe voller Emission Lautsprecherempfang vor knapp 100 Jahren realisieren konnten. Um deiner Bitte zu entsprechen, kam von meinen drei Exemplaren nur zwei mit herausgeführter ersten Anode in Betracht. Meine Wahl fiel auf die etwas "Bessere" # 647338, die freilich auch ausgelutscht ist.
Der Reststrom im ersten System trat auch hier auf und liess sich selbst mit -125 Volt Gittervorspannung nicht auf Null bringen. Mehr kann das Heathkit Netzteil nicht liefern. Der Heizstrom betrug ziemlich genau 400mA bei 4V.
Der Reststrom (Schwanzstrom) ist durch den Aufbau des Systems bedingt !
Schaut man mit der Lupe auf die seitlichen Trioden, dann erkennt man, dass wenige Elektronen den Gitterwendel umgehen können. Auch "Umgriff" genannt. An den beiden Enden des Heizfadens ist der direkte Weg zum Anodencylinder möglich. Man hätte entweder letzteren kürzer, oder den Gitterwendel länger ausgeführt.....
Ich habe meine gemachten Messungen an den Experten Gerhard Eisenbarth vorgelegt.
Es geht um den vermeintlichen Reststrom bei völlig gesperrtem 1. System (1. Triode). Meine Erklärung war, einige Elektronen können den Weg durch das negative Steuergitter umgehen und täuschen einen sogenannten Schwanzstrom vor. Er hat mich freundschaftlicherweise darauf hingewiesen, bei meinen Betrachtungen wurde der unvermeidliche Nebenstrom durch das 2. System außer Acht gelassen! In Rot habe ich das versucht deutlich zu machen. Dieser Nebenstrom fließt also durch das 2. System, dann durch die beiden Außenwiderstände (je 2-3 MOhm) und addiert sich zum Ia des 1. Systems.
Mit einer kleinen Unsicherheit kann man dann von einem Nebenstrom von 8...10 µA ausgehen, was auch die von mir aufgezeichnete Kennline des 1. Systems zeigt.
da hätten wir auch drauf kommen können, weil es naheliegend ist. Wir müssen dabei unterstellen, dass durch die Alterung die beiden Anodenwiderstände annähernd gleich hochohmig sind und sich der Koppelkondensator ideal verhält.
Wie Du dich vielleicht erinnerst, hat eine meiner 3NF gemessen 10 MegOhm. Bei einer 3NFB ist der Widerstand sogar so hoch, dass er nicht messbar ist. Diese Röhre ist aber nicht etwa tot, sondern gibt bei starkem Eingangssignal durchaus noch NF bei nicht möglicher Rückkopplung ab.
Eventuell sollte man auch eine Widerstandsmessung zwischen G3 und A1-2 versuchen?
Da ich noch keine Dokumentation über den Frequenzgang und die Gesamtvestärkung der 3 NF finden konnte, wurde das heute Morgen nachgeholt.
Wie schon berichtet, hatte ich das Glück, ein beinahe 100%iges Exemplar zu erwerben. Damit wurde diese Messaufstellung gemacht: Man sieht, die Mehrfachröhre ist gegen Brummeinstreuungen metallisch abgeschirmt. Um eine Übersteuerung der 1. Triode zu verhindern, ist zusätzlich ein Dämpfungsglied eingefügt.
Hallo Wolfgang, Diese Messung erscheint aus heutiger Sicht unspektakulär, nicht aber, wenn man in die Zeit dieser Röhren eintaucht. Zunächst die Zeitschrift "der Radio-Amateur", die sein Januar dieses Jahres auf archive.org eingestellt ist:
Dieser "Bastelkasten" wirkt wie eine Studie zur 3NF, es wurden zwei ungesockelte L.A.77-Spezial- Widerstandsverstärker-Röhren verwendet und eine L.A. 101 in der Endstufe.
Auch hier wurde sehr hochohmig konstruiert, es gibt da einige Streitartikel, in denen das prinzpell heftig angegriffen wurde ("Forstmann-Ardenne-Disput" über mehrere Hefte). Die eingestellte Messung der 3NF zeigt aber, dass diese Vorwürfe ungerechtfertigt waren: Offensichtlich sind weder die Koppel-Kapazitäten zu klein gewählt noch tritt ein zu großer Höhen-Verlust auf.
Schön ist ja, dass diese historischen Dokumente per Stichwortsuche gezielt durchforstet werden können. Der Suchbegriff "Ardenne" führt dann zu Artikeln wie "Über neue Gedanken für die Empfangstechnik" https://archive.org/details/der-radio-am...mp;view=theater
Zitieren:Man sieht, daß bei einem äußeren Widerstand von 3 000 000 Ohm ein Strom von nur etwa 0,03 Milliampere fließt. Der Heizfaden der benutzten Röhre braucht dann auch maximal nur einen Elektronenstrom von 0,03 Milliampere emittieren, ohne daß hierdurch Verzerrungen eintreten. Der Heizfaden braucht dann also nur etwa 1/100 der bisher üblichen Emission zu geben. Die Heizleistung für diese Kathoden wird naturgemäß sehr viel geringer, wie bisher sein. Bei Benutzung von Röhren mit normalen Kathoden kann hier die Heizleistung ganz wesentlich verringert werden, um die erforderliche geringe Emission zu ergeben, gleichzeitig hiermit wird die Lebensdauer der Heizfäden außerordentlich vermehrt.
Da die 3NF nach diesem Prinzip konstruiert wurde, kann möglicherweise schon optisch ein Unterschied zu anderen Röhrentypen in der Helligkeit der Heizfäden festgestellt werden.
Eine Kernbohrung aus dem Jahr 1925. Ein Inserat aus dem Jahr 1926 zeigt die Röhre mit ihrer HF-tauglichen Schwester, der 2 HF. https://archive.org/details/der-radio-am...mp;view=theater Eine Doppelgitter-Röhre in Raumladegitterschaltung. Es ist, als plauderte Ardenne da 1925 ein wenig aus dem Nähkästchen, ohne das Kind direkt beim Namen zu nennen. "Marktpolitisch" wäre das recht geschickt, der Leser des Blattes ist dann im Grunde schon mit der Technik dieser Röhren vertraut und auf sie vorbereitet.
die Loewe Mehrfachröhren waren keine Hellglüher aus reinem Wolfram mehr, sondern trugen bereits eine Barium(oxyd)kathode. Eine Dimensionierung auf geringe Emissions- ströme machte keinen Sinn und fand auch nicht statt. Die technologische Herausforderung war hingegen die zeitlich gleichmässige Beschichtung im Aufdampfverfahren für alle Röhrensysteme. Weiterhin konnte die Anodenverlustleistung durch Anodenoptimierung deutlich gesteigert werden: Von 2W der 3NF bis auf über 35W der 3NF K/L.
Um einen Eindruck der Helligkeit des Heizfadens zu vermitteln, zeige ich hier eine neuwertige 2HF, die ich vor einer Woche ebenfalls vermessen habe. Sie bildete bei Loewe zusammen mit der 3NF diverse Fernempfänger.
Es ist eine frühe Version mit Raumladegitter - später war man in der Lage mit einer einfachen Doppeltriode zu arbeiten: 2HF tr, HF29, HF30, usw. Hintergrund war eine schnelle Entladung der teuren Anodenbatterie, denn der Raumladegitterstrom war hoch: um die 7 mA.
Gruss Walter
Es geht um die 3NF und nicht 3NFBat oder 3NFB. Der Gesamtheizstrom lag zwischen 0,34 und 0,5A, je nach Seriennummer. Der hohe Strom nicht etwa am Anfang der Produktion, sondern eher zum Ende der relativ kurzen Blütezeit der 3NF.
Noch einmal: Der geringe Emissionsstrom unter 0,1mA (Endstufe bis 17,5mA für Na<=2W) hatte keinen Einfluss auf die Heizung, erhielt aber die Emissionsfähigkeit bis in die heutige Zeit, was man für die Endstufe nicht behaupten kann. Knackpunkt ist die Alterung der Anodenwiderstände.
Relevant war für Loewe:
- Abkehr von der Transformatorkopplung - Verzicht auf Reostate
Also musste die Dimensionierung einen nur kleinen Lautstärkeeinbruch beim Erreichen der (Endlade)-Schluss-Spannung (zwei Bleizellen a 2V) berücksichtigen. Die ersten beiden Stufen liefen mit 2 V in einer Serienschaltung parallel zur Heizung der Endröhre, die ggf. einen Widerstandsdraht in der Zuleitung enthielt. Die Heizstromaufteilung wird man dann sicherlich abschätzen können. Ich hoffe, dass der schöne Beitrag von WoHo nicht wie vor der Löschaktion "zerdiskutiert" wird.
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