ein Flohmarktfund, bei dem ich wieder nicht nein sagen konnte:
Röhrensatz: ACH 1, AF 3, ABC 1, AL 4, AZ 1 Kreise: 7 Empfangsprinzip: Superhet Wellenbereiche: 3 Wellenbereiche von 13,7 bis 2000 m Besonderheit: Große beleuchtete Skala mit beleuchteter Hervorhebung der Stationsnamen. Größe: 470 x 240 x 286 mm. Stromverbrauch: 62 Watt. Baujahr: 1938/1939 Hersteller: Kungs Radio, Schweden Schaltbild und Abgleichunterlagen: http://www.kungsradio.se/319/kungs319v.html
Zustand des Gehäuses: Lack blättert ab, Kratzer, Stoff in Ordnung, alle Knöpfe vorhanden. Zustand der Technik: Unbekannt, augenscheinlich alles vorhanden, verdreckt.
Der Röhrensatz des Radios war bereits 1938/1939 schon zwei bis drei Jahre veraltet. Offenbar wurden hier Restbestände verbaut. Der Drehko hat drei Plattenpakete, weil das Radio zwei Vorkreise am Eingang hat. Dies war wegen der relativ niedriegen ZF für die Spiegelfrequenzunterdrückung notwendig. Das Netzteil ist vielleicht deshalb vom Empfängerchassis getrennt, um eine Allstromversion leichter umsetzen zu können.
Mal sehen, was da wieder an Arbeit auf mich zukommt. Den Lack will ich mit Aceton entfernen, dann ganz vorsichtig schleifen und mit Schellack neu polieren, damit das Walnussfournier zur Geltung kommt. Das schöne Gehäuse verdient das. Warum tue ich mir das alles an???
Das erste, was ich an so einem Radio mache, ist das Einölen der Madenschrauben an den Drehknöpfen, damit sich diese leicht lösen lassen. Wenn so eine Madenschraube abbricht, wird es schwierig.
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sehr schönes Gerät haste da bekommen. Die Trennung des Stromteils in einem eigen Metallkasten habe ich auch noch nicht gesehen, vermutlich um Einstreuungen zu unterbinden.
Aceton gegen den Lack würde ich nicht nehmen, da dadurch der Lack sehr stark verflüssigt wird und ins Holz einziehen kann wodurch sich eventuell Wölkchen oder Schattierungen bilden können. Eventuell wird die Beize des Holze hiervon auch mit angegriffen. Hier würde ich schleifen. Geht mit einem Rutscher oder Dreiecksschleifer ziemlich schnell und ordentlich.
das ist ja schon ein außergewöhnliches Gerät! Wie kommt es, dass man 8 Verschiedene Spannungen zum wählen hat? Gab es in Schweden so viele verschiedene Stromnetze?
in einem Nachbarforum hat ein Schreinermeister gezeigt, wie man ein altes Radio mit Schellack poliert. Den alten Lack hat er mit Aceton aufgeweicht und abgezogen. Mit Schwingschleifern und Dreieckschleifern habe ich auch schon gearbeitet. Ehe man es bemerkt, ist an den Ecken und Rundungen das Fournier durchgeschliffen und dann ist der Ärger da. Ich lasse mir lieber Zeit, mache es von Hand und löse den Lack mit Aceton an. Ich habs heute schon mit Brennspiritus probiert, aber das hat nicht so gut geklappt.
Heute hab ich die beweglichen Teile mit dem Bremsenreiniger und Kriechöl meines Vertrauens eingeweicht. Der Netzschalter ging dann wieder (nur mit dem Ohmmeter geprüft wegen der Explosionsgefahr). Der Wellenschalter lässt sich auch wieder bewegen. Die AZ1 funktioniert auch auf dem Röhrenprüfer. Den Elko im Netzteil will ich dann in Ruhe formieren und dann hoffe ich sehr, dass der Netztrafo keinen Schaden hat. Die Röhren haben noch die Garantie-Aufkleber von Kungs Radio. Die Garantie ist aber schon abgelaufen .
Keine Ahnung, warum so viele Spannungen eingestellt werden können. Offenbar gab es viele lokale unterschiedliche Stromnetze damals.
die Unterseite ist auch beachtlich. Statt Pappe kommen hier zwei relativ dicke, gelochte Stahlbleche zum Einsatz. Alte schwedische Radios sind oft nach optimierter Serviceunfreundlichkeit und maximierter Kompliziertheit aufgebaut. Mal sehen, was da auf mich zukommt. Ich lasse mir mit dem Radio Zeit.
es geht weiter mit der Untersuchung des Kungs Radio 319 V. Die Unterseite ist mit zwei 0,7 mm dicken Stahlblechen versehen. Der Wellenschalter wurde mit Kriechöl und Bremsenreiniger wieder beweglich. Der im Lautstärkepoti integrierte Netzschalter funktioniert wieder elektrisch und mechanisch, nachdem er unter Bewegung abwechselnd mit Kriechöl und Bremsenreiniger zur Spülung behandelt wurde.
Eine Prüfung auf Durchgang an der Netzzuleitung mit dem Ohmmeter zeigte allerdings eine Unterbrechung zur Primärwicklung des Netztrafos. Wie bei diesen Geräten üblich, fehlt eine Netzsicherung. Der Drehschalter für die Netzspannungswahl wurde deshalb nach der üblichen Methode mit Bremsenreiniger und Kriechöl behandelt. Nach einer Weile war bei allen Stellungen wieder ein elektrischer Kontakt gegeben. Der Trafo scheint wenigstens primärseitig in Ordnung zu sein. Brandspuren waren am Trafo auch noch keine zu erkennen. Für eine weitere Untersuchung muss das Netzteil ausgebaut werden. Erst dann kann der 16 uF große Ladeelko des Netzteils formiert werden, falls dies überhaupt gelingt. Die Geichrichterröhre AZ1 scheint nach einer groben Prüfung auf dem Röhrenprüfer noch in Ordnung zu sein. Ich habe erst jetzt das Datenblatt gefunden mit der Ia/Ua-Kennlinie und muss den Vorgang nochmals wiederholen.
Ansonsten ist das Gerät sehr solide aufgebaut. Die Kabelisolationen sind in Ordnung. Es wurde sehr viel Wert auf Abschirmung gewählt. Selbst ein NF-Koppelkondensator wurde mit Abschirmgeflecht überzogen.
Der korrodierte Netzspannungswahlschalter war eigentlich ein Glücksfall, weil damit kein Sachunkundiger das Gerät unbdedarft einschalten konnte, so dass eventuell der Ladeelko beim Einschalten durchknallt oder ein anderer Schaden entsteht. Auf Grund der massiven Verharzungen und den sehr korrodierten Kontakten vermute ich, dass das Radio viele Jahrzehnte nicht in Betrieb war. Das Gerät ist innen relativ wenig verstaubt. Das Stahlblechchassis zeigt Rostspuren. Es war vielleicht auf einem Dachboden oder in einem Schuppen gelagert. Auffallend gut erhalten ist der Lautsprecherstoff. Er zeigt weder Risse, Flecken oder Schimmelspuren. Mindestens drei Röhren haben noch den Garantieaufkleber. Die vierte Röhre ist schwer erreichbar.
Dieses Radio ist jedenfalls für Anfänger nicht gerade besonders geeignet. Anfänger sollten mit Mittelklasseradios ab Baujahr 1955 beginnen, wenn sie noch keine gedruckten Leiterplatten besitzen, ist meine Einschätzung.
nun geht es an den Ausbau des Chassis, das in zwei Teilen vorliegt und durch einen Kabelbaum verbunden ist, was die Angelegenheit erschwert. Zudem gehen noch Kabel zum Lautsprecher, an dem der Ausgangstrafo sitzt.
Hier ist die zerkratzte Oberseite des Gehäuses zu sehen.
Das Netzteil ist mit einer schwer zugänglichen Schraube befestigt.
Die Kabel zur Lautsprechereinheit wurden mit Filzstift markiert.
Gehäuse ohne Chassis.
Chassis von hinten, gereinigt.
Chassis von vorne, gereinigt.
Empfängerteil von unten.
Der Lautsprecher sitzt zusammen mit dem Lautsprecherstoff auf einer Platte.
Netzteil von unten. Der Ladeelko ist schwer zugänglich.
Der Lautsprecher piepst an einem Tongenerator und der NF-Übertrager scheint auch in Ordnung zu sein. Wie ich an die beiden Elkos des Netzteils herankomme, ist mir noch ein Rätsel. Sie sind schwer auszubauen. Gereinigt wurde das Chassis mit Bremsenreiniger und Glasreiniger. Die Kappen der Röhren und die Fassungen derselben habe ich mit Elektronikreiniger als Schmierung vor dem Ausbau der Röhren eingespüht. Das Entfernen der Röhren geht dann mit weniger Kraftaufwand. Die Kunststoffskala konnte mit Glasreiniger gereinigt werden, da die Bedruckung innen sitzt. Die Drehknöpfe wurden in einer Zahnprothesenreinigerlösung bebürstet.
ich sehe da zwei große richtige Naßelkos. Vorsicht, nicht kopfüber oder liegend betreiben und auch möglichst nicht lange so lagern. Besonders nicht beim Formieren, sonst drückt es den Elektrolyt durch die drei Löchlein heraus. Wenn der Elektrolyt noch einigermaßen brauchbar ist , lassen Die sich formieren. Aber den Strom beim Formieren auf unter 10mA begrenzen - Viele kommen wieder gut in Gang, haben dann aber dauerhaft kaum unter 1mA Reststrom.
ja, richtig, die tropfen, wenn sie kopfüber oder geneigt gelagert werden. Da tritt dann eine gelbe Flüssigkeit heraus. Leider tropft bei den beiden nichts mehr. Die beiden Elkos sind vollkommen ausgetrocknet und ohne Kapazität. Strom fließt auch bei 250 Volt nicht mehr durch. Da der Ausbau so kompliziert ist, kann ich sie im Gerät belassen und werde frische Elkos parallel schalten. Zum Glück hatte ich noch welche. Der Ladeelko bekommt 20 uF / 400 Volt. 20 uF verträgt noch die AZ1. Der Siebelko darf viel größer also im Schaltbild sein. Nur muss er auch 400 Volt aushalten können, da bei kalten Kathoden diese Spannung auch am Siebelko anliegt.
Hätte jemand also das Gerät nach der Reinigung der korridierten Kontakte eingeschaltet, würde das Radio nur sehr laut brummen.
Im Gerät sind noch zwei Niedervolt-Elkos und mindestens ein Koppelkondensator, die ich ersetzen muss, bevor ich das Radio über eine vorgeschaltete 60-Watt-Glühlampe einschalte. Der Netztrafo hat bis jetzt einen unverdächtigen Eindruck gemacht. Ich bin also verhalten optimistisch.
Die Arbeit mit dem Gerät ist manchmal eine butige Angelegenheit, das die Blechkanten nicht entgratet wurden. Die Bohrungen der unteren Abdeckung sind auch scharfkantig.
Der alte Lack ist sehr spröde und lässt sich sehr leicht und schonend von Hand mit 200er Papier abschleifen. Danach kommt feineres Korn. Das Abschleifen der Oberseite hat vielleicht eine halbe Stunde in Anspruch genommen.
Als Ersatz für den Ladeelko wurden 2 x 10uF/400V im Netzteil an versteckter Stelle eingebaut. Am Samstag geht es weiter mit dem Projekt.