eine gelungene Design-Mischung aus alt hergebrachter Röhrenära und sich mehr und mehr durchsetzendem Transistor-Zeitalter stellt in meinen Augen der Blaupunkt "Derby" (Typ 22.560), Baujahr ca. 1961 dar. Dazu meine kleine, persönliche Geschichte: Mein Herr Vater kaufte ein solches Radio, nutzte es mit Unterbauhalterung in seiner weißen VW-1600-Limousine bis 1966. In diesem Jahr erlitt mein Vater mit seinem Arbeitskollegen als Beifahrer an einer ampelgeregelten Kreuzung ohne Schuld einen schweren Verkehrsunfall. Sicherheitsgurte gab es noch nicht, der VW war krumm wie eine Banane. Auf dem Wege durch die Windschutzscheibe nach draußen rammte der Kollege das Radio, verletzte sich dabei schwer am linken Knie und das Radio war an der rechten Ecke zertrümmert und spielte zunächst auch nicht mehr. Bis zu dem Tage als es ein Knirps namens Jürgen in die Finger bekam und plötzlich daraus Töne zu vernehmen waren. Und das sehr zum Entsetzen meiner Eltern, saß doch gegenüber der Versicherungsvertreter. Der hatte aber den Apparat bereits als "Totalschaden" auf seinen Formularen manifestiert, leichtes Schmunzeln in seinem Gesicht - Puhh!
Das hier gezeigte, intern völlig unberührte Gerät (!) habe ich Mitte des Jahres von einem Arbeitskollegen angeboten bekommen. Nach gründlicher Bearbeitung und Erneuerung des gerissenen Skalenseils schaut er nun besser aus als das durch die Ereignisse in Mitleidenschaft gezogene Radio meines Vaters.
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Der "Derby" war seinerzeit ein Traum-Gerät. Vier Wellenbereiche und sowohl als "normales" Kofferradio als auch als Autoradio nutzbar, eine frühe Form des erst viel später wieder aufgegriffenen Konzeptes "Quick Out" - spöttisch auch als "Quick Weg" bezeichnet.
Im Jahre 1961 waren für dieses Radio rund DM 350,-- zu berappen - auf heutige Verhältnisse umgerechnet ein schier unbezahlbarer Betrag für "Otto Normalverbraucher"...
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Eine echte Familiengeschichte mit Deinen ersten erfolgreichen Bastlereingriffen. Interessant wäre aber auch die Bestückung dieses Gerätes kennenzulernen, weil Du etwas über eine Röhren -/Transistor-Kombinatione erzähltest. Solche "Hybridform" gab es in der Ex-DDR auch. Weiß nicht mehr genau , ob es der Stern I oder Stern II war. Das Design war anspruchsvoll und mit einem Skalenrad versehen. Freundliche Grüße von Dietmar
Jürgens Gerät errinnert mich sehr in der Form und Bauweise an den DDR- Batteriesuper "Silva". er hatte den Lang- und Mittelwellenbereich. Bestückt war er mit DK96, DF96, DAF96 u. DL96. Für die Anodenspannung gab es ein Netzteil als Option. Nur für die Röhrenheizung brauchte man immer zusätzlich 2 x 1,5 Volt Monozellen. Beste Grüße von Dietmar
In der Formgestaltung liegen zwischen der Sylva und dem Derby Welten. Wenn Du den Spatz Baby genannt hättest, könnte man noch ein Auge zudrücken. Ansonsten war der einzige Hybridempfänger als Kofferradio der Stern 1. Die Weiterentwicklung Stern 2 enthält auch im HF- Teil Transistoren. Alle anderen Hybridlösungen waren dann Heimradios, z.B. RCX1002.
Hallo zusammen, Jürgen wird sicher noch was zur Bestückung des Derby sagen, ist ein Volltransistor. Ich habe eines der Nachfolge-Modelle von 1964: http://www.oldradioworld.de/derby2.htm mit ausführlichen technischen Daten dort.
Die Derby-Geräte dieser Jahre hatten einen gut empfindlichen KW-Bereich, obwohl nach der Schaltungsanalyse in diesem Bereich nichts Besondere zu finden ist. Vielleicht gut gewählte Bauteile (Kreisgüten?).
Diese Geräte im Autohalterungsbetrieb waren tatsächlich bei Unfällen ein grosses Problem (siehe die Erlebnisse von Jürgen). Ich kann mich ab 1964 an so manches Gerät in der Werkstatt erinnern, die regelrecht zertrümmert waren. Oft ging es bei diesen Autohalterungsgeräten (nicht nur Blaupunkt) dann nur um die Versicherungsfrage (Totalschaden oder nicht).
Ich habe keine Fotos zum direkten Vergleich. Aber in meiner Erinnerung erschienen mir gewisse Ähnlichkeiten, was ja auch im Auge des Betrachters bzw. seiner Erinnerungen liegen kann. Damit ist auch kein Anspruch auf volle Authentität oder Perfektion vorhanden. Vom Innenleben und deren Funktionen beider Geräte her, gibt es zwangsläufig auch wesentliche Unterschiede. Mir ging es im Wesentlichen um das technische Innenleben de "Derby`s" und meiner Vermutung, daß es sich hier um eine Mischung (Hybrid) aus Transistoren und Röhren handel könnte. Beste Grüße von Dietmar
vielen Dank für das rege Interesse am Thema. Der Blaupunkt "Derby" ist in der Tat ein recht empfangsstarker Koffersuper. Bestückt ist er durchgehend mit Germanium-Transistoren. Fast alles OC..-Typen im Glaskölbchen. Dies sind im Einzelnen:
> 2 x OC615, UKW-Vorstufe/selbstschwingende Mischstufe > 2 x AF105, 1 x OC75 ZF-Verstärker/Regelspannung > 1 x OC614, selbstschwingende AM-Mischstufe > 2 x OC75, NF-Vorstufe/NF-Treiber > 2 x OC74, NF-Gegentakt-Endstufe
Alle Transistoren sind noch originale Erstbestückung. Verblüffend gering ist die Gesamtruhestromaufnahme dieses Radios. Nur etwa 20mA saugt er aus den sechs Monozellen, die ihn versorgen. Damit ist stundenlanger Betrieb möglich...